Lyonesse 3 - Madouc
inwendig und auswendig: ich bin bereit!«
»Sehr gut! Hiermit hebe ich ...«
»Einen Augenblick!« rief Falael. »Ich verspüre ein ganz besonders quälendes Jucken, das ich noch rasch zu lindern wünsche, bevor der Fluch aufgehoben wird.« Mit großem Eifer kratzte sich Falael an einer Stelle am Bauch. »Wohlan, Eure Majestät! Ich bin bereit!«
»Sehr gut! Hiermit hebe ich den Fluch von dir, und ich hoffe, Falael, daß die Unannehmlichkeiten deiner Strafe dich zu Geduld, Freundlichkeit und Selbstbeherrschung erzogen und dir deinen Hang zu üblen Streichen nachhaltig ausgetrieben haben!«
»Absolut, Eure Majestät! Alles ist jetzt anders! Man soll mich fürderhin nur noch als Falael, den Guten, kennen!«
»Das ist ein nobler Vorsatz, den ich gutheiße und lobe. Sieh zu, daß du ihn stets beherzigst! Nun denn! Das Fest soll beginnen! Alle müssen an Falaels Glück teilhaben! Ein letztes Wort noch! Da drüben stehen, wie ich bemerke, drei Wichte aus der Welt der Menschen – zwei Sterbliche und die geliebte Tochter unserer teuren Twisk! In unserer festlichen Stimmung heißen wir sie willkommen; daß mir sie ja keiner behelligt oder mit Streichen plagt, ganz gleich, wieviel Spaß dies auch bereiten mag! Heute regiert der Frohsinn, und alle sollen daran teilhaben!«
König Throbius erhob die Hand zum Gruße und begab sich zurück in die Burg.
Madouc hatte höflich den Ausführungen von König Throbius gelauscht; als sie sich wieder umwandte, sah sie, daß Twisk im Begriff war, sich davonzustehlen. Da rief sie angstvoll: »Mutter, wohin gehst du?«
Twisk schaute sich überrascht um. »Zu den andern, wohin sonst? Heut gibt es Tanz und Elfenwein die Fülle; Seine Majestät der König hat dir gestattet mitzufeiern; wirst du das tun?«
»Nein, Mutter! Tränke ich Elfenwein, würde mir schwindlig, und wer weiß, was dann womöglich passieren würde?«
»Aber willst du denn nicht wenigstens tanzen?«
Madouc schüttelte daraufhin lächelnd den Kopf. »Ich habe gehört, daß die, die mit den Elfen tanzen, nimmermehr aufhören können. Ich werde weder Wein trinken noch tanzen, und Sir Pom-Pom und Travante auch nicht.«
»Wie du willst. In dem Fall ...«
»Du wolltest mir doch von meinem Vater erzählen!«
Sir Pom-Pom trat vor. »Auch könntet Ihr vielleicht des Näheren erläutern, wie ich den Lageort des Heiligen Grals ermitteln soll, damit ich dort hingehen und ihn finden kann.«
Und Travante sagte zaghaft: »Ich würde schon einen vagen Fingerzeig bezüglich des Verweilortes meiner verlorenen Jugend begrüßen!«
»Ihr seid mir lästig mit Eurem ewigen Bohren«, sagte Twisk verdrießlich. »Fragt mich ein andermal.«
Madouc wandte sich zur Burg und schrie: »König Throbius! König Throbius! Wo seid Ihr? Kommt bitte sofort her!«
Twisk prallte bestürzt zurück. »Warum benimmst du dich so wunderlich? Solch Verhalten ist hier nicht Brauch!«
Eine tiefe Stimme ertönte; König Throbius höchstselbst stand zur Hand. »Wer ruft da meinen Namen mit solch unschicklichem Gekreisch, wie bei dräuendem Unheil?«
Twisk sprach mit honigsüßer Stimme: »Eure Majestät, es war nur ein Überschwappen von mädchenhafter Erregung; es tut uns leid, daß Ihr gestört wurdet.«
»Gar nicht«, sagte Madouc.
»Nun bin ich verwirrt«, sagte König Throbius.
»Was denn nun: Warst du nicht erregt oder tut es dir
nicht leid?«
»Weder noch, Eure Hoheit!«
»Nun denn – was trieb dich dann zu einem solch wilden Ausbruch?«
»In Wahrheit, Eure Hoheit, hatte ich den Wunsch, meine Mutter in Eurer Gegenwart zu befragen, damit Ihr ihrem Gedächtnis vielleicht auf die Sprünge helfen könntet, sollte es stocken oder gar versagen.«
König Throbius nickte weise. »Und was für Erinnerungen wolltest du erforschen?«
»Die Identität meines Vaters und die Natur meines Stammbaums.«
König Throbius schaute Twisk finster an. »Soweit ich mich entsinne, gereichte dir die Episode nicht gerade zur Ehre.«
»Das wohl nicht, aber zur Schande nun auch nicht unbedingt«, sagte Twisk, jetzt sichtbar beschämt. »Es war wie es war, und Schluß.«
»Und wie verlief jene Episode im einzelnen?« fragte Madouc.
»Das ist eine Geschichte, die nicht für unreife Ohren geeignet ist«, sagte König Throbius. »Aber in diesem Fall müssen wir eine Ausnahme machen. Twisk, willst du die Geschichte erzählen, oder muß ich diese Pflicht auf mich nehmen?«
Twisks Antwort war mürrisch. »Die Geschehnisse sind sowohl lächerlich als auch peinlich.
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