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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Indolenz ärgerte Sollace; wieder und wieder ließ sie die Weidenruten herabsausen, und als dies immer noch nichts zu fruchten schien, zog sie schließlich Madoucs Kniehosen herunter, um ihren nackten Hintern zu bearbeiten. Vater Umphred verfolgte das Geschehen mit wohlgefälligem Blick und nickte im Rhythmus mit den Hieben.
    Madouc gab keinen Laut von sich. Schließlich wurde Sollace der Sache überdrüssig; sie warf die Weidenruten hin und stieß Madouc von ihrem Schoß herunter. Mit trotzig-starrer Miene, den Mund zu einem dünnen weißen Strich zusammengepreßt, zog Madouc ihre Beinkleider hoch, richtete ihr Kleid und schickte sich an, aus dem Raum zu gehen.
    Sollace rief in scharfem Ton: »Ich kann mich nicht entsinnen, dir die Erlaubnis zum Gehen erteilt zu haben.«
    Madouc hielt inne und schaute über die Schulter. »Habt Ihr die Absicht, mich abermals zu prügeln?«
    »Nicht im Moment jedenfalls. Mein Arm ist müde und lahm.«
    »Dann seid Ihr wohl fertig mit mir.« Madouc verließ den Salon. Sollace blinzelte mit offenstehendem Mund hinter ihr her.
     

2
    Königin Sollace war nachteilig berührt von Madoucs Betragen und auch von ihrem Auftreten, das ihr bezüglich des Respekts, den Sollace als ihrer Person gebührend erachtete, mangelhaft erschien. Sie hörte schon seit langem Gerüchte über Madoucs Eigensinn, aber das unmittelbare Erleben dieser charakterlichen Eigenart der Prinzessin traf sie doch wie ein Schock. Wenn Madouc ein wahrhaft anmutiges Mägdelein und eine Zierde des Hofes werden sollte, dann waren in der Tat unverzügliche Abhilfsmaßnahmen geboten.
    Königin Sollace erörterte das Problem mit Vater Umphred, der anregte, daß die kleine Prinzessin religiöser Unterweisung unterzogen werde. Lady Marmone wandte hiergegen spöttisch ein: »Das ist höchst unpraktisch und wäre nur für alle eine Zeitverschwendung.«
    Königin Sollace, selbst fromm, war darob einigermaßen pikiert. Sie frug scharf: »Und welche Maßnahme empfiehlst du?«
    »Ich habe mir die Sache in der Tat durch den Kopf gehen lassen. Der Unterricht muß durchgeführt werden wie bisher, wenngleich vielleicht mit ein wenig mehr Nachdruck auf der Schulung in artigem Betragen. Darüber hinaus wäre es vielleicht gut, wenn der Prinzessin ein Gefolge von edlen Jungfern beigesellt würde, damit sie graziöses Benehmen durch die Kraft des vorbildhaften Exempels lernen kann. Sie hat jetzt beinahe das Alter erreicht, wo Ihr sie ohnehin mit einem solchen Gefolge ausstatten werdet; ich sage: je früher dies geschieht, desto besser!«
    Sollace nickte widerwillig. »Es ist vielleicht ein Jahr oder zwei zu früh für ein solches Arrangement, aber die Umstände sind besonderer Art. Madouc ist frech und anmaßend wie eine Gassenrange und bedarf ganz sicher eines mäßigenden Einflusses.«
    Eine Woche später wurde Madouc in den Morgensalon gerufen, der sich im zweiten Stockwerk des Ostturms befand. Hier wurde sie sechs adligen Fräuleins vorgestellt, die, so wurde ihr eröffnet, ihr fortan als Zofen dienen würden. Madouc, die sofort begriff, daß jeder Protest fruchtlos sein würde, trat einen Schritt zurück und begutachtete ihre neuen Spielgefährtinnen – und was sie sah, gefiel ihr ganz und gar nicht. Die sechs Mädchen waren allesamt in feine Kleider gehüllt und präsentierten sich in übertrieben gezierter Körperhaltung und Gebärde. Nach dem Vollzug eines förmlichen Hofknickses vor der Prinzessin unterzogen die sechs ihrerseits Madouc einer Inspektion – und zeigten ebensowenig Begeisterung wie zuvor die Prinzessin. Sie waren bereits in ihre Pflichten eingewiesen worden, und die meisten von ihnen blickten der Erfüllung derselben mit wenig Enthusiasmus entgegen. In erster Linie sollten sie der Prinzessin Gesellschaft leisten, kleine Botengänge auf ihr Geheiß hin für sie verrichten, sie mit Plaudereien ergötzen und die Langeweile ihres Unterrichts mit ihr teilen. Zu Madoucs Erbauung würden die jungen Fräuleins zusammen tollen und das Wurfringspiel, Seilchenspringen, Fang-den-Ball, Verstecken, Fangen, Blinzeln, Stille Post, Federball und andere Spiele spielen; ferner würden sie gemeinsam Nadelarbeiten verrichten, Duftkräuter mischen und diese in Parfümtäschchen füllen, Blumengirlanden winden und die Schritte jener Tänze erlernen, die gegenwärtig im Schwange waren. Sie würden Unterricht in Lesen und Schreiben erhalten und – was noch wichtiger war
    – in Etikette, höfischen Konventionen und den unveränderlichen

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