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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Regeln der Rangordnung geschult werden.
    Die sechs Jungfern waren:
Devonet von Burg Folize
Felice, die Tochter von Sir Mungo, dem Majordomus
Ydraint vom Großhaus Damar
Artwen von Burg Kassie
Chlodys von der Fanistry
Elissia von Yorn
    Die sechs waren eine bunt gemischte Gruppe; bis auf Felice, die etwa in Madoucs Alter war, waren sie allesamt älter als die Prinzessin. Chlodys war groß, blond und ein wenig ungelenk; Elissia war klein, dunkel und zierlich. Artwen war kiebig; Felice war mild, etwas geistesabwesend, und auf unaufdringliche Weise hübsch, wenn auch ein wenig überzart. Ydraint strahlte nur so von Gesundheit und war entschieden hübsch; Devonet war schön. Chlodys und Ydraint waren sichtlich geschlechtsreif; Devonet und Artwen befanden sich noch in der Phase des Knospens; Felice und Elissia standen wie Madouc an der Schwelle des körperlichen Wandels.
    In der kühnen Theorie würden die sechs Mägdelein ihre angebetete Prinzessin überallhin begleiten, fröhlichen Unfug schnatternd, miteinander wetteifernd in der Erfüllung ihrer kleinen Pflichten, überglücklich über Lob aus ihrem Munde, zerknirscht über ihren Tadel. Die sechs würden – so der Plan – einen Miniaturhofstaat von tugendhaften und fröhlichen jungen Damen bilden, über welchen Prinzessin Madouc heiter und friedlich herrschen würde, einem köstlichen Juwel in einer goldenen Fassung gleich.
    In praxi stellte sich die Situation freilich anders dar. Vom ersten Moment an betrachtete Madouc dieses neue Arrangement mit Argwohn und Skepsis, erachtete es als ein Ärgernis, das nur ihre Freiheit beschneiden konnte. Die sechs Fräulein wiederum zeigten wenig Eifer bei der Erfüllung ihrer Pflichten. Sie betrachteten Madouc als wunderlich und exzentrisch, als eine Person ohne jede Neigung zu Stil und von einer Naivität, die an Geistlosigkeit grenzte.
    Die Umstände von Madoucs Geburt – so, wie sie vom Hof gesehen wurden – brachten ihr kein großes Prestige, was auch die Mägdelein rasch spitz bekamen. Nach ein paar Tagen vorsichtiger Förmlichkeit bildeten die Mädchen einen Klüngel, aus dem Madouc demonstrativ ausgeschlossen war. Fortan wurde Madouc nur mehr mit einer frivolen Scheinhöflichkeit behandelt; ihre Zuneigungsbezeigungen wurden mit leeren Blicken erwidert; ihre Bemerkungen gingen im Geschwätz unter oder wurden, so sie wahrgenommen wurden, schlicht übergangen.
    Madouc war zunächst verwirrt, dann belustigt, dann pikiert, und schließlich beschloß sie, sich nicht darum zu scheren und künftig so weit wie möglich wieder ihren eigenen Beschäftigungen nachzugehen.
    Madoucs Gleichgültigkeit trug ihr noch größere Mißbilligung seitens der Mädchen ein, die sie ob dieses Verhaltens seltsamer denn je fanden. Die treibende Kraft hinter der Kabale war Devonet: ein zierliches, holdes Mägdelein, frisch wie eine Blume, und bereits bewandert in der Kunst des Bestrickens. Glänzende Goldlocken hingen ihr bis auf die Schultern; ihre Augen waren haselnußbraune Teiche der Unschuld. Devonet war auch kompetent in Ränken und Intrigen; auf ihr Zeichen hin – ein Fingerschnippen, ein Neigen des Kopfes – pflegten die Mädchen sich von Madouc zu entfernen und in einer Ecke des Raums die Köpfe zusammenzustecken und zu tuscheln und zu kichern. Bei anderen Gelegenheiten machten sie sich ein Spielchen daraus, um die Ecke auf Madouc zu spähen und hastig den Kopf zurückzuziehen, sobald sie hinschaute.
    Madouc seufzte, zuckte die Achseln und ignorierte den gehässigen Unfug. Eines Morgens, als sie mit ihrer Kammerzofe das Frühstück einnahm, entdeckte sie eine tote Maus in ihrem Haferbrei. Sie rümpfte die Nase und fuhr angewidert zurück. Als sie um den Tisch herum schaute, bemerkte sie die verhohlene Aufmerksamkeit der sechs Fräulein; kein Zweifel, sie hatten gewußt, was sie in ihrer Schüssel finden würde. Chlodys schlug die Hand vor den Mund, um ein Kichern zu unterdrücken; Devonets Blick war klar und sanft.
    Madouc stieß die Schüssel beiseite, spitzte den Mund, sagte aber nichts.
    Zwei Tage später erregte Madouc – durch eine Reihe von rätselhaften Handlungen und mittels vorgetäuschter Verstohlenheit – so sehr die Neugier von Devonet, Chlodys und Ydraint, daß sie ihr heimlich nachschlichen, um den Grund für ihr seltsames Verhalten auszuspionieren. Ganz klar, es konnte nur etwas Anstößiges sein, und die Möglichkeiten waren in der Tat köstlich. Solchermaßen in Versuchung geführt, folgten sie Madouc auf die Spitze des

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