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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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sagte Madouc.
    »Zu Fuß zu gehen ist gar nicht so schlecht«, fuhr Sir Pom-Pom fort. »Ich sehe viele Vorteile darin. Futter und Trank für die Pferde bekümmern uns nicht länger, noch scheren uns die Ärgernisse mit Zügel, Decke und Sattel. Auch können wir alle Furcht vor Pferdedieben fahrenlassen.«
    »Wie auch immer, ob auf Pferdesrücken oder zu Fuße, bis nach Thripsey Shee ist es nicht mehr weit«, sagte Madouc.
    »Dies braucht gleichwohl nicht unser erstes Ziel zu sein«, sprach Sir Pom-Pom. »Ich brenne darauf, nach dem Heiligen Gral zu forschen: zuerst in den Krypten auf dem Eiland Weamish, wo, wie ich vermute, wir eine geheime Kammer finden werden.«
    Madouc erwiderte mit Entschiedenheit: »Zuerst reisen wir nach Thripsey Shee, und dort werden wir Rat von meiner Mutter einholen.«
    Sir Pom-Pom setzte eine mürrische Miene auf und stieß mit dem Fuß einen Kiesel weg.
    »Es hat überhaupt keinen Zweck, zu schmollen und zu hadern«, sagte Madouc. »Wir werden wachsam nach links und nach rechts Ausschau halten, während wir gehen.«
    Sir Pom-Pom warf Madouc einen mißmutigen Seitenblick zu. »Eure Mütze ist tief heruntergezogen und ruht auf Euren Ohren und Eurer Nase. Ich frage mich, wie Ihr da den Pfad vor Euren Füßen sehen wollt, ganz zu schweigen von der Landschaft zur Linken und zur Rechten.«
    »Du gibst Obacht auf die Landschaft, und ich führe uns nach Thripsey Shee«, sagte Madouc. »Und was ich jetzt vor uns sehe, ist eine Brombeerhecke voll mit reifen Früchten. Es wäre eine Schande, an ihr vorbeizugehen, ohne davon gekostet zu haben.«
    Sir Pom-Pom zeigte mit dem Finger in die angesprochene Richtung. »Dort ist schon jemand bei der Ernte. Vielleicht bewacht er sogar die Hecke vor Vagabunden wie uns.«
    Madouc musterte prüfend die Person, auf die sich Sir Pom-Poms Bemerkung bezog. »Ich würde ihn für einen freundlichen alten Herrn halten, der einen kleinen Bummel unternommen hat und stehengeblieben ist, um ein paar Beeren in seinen Hut zu pflücken. Nichtsdestoweniger will ich ihn fragen, ob wir von den Beeren naschen dürfen.«
    Als Madouc sich der Hecke näherte, hielt der Mann, der nach der Art des niedrigen Landadels gekleidet und von reifem Alter war, in seiner Arbeit inne. Witterung und Sonne hatten seine Haut gebräunt und sein Haar gebleicht; seine Züge waren eben und regelmäßig; der Blick seiner grauen Augen war so mild, daß Madouc keine Hemmung spürte, ihn anzusprechen. »Herr, sind diese Beeren unter Eurer Aufsicht oder stehen sie auch anderen zu Gebote?«
    »Ich muß sowohl mit ›ja‹ als auch mit ›nein‹ antworten. Auf die Beeren, die bereits gepflückt und in meinem Hute sind, erhebe ich Besitzanspruch. Die Beeren aber, die noch an dem Busch hängen, unterliegen keiner Beschränkung.«
    »In dem Fall werde ich ein paar Beeren auf eigene Rechnung ernten, wie auch Sir Pom-Pom hier.«
    »›Sir Pom-Pom‹, sagt Ihr? Da ich es hier wohl mit der Aristokratie zu tun habe, muß ich auf meine Manieren achten.«
    »Ich bin kein wirklicher Ritter«, sagte Sir Pom-Pom bescheiden. »Es ist nur so eine Redensart.«
    »Hier in den Büschen spielt das keine Rolle«, sagte der betagte Mann. »Ob Ritter oder Gemeiner, beide schreien gleich laut ›Ai karai!‹, wenn der Dorn sie sticht, und der Geschmack der Beeren ist für beider Zungen gleich süß. Was mich betrifft, ich bin Travante; mein Rang respektive sein Fehlen sind gleichermaßen belanglos.« Travante kehrte den Blick auf Madouc, die begonnen hatte, von einem Zweig unweit von ihm Beeren zu pflücken. »Unter jener Kappe gewahre ich rote Locken und auch zwei äußerst blaue Augen.«
    »Mein Haar ist eher kupfergold denn rot.«
    »Das sehe ich bei näherer Betrachtung. Und wie lautet Euer Name?«
    »Ich bin Madouc.«
    Die drei pflückten Brombeeren, dann setzten sie sich zusammen an den Rand des Weges und verzehrten ihre Ernte. Travante fragte: »Da ihr aus dem Süden kamt, reist ihr wohl gen Norden. Wo wollt ihr hin?«
    »Zuerst nach Modoiry an der Alten Straße«, antwortete Madouc. »Um die Wahrheit zu sagen, wir sind so etwas wie Vagabunden, Sir Pom-Pom und ich, und jeder von uns ist auf der Suche nach etwas.«
    »Auch ich bin Vagabund«, sagte Travante. »Auch ich befinde mich auf einer Suche – einer, die sinnlos und hoffnungslos ist; so sagen es jedenfalls jene, die daheimgeblieben sind. Wenn ihr erlaubt, werde ich euch begleiten, zumindest ein Stück Weges.«
    »Das erlauben wir gern, und Ihr seid herzlich

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