Lyonesse 3 - Madouc
ziemlich sanftmütig vor.«
»Nicht gänzlich und nicht immer.«
»Er würde gewiß ein interessantes Leben führen.«
»Das erwarte ich. Natürlich habe ich über das Thema noch nicht ernsthaft nachgedacht, außer daß ich entschieden habe, wen ich freien werde, wenn die Zeit kommt.«
Dhrun sagte: »Auch ich weiß, wen ich heiraten werde. Sie hat blaue Augen, die so klar und sanft sind wie der Himmel, und rote Locken.«
»Sie sind eigentlich mehr kupferfarben, mit einem Schimmer von Gold, nicht wahr?«
»Ganz recht, und auch wenn sie noch sehr jung ist, wird sie doch von Minute zu Minute hübscher, und ich weiß nicht, wie lange ich es noch schaffen werde, den Versuchungen zu widerstehen, die mich bestürmen.«
Madouc blickte zu ihm auf. »Möchtest du mich jetzt küssen, nur so zur Übung?«
»Gewiß.« Dhrun küßte sie, und für eine Weile saßen sie eng aneinandergeschmiegt. Schließlich fragte Dhrun: »Sag an: Hast du immer noch Angst vor Casmir?«
Madouc seufzte. »O ja! Ich fürchte mich sehr vor ihm! Aber für einen Moment hatte ich ihn vergessen.«
Dhrun stand auf. »Er kann dir nichts antun, so du nicht seinen Befehlen gehorchst.«
»Ich werde ihm nicht gehorchen; das wäre schiere Tollheit.«
»Mit dem Kolloquium ist's vorbei, und mein Vater möchte König Audry nicht in Verlegenheit bringen, indem er noch länger hier verweilt. Er will so bald wie möglich aufbrechen, womöglich noch binnen der nächsten Stunde, um mit der Ebbe auszulaufen.«
»Ich werde nur ein paar Minuten brauchen, um mich umzuziehen und noch ein paar Sachen zusammenzupacken.«
»Komm, ich bringe dich zu deinem Quartier!«
Dhrun begleitete Madouc zum Ostflügel und zu ihrer Tür. »Ich werde in zehn Minuten wieder hier sein.
Denk daran: Gewähre niemandem Einlaß, außer deiner Zofe.«
Als Dhrun zehn Minuten später zurückkam, berichtete die Zofe, daß Madouc fort sei; sie habe nur wenige Minuten zuvor ihre Gemächer verlassen, begleitet von drei bewaffneten Rittern von Lyonesse.
Dhrun stöhnte. »Ich hatte ihr eingeschärft, sie solle die Tür verriegeln und niemanden einlassen!«
»Sie hielt sich auch an Eure Instruktionen, Herr, aber die Männer kamen aus dem Gemach nebenan. Das Fräulein Kylas öffnete ihnen die Verbindungstür.«
Dhrun rannte zurück zur Empfangshalle. König Casmir war nicht mehr da; dasselbe galt für König Audry wie auch für Aillas.
Dhrun zog eilig Erkundigungen über den Verbleib seines Vaters ein und entdeckte ihn schließlich in einer kleinen Kammer neben der Empfangshalle, im Gespräch mit König Audry.
Dhrun platzte erregt dazwischen. »Casmir hat Madouc gewaltsam fortgeschleppt! Wir hatten vereinbart, daß sie mit uns reiten werde, doch nun ist sie weg!«
Aillas sprang auf, das Gesicht weiß vor Wut. »Casmir hat den Palast vor fünf Minuten verlassen! Wir müssen sie stellen, bevor sie den Fluß überqueren! Audry, gewährt mir umgehend acht schnelle Rosse!«
»Die sollt Ihr haben, so hurtig es geht!«
Aillas sandte Boten zu den Rittern seines Gefolges mit dem Befehl, sich unverzüglich vor dem Palast einzufinden.
Die Pferde wurden aus den Stallungen herangeführt; Aillas, Dhrun und die sechs troicischen Ritter aus ihrer Eskorte schwangen sich in die Sättel und sprengten in voller Karriere davon, die Straße zur Camberfähre hinunter. Weit vor ihnen war der Trupp aus Lyonesse zu erkennen, auch er in vollem Galopp dahinfliegend.
Dhrun rief Aillas über die Schulter zu: »Wir werden sie nimmermehr einholen! Wenn wir ankommen, werden sie an Bord der Fähre und auf und davon sein!«
»Wie viele sind es?«
»Das kann ich nicht erkennen. Sie sind zu weit entfernt.«
»Es sieht so aus, als sei der Trupp etwa so groß wie unserer. Casmir wird es nicht wagen, sich zum Kampf zu stellen.«
»Warum sollte er auch kämpfen, wenn er uns doch mit der Fähre entrinnen kann?«
»Das stimmt.«
Dhrun schrie in plötzlich aufwallendem Zorn: »Er wird sie peinigen und auf irgendeine grausige Weise Rache an ihr nehmen!«
Aillas nickte knapp, gab aber keinen Kommentar.
Weit vorn sprengte Casmirs Trupp das Felsenufer hinauf, das den Fluß säumte, und verschwand hinter der Kuppe.
Fünf Minuten später erreichten die Troicer den Kamm der Böschung, von wo aus sie den Fluß überschauen konnten. Eine Hanftrosse spannte sich in schräger Linie von einem steinernen Strebepfeiler ganz in ihrer Nähe quer über den Fluß zu einem ähnlichen Pfeiler auf der Landspitze von Kogstein. Die Fähre,
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