Lyonesse 3 - Madouc
Ausgaben plane.«
»Deine Argumente sind klug«, sagte Madouc. »Allein, sie gehen ins Leere, weil das Geld mein ist.«
Sir Pom-Pom überreichte ihr wütend eine Handvoll Münzen – sowohl silberne als auch kupferne. »Da! Dann nehmt das Geld halt!«
Etwas in Sir Pom-Poms Gebaren erweckte Madoucs Argwohn. Sie streckte die Hand aus. »Gib mir den Rest heraus!«
Sir Pom-Pom händigte ihr mürrisch weitere Münzen aus. »Nun denn!« sprach Madouc. »Ist das alles?«
Sir Pom-Pom zeigte ihr murrend einen Silbertaler und ein paar Kupferheller. »Ich behalte nur meine Rücklage. Dies Geld wird wenigstens sicher sein.«
»Und das ist alles?«
»Ja, das ist alles, verflixt und zugenäht!«
»Du brauchst diesen feschen Dolch nicht. Außerdem ist er viel zu teuer.«
»Nicht, wenn ich ihn mit Eurem Geld erwerbe!«
Madouc überging die Bemerkung. »Komm jetzt! Laß uns aufbrechen!«
»Ich habe Hunger«, maulte Sir Pom-Pom. »Wir könnten doch eine jener Schweinspasteten dort zu Mittag essen. Außerdem möchte ich den Hanswursten bei ihren Possen zuschauen. Schaut doch nur, was sie gerade treiben! Sie schmeißen Mikelaus hoch in die Luft und lassen ihn fallen. Nein! Im letzten Moment fängt der Mann ihn mit dem Netz auf! Ist das nicht komisch?«
»Na schön, Sir Pom-Pom. Du sollst deine Schweinspastete haben, aber dann machen wir uns auf den Weg! Junos einzige Gangart ist ein behäbiger Paßgang; wir müssen lange reiten, um weit zu kommen.«
Sir Pom-Pom zupfte verdrießlich an der Spitze seiner neuen Kappe. »Der Tag ist schon weit vorangeschritten! Wir sollten uns für die Nacht in einem der hiesigen Gasthöfe einmieten. Dann können wir den Jahrmarkt in aller Muße genießen.«
»Die Gasthöfe sind bestimmt voll; wir werden weiterreiten.«
»Das ist töricht! Die nächste Stadt ist zehn Meilen entfernt; wir schaffen es nie und nimmer vor Einbruch der Nacht bis dorthin, und womöglich sind auch dort die Gasthöfe voll.«
»In dem Fall schlafen wir eben im Freien, wie echte Vagabunden.«
Darauf wußte Sir Pom-Pom nichts zu erwidern; die zwei verließen Abatty Dell und ritten weiter. Als die Sonne im Westen versank, bogen sie vom Pfad ab und ritten eine Viertelmeile über die Wiesen zu einem kleinen Gehölz am Ufer eines Baches. Hier entfachte Sir Pom-Pom ein Feuer und band die Pferde an, während Madouc Speck röstete, den sie mit Brot und Käse zu Abend aßen.
Madouc hatte ihre Kappe abgenommen. Sir Pom-Pom betrachtete sie im Feuerschein. »Irgendwie schaut Ihr anders aus! Ha! Jetzt sehe ich's! Ihr habt Euer Haar gestutzt.«
»Wie hätte es sonst unter die Kappe passen sollen?«
»Ihr seht mehr denn je wie ein Halbling aus.«
Madouc hatte die Arme um die Knie geschlungen und schaute ins Feuer. Mit einem Unterton von Wehmut sagte sie: »Das ist nur äußerlich. Mit jedem Tag, der vergeht, singt mein menschliches Blut ein lauteres Lied. Das ist immer so, wenn jemand, der so ist wie ich, den Elfenhügel verläßt und bei den Menschen lebt.«
»Und wenn Ihr im Elfenhügel geblieben wärt: was dann?«
Madouc umschlang ihre Knie noch enger. »Ich weiß nicht, was dann aus mir geworden wäre. Vielleicht hätten die Elfen mir wegen meines gemischten Blutes Streiche gespielt und mich gemieden.«
»Trotzdem: Menschen sterben, und Elfen tanzen und spielen für alle Zeit.«
»Mitnichten«, belehrte ihn Madouc. »Auch Elfen sterben. Manchmal singen sie traurige Lieder beim Mondenschein und verschmachten vor schierem Gram! Manchmal ertränken sie sich aus Liebeskummer. Mitunter werden sie auch von wütenden Hummeln zu Tode gestochen, oder sie werden von Trollen entführt und gemordet, die Elfenknochen zu einer Würze zerstoßen, mit der sie ihre Soßen und Ragouts verfeinern.«
Sir Pom-Pom gähnte und streckte seine Beine zum Feuer. »Das wäre nun doch kein Leben für mich.«
»Für mich auch nicht«, sagte Madouc. »Ich bin schon viel zu sehr Mensch!«
Am Morgen ging die Sonne an einem wolkenlosen Himmel auf, und der Tag wurde warm. Am späten Vormittag kamen sie an einen Fluß, und Madouc konnte der Versuchung nicht widerstehen, ein Bad zu nehmen. Sie ließ Sir Pom-Pom bei den Pferden zurück und kletterte die von Erlen bewachsene Uferböschung hinunter zum Wasser. Hier legte sie ihre Kleider ab und sprang ins Wasser, um nach Herzenslust zu tauchen und zu planschen und die erfrischende Kühle zu genießen. Als sie zufällig die Böschung hinaufblickte, ertappte sie Sir Pom-Pom dabei, wie er durch das Laubwerk
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