Lyonesse 3 - Madouc
gleichgültigem Ton entgegnete: ›Da ich nichts Geeigneteres zur Hand hatte, nahm ich eine Quitte; ich tat dies auf den nachdrücklichen Rat Seiner Majestät des Königs hin.‹ Ich schrie: ›Soll das heißen, daß Seine Majestät Euch zu einer solchen Tat riet? Warum sollte er das tun?‹ Und sie gab zurück: ›Vielleicht hat er das Gefühl, daß Ihr und Lady Desdea unverzeihlich langweilig und ermüdend in der Gestaltung und Durchführung eures Unterrichts seid.‹«
»Erstaunlich!« sagte Lady Desdea. »Ich bin sprachlos!«
Lady Marmone fuhr fort: »Ich sagte ihr: ›Aus Respekt vor Eurem Rang darf ich Euch nicht gehörig züchtigen, wie Ihr es verdient hättet, aber ich werde diese Freveltat unverzüglich Ihrer Majestät der Königin melden!‹ Die Prinzessin gab nur ein ungerührtes Achselzucken zur Antwort und ging ihres Weges. Ist das nicht bemerkenswert?«
»Bemerkenswert, aber nicht einzigartig!« sagte Lady Desdea. »Ich erlitt die gleiche Unbill, aber in meinem Fall war es König Casmir höchstselbst, der die Frucht warf.«
Lady Marmone stand einen Moment sprachlos da, dann sagte sie: »In dem Fall bin ich in der Tat verwirrt!«
Königin Sollace stemmte ihren trägen Leib aus dem Sofa. »Ich muß dieser Sache auf den Grund gehen! Kommt! Noch ehe diese Stunde abgelaufen ist, werden wir Licht in diese verblüffende und leidige Angelegenheit gebracht haben.«
Die Königin und ihre beiden Damen begaben sich, unaufdringlich gefolgt von Vater Umphred, zu den Gemächern des Königs, wo sie ihn in einer Unterredung mit dem Majordomus Sir Mungo und dem königlichen Sekretär Pacuin antrafen.
Casmir wandte sich stirnrunzelnd um, dann erhob er sich schwerfällig von seinem Stuhl. »Meine teure Sollace, was gibt es so Dringendes, daß Ihr mich hier inmitten meiner Beratungen aufsucht?«
»Ich muß privatim mit Euch sprechen«, sagte Sollace. »Seid so gut und entlaßt Eure Ratgeber, wenn auch nur für einen kurzen Moment.«
Als Casmir Lady Desdea und ihren starren Gesichtsausdruck gewahrte, erahnte er den Zweck des Besuchs. Auf sein Zeichen hin verließen Sir Mungo und Pacuin den Raum. Casmir richtete den Finger auf Vater Umphred. »Ihr könnt auch gehen.«
Vater Umphred lächelte gütig und schied aus dem Gemach.
»Nun denn«, sagte König Casmir, »worum geht es?«
Mit einem Sturzbach erregter Worte erklärte Königin Sollace die Situation. Casmir hörte mit teilnahmsloser Geduld zu.
Sollace schloß ihre Bemerkungen mit den Worten: »Nun werdet Ihr meine Sorge verstehen. In der Hauptsache sind wir verwirrt, warum Ihr Obst auf Lady Desdea geworfen und sodann Madouc ermuntert habt, den gleichen Unfug der Lady Marmone anzutun.«
Casmir wandte sich an Lady Desdea. »Bringt Madouc sofort hierher.«
Lady Desdea verließ das Gemach und kehrte wenig später mit Madouc zurück, die den Raum mit einem gewissen Widerstreben betrat.
Casmir sprach in ruhigem, nüchternem Ton: »Ich befahl dir, keine Früchte mehr zu werfen.«
»Das tatet Ihr in der Tat, Herr Vater. Ihr befahlt mir, keine Früchte mehr in die Richtung von Lady Desdea zu werfen, und Ihr rietet mir auch vom Gebrauch widerwärtigerer Substanzen im Zusammenhang mit Lady Desdea ab. Diesen Euren Rat befolgte ich peinlich.«
»Aber du warfst eine Quitte auf Lady Marmone. War das mein Rat?«
»Ich deutete ihn so, da Ihr es versäumtet, Lady Marmone in Eure Anweisungen einzubeziehen.«
»Ah hah! Hätte ich vielleicht jedes Individuum in den Mauern der Burg namentlich benennen und für jedes einzelne von ihnen die Gegenstände aufzählen sollen, mit denen es nicht beworfen werden darf?«
Madouc zuckte die Achseln. »Wie Ihr seht, Majestät, wenn Zweifel bestehen, kommt es zu Irrtümern und Fehlern.«
»Und du empfandest diese Zweifel?«
»Genau, Herr! Es schien mir nur billig, daß jede der Damen gleich behandelt werden und in den Genuß derselben Vorteile gelangen sollte.«
König Casmir lächelte und nickte. »Diese Vorteile erschließen sich uns nicht auf den ersten Blick. Kannst du sie schärfer umreißen?«
Madouc blickte stirnrunzelnd hinunter auf ihre Hände. »Die Erklärung könnte etwas langatmig werden, vielleicht sogar ermüdend, so daß ich den gleichen Fehler beginge, den ich bei den Damen Desdea und Marmone beklage.«
»Bitte, mache dir die Mühe. Wenn du uns langweilst, werden wir für dieses eine Mal Nachsicht mit dir üben.«
Madouc wählte ihre Worte mit Sorgfalt. »Diese Damen sind gewiß vornehm und höflich, aber ihr
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