Lyonesse 3 - Madouc
Mägdelein entbunden, welches mich aufgrund seiner Abkunft weder mit Freude noch mit Stolz erfüllte. Bei der erstbesten Gelegenheit und ohne sonderliche Reue vertauschte ich es gegen den Knaben Dhrun, und der ganze Rest ist bekannt.«
Madouc seufzte bekümmert. »Der Fall ist noch verworrener als zuvor! Bei wem soll ich nun meinen Stammbaum suchen? Bei Nisby? Bei Sir Jaucinet? Bei dem dunklen Wesen aus den Schatten? Muß es einer von diesen dreien sein?«
»Das möchte ich annehmen«, sagte Twisk. »Garantieren kann ich freilich nichts.«
»Das ist alles höchst unerquicklich«, sagte Madouc.
Twisk sagte ungeduldig: »Damals ist damals! Jetzt ist jetzt, und jetzt ist das Fest! Die Luft prickelt schier vor Munterkeit; sieh, wie die Elfen tanzen und spielen! Beachte Falael und die lustigen Kapriolen, die er macht! Wie er sich über seine Befreiung freut!«
Madouc wandte den Blick auf das fröhliche Treiben. »Er ist in der Tat sehr rege. Dennoch, liebe Mutter, bevor du dich dem Gelage hingibst, brauche ich einen weiteren Rat von dir.«
»Den sollst du gern bekommen! Ich rate dir, die Madling-Wiese schnurstracks zu verlassen! Der Tag schwindet, und bald wird die Musik beginnen. Wenn du trödelst, könnte es dir womöglich widerfahren, daß du die ganze Nacht lang hier zu verweilen genötigt bist – was zu deinem Leidwesen wäre. Deshalb sage ich dir jetzt Lebewohl!«
König Throbius war unterdessen mit seiner galanten Begrüßung zum Ende gekommen und hatte sich rechtzeitig wieder umgewandt, um Twisks Rat an Madouc mitzuhören. Was er vernahm, erregte seinen Mißmut. Er rief: »Twisk, ich heiße dich bleiben!« Er schritt vorwärts, und die zwölf rundgesichtigen Winzkobolde, die seine Schleppe trugen, mußten hastig trippeln und hüpfen, um Schritt zu halten.
König Throbius blieb stehen und machte eine majestätische Geste der Ermahnung. »Twisk, dein Betragen erzeugt einen Mißklang an diesem Freudentag. In Thripsey Shee sind ›Redlichkeit‹, ›Treue‹ und ›Wahrheit‹ nicht bloß Schlagworte, die man bei der erstbesten Unannehmlichkeit mißachten darf! Du mußt deiner Tochter pflichtgetreu beistehen, auch wenn sie eine seltsame kleine Schrulle sein mag!«
Twisk reckte verzweifelt die Arme in die Luft.
»Majestät, ich bin ihren Wünschen bereits bis zum Überdruß entgegengekommen! Bis gerade eben hatte sie keine Eltern, bis auf mich, ihre Mutter; nun kann sie wählen zwischen drei Vätern, jeder mit seinem eigenen Stammbaum. Ich hätte ihr kaum eine größere Auswahl bieten und dabei dennoch meine Würde wahren können.«
König Throbius nickte beifällig. »Ich lobe dein Feingefühl.«
»Danke, Eure Majestät! Darf ich jetzt zu den Feiernden stoßen?«
»Noch nicht! Wir sind uns bis zu diesem Grade einig: Madouc hat eine breite Auswahl. Wollen wir nun hören, ob sie damit zufrieden ist.«
»Überhaupt nicht!« schrie Madouc. »Der Fall ist vertrackter denn je!«
»Wieso?«
»Ich habe Wahlmöglichkeiten, aber wohin führen sie? Mich schaudert bei dem Gedanken an den Stammbaum, den ich von der dunklen Gestalt bekommen könnte.«
»Aha! Ich glaube, ich verstehe dein Dilemma!« König Throbius wandte sich zu Twisk. »Kannst du dieses Problem lösen, oder muß ich mich einschalten?«
Twisk zuckte die Achseln. »Meine Bemühungen haben offenbar nichts gefruchtet. Madouc, Seine Hoheit hat dir ihren Beistand angeboten; ich schlage vor, daß du ihn annimmst, jedoch nicht, ohne dich zuvor zu erkundigen, welche Gegenleistung er fordert. Das ist der kluge Rat einer Mutter.«
König Throbius sprach ernst: »An diesem Freudentage werde ich tun, was getan werden muß, und nichts als Gegenleistung fordern! So lausche nun meinen Anweisungen! Bring deine drei mutmaßlichen Väter hierher, an diese Stelle: Nisby, Sir Jaucinet und das dunkle Wesen. Stelle sie nebeneinander, Seite an Seite; ich werde augenblicklich deinen Vater identifizieren und die Länge seines Stammbaums ermitteln!«
Madouc überlegte einen Moment. »Alles schön und gut, aber was, wenn die drei sich weigern, nach Thripsey Shee zu kommen?«
König Throbius bückte sich und hob einen Kiesel vom Erdboden auf. Er hielt ihn an seine Stirn, an seine Nase, an sein Kinn und schließlich an die Spitze seiner Elfenzunge. Dann überreichte er den Kiesel Madouc. »Wen du mit diesem Stein berührst, der muß dir folgen, wohin immer du ihn führst, oder auf dein Geheiß stillstehen, bis du sein Hinterteil mit diesem selben Stein berührst und
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