Lyonesse 3 - Madouc
kenne.«
Twisk stieß einen schallenden Schrei des Mißvergnügens aus. »Das Thema ist vollkommen uninteressant! Ich habe die Umstände längst vergessen! Ich erinnere mich an nichts!«
»Bestimmt wirst du dich an irgend etwas erinnern!« schrie Madouc.
Twisk machte eine beiläufige Geste. »Ein Augenblick der Leichtfertigkeit, ein Lachen, ein Kuß; warum sollte irgend jemand solche Dinge nach Ort, Datum, Mondphase und Banalitäten wie Namen oder gar Rang katalogisieren wollen? Begnüge dich mit dem Wissen, daß eine solche Begebenheit zu deiner Geburt führte; das ist genug.«
»Für dich, aber nicht für mich! Ich bin gespannt auf meine Identität, mithin den Namen meines Vaters.«
Twisk lachte ein glucksendes Spottlachen. »Ich kann ja nicht einmal meinen eigenen Vater namentlich benennen, geschweige denn deinen!«
»Aber mein Vater schenkte dir ein liebliches Kind; dies muß sich doch in dein Gedächtnis eingeprägt haben!«
»Hmmm. Das sollte man vermuten.« Twisk schaute über die Wiese. »Du hast mein Gedächtnis gekitzelt! Die Begebenheit war fürwahr einzigartig. Ich kann dir dies sagen ...« Twisk schaute an Madouc vorbei in den Wald. »Wer sind diese ernsten Vaganten? Ihre Gegenwart drückt auf die Stimmung des Festes!«
Als Madouc sich umwandte, sah sie, daß Sir Pom-Pom aus dem Walde hervorgeschlichen war und jetzt nahe bei ihr stand. Nicht weit dahinter, aber noch im Schatten der Bäume, stand Travante.
Madouc wandte sich wieder Twisk zu. »Das sind meine Gefährten; auch sie suchen nach wichtigen Dingen. Sir Pom-Pom sucht den Heiligen Gral; Travante fahndet nach seiner Jugend, die ihm in einem Moment der Unachtsamkeit abhanden gekommen ist.«
Twisk sagte hochmütig: »Hättest du dich nicht für sie verwendet, wären sie womöglich zu Schaden gekommen!«
Ungeachtet des lodernden Blickes, mit dem Madouc ihn eben davon abzuhalten trachtete, trat Sir Pom-Pom vor. »O Elfendame von den Silbernen Augen, gestattet mir, Euch eine Frage zu stellen – nämlich diese: wo soll ich den Heiligen Gral suchen?«
»Ermittelt seinen Lageort und begebt Euch zu der Stelle; das ist mein kluger Rat.«
Travante sprach zaghaft: »Wenn Ihr mir den Weg zu meiner verlorenen Jugend weisen könntet, wäre ich Euch sehr dankbar.«
Twisk sprang hoch in die Luft, drehte sich wirbelnd im Kreise und landete sanft wieder auf dem Erdboden. »Ich bin doch kein Wegweiser. Ich weiß weder irgend etwas von christlichen Töpferwaren noch von verschleuderter Zeit! Und nun: Ruhe! König Throbius ist erschienen und wird seine Amnestie über Falael verhängen!«
Sir Pom-Pom murmelte: »Ich sehe nichts als Schatten und verschwommenes Gewölk.«
Travante wisperte beeindruckt: »Schaut noch einmal hin! Alles wird jetzt klar! Ich sehe die Burg und tausend bunte Ergötzlichkeiten!«
»Wahrhaftig! Jetzt sehe ich dasselbe!« stieß Sir Pom-Pom in atemlosem Erstaunen hervor.
»Psst! Kein Laut mehr!«
Das Burgportal, gefertigt aus perlenbesetztem Alabaster, schwang auf, und heraus trat mit majestätischen Schritten König Throbius, gefolgt von einem Dutzend rundgesichtiger Winzkobolde, die den Saum seiner langen purpurnen Schleppe hielten. Dem festlichen Anlaß entsprechend trug er eine Krone mit sechzehn silbernen Zacken, welche sich nach außen bogen und in funkelnden Spitzen aus weißem Feuer endeten.
König Throbius schritt bis an die Balustrade und hielt dort inne. Er ließ den Blick über die Wiese schweifen, wo alles ehrfurchtsvoll verstummte. Selbst Falael ließ für einen Moment von seinem Gekratze ab, um den König der Elfen zu bestaunen.
König Throbius hob die Hand. »Der heutige Tag markiert eine bedeutsame Epoche in unserem Leben, insofern als wir die Wiedergeburt von einem der Unseren feiern! Falael, du bist auf Abwegen gewandelt! Du hast dutzendfach Bosheiten ausgeheckt und Ränke geschmiedet und viele dieser Schliche und Machenschaften in die Tat umgesetzt! Für diese Vergehen wurdest du mit einem heilsamen Zustand bestraft, welcher zuallermindest deine Aufmerksamkeit voll in Anspruch genommen und zu einer erfreulichen Beendigung deines ränkevollen Treibens geführt hat! Je nun, Falael! Ich bat dich, vor dieser Versammlung zu sprechen und ihr von deiner Wiederherstellung zu berichten! Sprich! Bist du gerüstet für die Aufhebung des ›Bannfluchs des Scheußlichen Juckreizes‹?«
»Ich bin gerüstet!« schrie Falael mit Inbrunst. »In jeder Hinsicht und Beziehung und allseits, oben und unten, links und rechts,
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