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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Der Gruß, mit dem Cassander Dhrun empfing, war kurz, aber nicht unfreundlich: »Ah, Dhrun, mein guter Gefährte! Ich bin erfreut, dich hier zu sehen! Wir müssen miteinander plaudern, ehe der Tag vorüber ist; ganz gewiß aber, bevor du scheidest!«
    »Ich freue mich darauf«, sagte Dhrun.
    König Casmirs Verhalten war gedämpfter, ja sogar ein wenig ironisch. »Ich hörte Berichte bezüglich Eurer Reisen. Wie es scheint, seid Ihr schon in sehr jungem Alter ein Diplomat geworden.«
    »Das wohl kaum, Eure Majestät! Ich bin nicht mehr als der Botschafter von König Aillas, dessen Gefühle Euch gegenüber die gleichen sind wie jene, die er denanderen Monarchen der Älteren Inseln gegenüber zum Ausdruck gebracht hat. Er wünscht Euch eine lange und fruchtbare Regierungszeit und hofft, daß auch Ihr weiterhin den Frieden und die Wohlfahrt genießen könnt, derer wir alle uns jetzt erfreuen. Darüber hinaus versichert er, daß er Euch, so Ihr mutwillig angegriffen oder in einem Krieg verwickelt werden solltet und in Gefahr schwebt, mit der vollen Streitkraft seiner vereinten Reiche zu Hilfe eilen wird.«
    Casmir nickte knapp. »Das Versprechen ist großherzig! Doch hat er auch alle Möglichkeiten und Wechselfälle bedacht? Hat er nicht die leisesten Bedenken, daß eine Garantie von solchem Ausmaß sich am Ende als zu weitreichend oder gar als gefährlich erweisen könnte?«
    »Ich glaube, er ist der Überzeugung, daß wenn friedliebende Herrscher fest vereint gegen eine Bedrohung von außen zusammenstehen, sie so einander Gewähr leisten für ihrer aller Sicherheit, und daß jedes andere Verhalten Gefahr birgt. Wie könnte es anders sein?«
    »Liegt das nicht auf der Hand? Niemand vermag in die Zukunft zu blicken. Könnte es nicht sein, daß König Aillas sich aufgrund seiner Zusage eines Tages zu Exkursionen verpflichtet sieht, die weit bedrohlicher sind als all jene, welche ihm jetzt vielleicht vorschweben?«
    »Das ist wohl möglich, Eure Majestät! Ich werde König Aillas Eure Bedenken übermitteln. Einstweilen können wir nur hoffen, daß das Gegenteil das Wahrscheinlichere ist und daß unsere Zusicherung dazu beitragen wird, den Frieden überall auf den Älteren Inseln zu bewahren.«
    König Casmir sagte tonlos: »Was ist Friede? Stellt drei eiserne Spieße aufeinander, Spitze an Spitze; obendrauf legt ein Ei – genauso schwankend und unbeständig wie dieses Gebilde ist der Friede in dieser Menschenwelt.«
    Dhrun verneigte sich noch einmal und schritt dann weiter zu Königin Sollace. Sie gewährte ihm ein zerstreutes Lächeln und eine schlaffe Handbewegung. »In Anbetracht Eurer wichtigen Geschäfte hatten wir die Hoffnung, Euch zu sehen, schon aufgegeben.«
    »Ich tat mein Bestes, um zeitig hier zu sein, Eure Hoheit. Es würde mich schmerzen, ein solch frohes Ereignis zu verpassen.«
    »Ihr solltet uns öfter besuchen! Schließlich habt Ihr und Cassander vieles gemein.«
    »Das stimmt, Eure Hoheit. Ich will versuchen, es einzurichten.«
    Dhrun verbeugte sich und ging weiter zu Madouc. Der Gesichtsausdruck, mit dem sie ihn ansah, war nichtssagend.
    Dhrun sprach vorwurfsvoll: »Du erinnerst dich nicht mehr an mich?«
    »Doch«, sagte Madouc. »Aber ich kann mich nicht entsinnen, wo und wann wir uns begegnet sind. Verrat es mir.«
    »Wir sind uns in Domreis begegnet. Ich bin Dhrun.«
    Freudige Erregung hellte Madoucs Gesicht auf. »Natürlich! Du warst jünger!«
    »Und du auch. Merklich jünger.«
    Madouc schaute rasch zu Königin Sollace hinüber. Sie hatte sich auf ihrem Thron zurückgelehnt und sprach über die Schulter mit Vater Umphred.
    Madouc sagte: »Wir sind uns sogar noch früher schon einmal begegnet, vor langer, langer Zeit, im Walde von Tantrevalles. Damals waren wir gleichaltrig! Was sagst du dazu?«
    Dhrun starrte sie verblüfft an. Schließlich sagte er, bemüht, seiner Stimme einen unbeschwerten Klang zu verleihen: »An jene Begegnung kann ich mich nicht erinnern.«
    »Das wundert mich nicht«, sagte Madouc. »Sie war nur von sehr kurzer Dauer. Wahrscheinlich haben wir einander lediglich flüchtig angeschaut.«
    Dhrun zog eine Grimasse. Dies war kein Thema, das in König Casmirs Hörweite erörtert werden sollte. Schließlich fand er seine Stimme wieder. »Wie bist du dann auf diesen außergewöhnlichen Gedanken gekommen?«
    Madouc grinste, sichtlich belustigt über Dhruns Verwirrung. »Meine Mutter hat es mir erzählt. Du kannst beruhigt sein; sie tat mir auch dar, daß ich das Geheimnis hüten

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