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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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ich mich vor ihnen in acht genommen. Man erzählt sich zu viele Geschichten über ihre Launenhaftigkeit und ihr übertriebenes Betragen.«
    »In diesem Fall habt Ihr nichts zu befürchten«, verkündete Madouc zuversichtlich. »Meine Mutter ist sowohl gütig als auch schön! Sie wird bestimmt entzückt sein, mich zu sehen, und meine Freunde ebenso – obzwar ich zugebe, daß letzteres nicht ganz so gewiß ist. Doch vielleicht kann sie Euch Rat hinsichtlich Eurer Suche geben.«
    Sir Pom-Pom fragte kläglich: »Und was ist mit mir? Auch ich bin mit einer Suche beschäftigt.«
    »Geduld, Sir Pom-Pom! Deine Wünsche sind bekannt!«
    Travante kam zu einer Entscheidung. »Je nun, warum nicht? Mir ist jeder Rat willkommen, habe ich doch bis dato mit dem Suchen auf eigene Faust herzlich wenig Glück gehabt.«
    »Dann werdet Ihr also mit uns kommen!«
    »Nur für ein Stück, bis ihr meiner überdrüssig seid.«
    »Ich bezweifle, daß dieser Fall je eintreten wird«, sagte Madouc. »Ich genieße Eure Gesellschaft, und ich bin sicher, Sir Pom-Pom empfindet das gleiche.«
    »Wirklich?« Travante schaute halb ungläubig vom einen zum andern. »Ich erachte mich als fade und uninteressant.«
    »Diese Worte würde ich niemals benutzen«, sagte Madouc. »Ich halte Euch für einen Träumer, vielleicht ein bißchen – sagen wir: unpraktisch, aber Eure Gedanken sind nie langweilig.«
    »Es freut mich, das von Euch zu hören. Wie ich schon sagte, ich habe keine hohe Meinung von mir selbst.«
    »Warum nicht?«
    »Aus dem normalsten aller Gründe: ich tue mich in nichts hervor. Ich bin weder ein Philosoph noch ein Geometer noch gar ein Poet. Noch nie habe ich eine Horde grimmiger Feinde vernichtet, noch je ein edles Monument errichtet, noch habe ich mich zu den fernen Orten der Welt gewagt. Mir fehlt jegliche Größe.«
    »Da steht Ihr nicht allein«, sagte Madouc. »Nur wenige können solche Leistungen geltend machen.«
    »Das heißt für mich nichts! Ich bin ich; ich stehe Rede und Antwort für mich selbst und richte mich nicht nach andern. Ich bin der festen Überzeugung, daß eine Lebensspanne nicht sinnlos oder leer sein sollte! Aus diesem Grunde suche ich meine verlorene Jugend, und dies mit solch besonderem Eifer.«
    »Und wenn Ihr sie finden solltet, was würdet Ihr dann tun?«
    »Ich würde alles anders machen! Ich würde ein Mann von Wagemut und Unternehmungsgeist werden; ich würde jeden Tag als vergeudet betrachten, an dem ich nicht irgendeinen wundervollen Plan fasse oder einen feinen Gegenstand fertige oder irgendein Unrecht wiedergutmache! So würde ein jeder Tag vergehen, angefüllt mit großartigen Taten. Und dann würde ich jeden Abend meine Freunde um mich versammeln, zu einem Ereignis, an das sie sich bis ans Ende ihrer Tage erinnern würden! So sollte das Leben gelebt werden, nach besten Kräften und bestem Vermögen! Nun, da ich diese Wahrheit weiß, ist es zu spät dafür – es sei denn, ich finde, was ich suche.«
    Madouc wandte sich Sir Pom-Pom zu. »Hast du gut Obacht gegeben? Dies sind Lehren, die du dir zu Herzen nehmen solltest, und sei's auch nur, damit du eines Tages nicht die Reue zu spüren brauchst, die Herrn Travante jetzt plagt.«
    »Es ist eine vernünftige und stichhaltige Philosophie«, sagte Sir Pom-Pom. »Ich habe gelegentlich ähnliche Gedanken angestellt. Doch während ich in den königlichen Stallungen schuftete, konnte ich dergleichen Theorien nicht in die Praxis umsetzen. Wenn ich den Heiligen Gral finde und eine Belohnung kriege, werde ich mich bemühen, ein glorreicheres Leben zu führen.«
    Die drei waren unterdessen in Klein-Saffeld angekommen. Es war später Nachmittag: zu spät, um noch weiter zu wandern. Die drei verfügten sich zum ›Schwarzen Ochsen‹, wo sie indessen alle Kammern belegt fanden. Sie wurden vor die Wahl gestellt, auf Strohlagern in der Dachkammer bei den Ratten zu nächtigen oder auf der Tenne über der Schankstube im Heu, welche letztere Möglichkeit sie vorzogen.
    Früh am Morgen brachen die drei auf und wanderten den Timble-Pfad hinauf nach Norden. Sie kamen zuerst durch das Dorf Tawn Timble und dann durch den Weiler Glymwode; nicht weit entfernt erhob sich düster und drohend der Wald von Tantrevalles.
    Auf einem Feld fanden sie einen Bauern beim Rübenziehen, der ihnen den Weg nach Thripsey Shee auf der Madling-Wiese wies. »Es ist nicht so weit weg, wie der Hund läuft, aber der Pfad zieht sich kurvenreich dahin und führt euch immer tiefer in den Wald, wobei

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