Lyonesse 3 - Madouc
welch schimpflicher Arglist er seine liederliche Rache nahm!«
Madouc stammelte: »Logik hin, Logik her, kann diese schaurige Kreatur wirklich mein Vater sein?«
»Wir werden sehen!« sagte König Throbius. »Osfer, erstelle die Matrix!«
»Majestät, ich bin Eurem Befehl vorausgeeilt! Die Matrix ist bereits errichtet! Ihr könnt sie examinieren, so Ihr dies wünscht, und sie mit der von Madouc vergleichen.«
König Throbius nahm die beiden Matrices in Augenschein. Verblüfft fragte er: »Wie kann das angehen? Regiert Tollheit die Welt? Geht die Sonne im Westen auf? Ist Wasser naß und Feuer heiß, oder verhält es sich umgekehrt? Die Logik hat uns alle an der Nase herumgeführt! Diese Matrix hat mit der von Madouc noch weniger gemein als die beiden anderen zusammengenommen! Ich bin fassungslos!«
Madouc konnte sich einen schrillen Schrei freudiger Erleichterung nicht verkneifen. »Sir Jaucinet ist nicht mein Vater. Nisby ist nicht mein Vater. Dieser widerwärtige Halbling ist nicht mein Vater. Wer ist dann mein Vater?«
König Throbius musterte Twisk mit nachdenklichem Blick. »Kannst du Licht in dieses Rätsel bringen?«
Die arg niedergeschlagene Twisk konnte nur den Kopf schütteln. »Es ist so lange her. Ich kann mich nicht an jede Lappalie erinnern.«
»Aus einer dieser ›Lappalien‹ ist gleichwohl Madouc hervorgegangen.«
»Das muß ich wohl einräumen«, sagte Twisk. »Aber Erinnerungen vermengen sich; Gesichter verschmelzen miteinander. Wenn ich die Augen schließe, höre ich wispernde Stimmen – Schmeicheleien, Worte der Bewunderung, Seufzer der Liebe und der Leidenschaft – aber ich finde keinen Namen für diese Stimmen.«
König Throbius bemerkte Madoucs untröstlichen Gesichtsausdruck. Er sprach: »Verzweifle nicht! Es ist noch immer ein Pfeil im Köcher! Aber zuerst muß ich mich um diesen ekelhaften Troll kümmern.«
Twisk sagte mit Inbrunst: »Er verdient kein Erbarmen; er hat mir übel mitgespielt.«
König Throbius zupfte sich am Bart. »Das ist eine komplizierte Situation, da ich nicht entscheiden kann, welche unserer Gesetze er verletzt hat. Seine Gaunerei war zum Teil von Twisk selbst hervorgerufen, aber seine Reaktion scheint mir unmäßig grob. Courschneider haben bekanntermaßen seit jeher Sonderrechte genossen.« König Throbius schritt auf und ab, und die Winzkobolde, die seine Schleppe trugen, hatten ihre liebe Not damit, auf den Beinen zu bleiben. Osfer nahm unterdessen Mangeon ein Stück beiseite, zusammen mit mehreren seiner thaumaturgischen Instrumente.
König Throbius hielt in seinem Schreiten inne. Er hob die Hand in einer majestätischen Geste. »Ich bin zu einem Urteil gelangt. Mangeons Betragen war gemein und schimpflich. Zudem hat er die Würde von Thripsey Shee verletzt. Die Strafe muß dem Vergehen angemessen sein; gleichwohl dürfen wir die Umstände, die zu seinem verwerflichen Akt beigetragen haben, nicht außer acht lassen. Wir werden Mangeon daher die Möglichkeit gewähren, sein Tun in Stille und Gemütsruhe zu bereuen; wir werden ihn, ob ihm dies schmeckt oder nicht, auf den schmalen Pfad der Zucht und der Selbstbeherrschung zwingen. Osfer, verstehst du die Natur meiner Andeutung, oder muß ich sie ausdrücklich und in allen Einzelheiten dartun?«
»Majestät, ich habe Euch voll und ganz verstanden, und in der Tat habe ich Euren Urteilsspruch bereits in Wirkung gesetzt, in vollem und gleichgültigem Ausmaß.«
»Osfer, du bist fürwahr ein Muster an Tüchtigkeit!« König Throbius wandte sich Madouc zu. »Du kannst Mangeon jetzt aus seiner Lähmung erlösen.«
Madouc berührte Mangeon mit dem Kieselstein. Sofort erging der Troll sich in wütenden Protesten. »Ich mißbillige auf das allerschärfste die Greueltaten, die an meiner Person verübt wurden! Sie sind Ausgeburt einer verantwortungslosen Philosophie!«
König Throbius sprach würdevoll: »Du kannst frei und unbehelligt deines Weges ziehen; sei darob froh!«
»Ich bin frei, aber wozu?« brüllte Mangeon. »Wie soll ich nun die langen Tages- und Nachtstunden ausfüllen? Mit dem Abfassen von Gedichten? Oder indem ich den Flug der Schmetterlinge studiere? Euer Urteil war irrig!«
König Throbius machte eine gebieterische Geste. »Ich will nichts mehr hören! Hebe dich hinweg zu deinem übelriechenden Schuppen!«
Mangeon warf die Arme empor und rannte über die Wiese davon, um auf dem Wamble-Pfad zu entschwinden.
König Throbius wandte sich wieder Madouc zu. »Wir müssen deinen Fall neu
Weitere Kostenlose Bücher