Lyonesse 3 - Madouc
diesem freundlichen Herrn den Heuschober, und danach sammle Reisig für das Feuer! Darüber hinaus vertraue ich dir einen Krug meines Spezialwachses an. Ich will, daß du die Stiefel dieses Herrn polierst, und zwar so blitzblank, daß man sich darin spiegeln kann. Das ist das mindeste, was du für unsere Freunde tun kannst, bis ich mit Dame Corcas zurückkehre!« Er schwang sich in den Sattel, den Sir Pom-Pom eben erst geräumt hatte, und sprengte in wildem Galopp davon.
»Hoy!« schrie Sir Pom-Pom hinter ihm her. »Laßt wenigstens die Satteltaschen hier, damit wir in Eurer Abwesenheit schon das Abendessen bereiten können!«
Aber Filemon hörte ihn nicht oder wollte ihn nicht hören und war flugs aus ihrem Blickfeld entschwunden.
Sir Pom-Pom spähte in die Hütte und prallte zurück. »Ich glaube, ich schlafe doch lieber im Freien, wo der Modergestank weniger streng ist.«
»Ich werde es dir nachtun, da die Nacht mild und klar zu werden verspricht«, sagte Madouc.
Sir Pom-Pom und Mikelaus holten Stroh aus einem alten Schober und schichteten es zu weichen, wohlriechenden Betten. Sodann entzündete Sir Pom-Pom ein Feuer, aber ohne den Inhalt der Satteltaschen konnten sie nur verdrießlich in die Flammen starren und geduldig auf die Rückkehr von Filemon und Dame Corcas mit den Pferden harren.
Die Sonne sank am Horizont und verschwand schließlich hinter den fernen Hügeln. Sir Pom-Pom stand auf und spähte den Pfad hinunter, aber von Dame Corcas und Filemon war weder etwas zu sehen noch etwas zu hören.
Sir Pom-Pom ging zum Feuer zurück und zog seine Stiefel aus. Mikelaus nahm sie sofort beiseite und machte sich daran, sie mit Filemons Spezialwachs zu polieren. Sir Pom-Pom sprach säuerlich: »Ich habe keine Lust, bis Mitternacht hier herumzusitzen. Ich lege mich jetzt schlafen; das ist die beste Medizin für einen leeren Magen.«
»Ich glaube, ich lege mich auch schlafen«, sagte Madouc. »Mikelaus kann gerne aufbleiben und warten; er kann sich ja mit dem Wichsen deiner Stiefel die Zeit vertreiben.«
Eine Weile noch lag Madouc wach und beobachtete die Sterne, wie sie am Himmel vorüberzogen, doch schließlich wurden ihr die Lider schwer, und sie schlummerte ein. Und so verging die Nacht.
Am Morgen erhoben sich Madouc und Sir Pom-Pom von ihren Strohlagern und schauten sich um. Von Filemon, Dame Corcas und den Pferden war immer noch nichts zu sehen. Als sie nach Mikelaus Ausschau hielten, mußten sie feststellen, daß auch er fehlte – und mit ihm Sir Pom-Poms Stiefel.
Madouc sprach: »Ich fange an, die Redlichkeit von Filemon und Dame Corcas in Zweifel zu ziehen.«
»Nehmt den Knirps Mikelaus nicht von Euren Erwägungen aus«, sprach zähneknirschend Sir Pom-Pom. »Es steht außer Zweifel, daß er sich mit meinen neuen Stiefeln aus dem Staub gemacht hat.«
Madouc holte tief Luft. »Es ist wohl zwecklos, unseren Verlust zu bejammern. In Biddle Bray werden wir dir robuste Halbschuhe und ein Paar gute Strümpfe kaufen. Bis dahin mußt du barfuß gehen.«
2
Madouc und Sir Pom-Pom stapften mißmutig in das Dorf Biddle Bray; sogar die rote Feder an Sir Pom-Poms Mütze hing in trostloser Schlaffheit zur Seite. In der Schenke ›Zum Hundskopf‹ aßen sie Erbsenbrei zum Frühstück; danach begaben sie sich zu einem Schuster, wo Sir Pom-Pom derbes Schuhwerk erhielt. Als der Schuster sein Geld verlangte, wies Sir Pom-Pom auf Madouc. »Ihr müßt die Angelegenheit mit ihr ausmachen.«
Madouc starrte ihn mißvergnügt an. »Wieso?«
»Weil Ihr darauf beharrt habt, die Geldmittel zu tragen.«
»Und was ist mit dem Silbertaler und den drei Kupferhellern?«
Sir Pom-Poms Miene trübte sich. »Ich tat drei Münzen in meinen Beutel, den ich an den Knopf meines Sattels band. Filemon sprang auf Fustis und ritt von dannen wie ein Wirbelwind, und mit ihm Roß, Beutel und Geld.«
Madouc enthielt sich einer Bemerkung und überreichte dem Schuster sein Geld. »Was vergangen ist, ist vergangen. Machen wir uns auf den Weg.«
Die zwei Abenteurer verließen Biddle Bray auf dem Bidbottle-Weg, der nordwärts nach Modoiry führte, einem Weiler an der Alten Straße. Nach einer oder zwei Meilen fand Sir Pom-Pom etwas von seiner guten Laune wieder. Er begann ein Liedchen zu pfeifen, und gleich darauf sagte er: »Ihr habt recht gesprochen! Was vergangen ist, ist vergangen; heute ist heute! Die Straße liegt uns offen; die Sonne strahlt hell, und irgendwo wartet der Heilige Gral auf mein
Kommen!«
»Das mag wohl sein«,
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