Lyra: Roman
tröpfelten dahin, wie sie es früher getan hatten. Die Leere wurde so laut, dass sie kaum mehr zu ertragen Und dann war der Anruf von Billy Ray gekommen. »Wo warst du?« »In Schottland.«
»Bei deiner Familie?« Billys Stimme hatte sich überschlagen.
»Meine Mutter ist verschwunden.«
Pause.
»Und?«
»Sie ist immer noch weg.« Pause.
»Du hast gerade vier Songs, und wir brauchen mindestens zehn. Redet Sunny wieder mit dir?« »Keine Chance.«
»Dann schreib was ohne sie. Trommel die Jungs zusammen. In zwei Wochen müssen die Takes fertig sein.« »Ich weiß.«
»Wayne Detering macht mir die Holle heiß.« »Kann ich mir vorstellen.«
»Hast du noch irgendwelche Ausreden auf Lager?«
»Nein.«
»Danny?«
»Ich melde mich wieder.«
Er war müde gewesen. Hatte einfach aufgelegt.
Die Reise nach Schottland war anstrengend gewesen. Alles andere auch.
Jetzt stand er hier in dem Leuchtturm, in dem sie gemeinsam gewohnt hatten, und fragte sich, wohin seine Wege ihn führen würden. Die Melodie von My sweet Laura Lee hörte sich anders an, seit Sunny fort war, Das Telefon trug er mit sich herum.
Ruf schon an!, fluchte er und dachte an Kramer.
Er ging nach draußen, hoch oben auf den Rundgang um das Leuchtfeuer, das seit Jahren schon ausgeschaltet war. Dort standen zwei Schaukelstühle. Einer würde nun immer leer bleiben.
Eine Weile betrachtete er den See, dann ging er zurück in den Leuchtturm, in dem jeder Schritt jetzt ohne Echo verhallte. Er ließ den angebrochenen Abend im Wind vergehen, kritzelte erneut einige Zeilen, die nicht gut waren, in sein braunes Notizbuch, trank Kaffee, hörte Musik, und das alles in der stillen Hoffnung auf einen brauchbaren Einfall, irgendwas, was ihn aus diesem tiefen Loch herausziehen würde.
She 's the lady in my dream,
Ghostly echo, nightly scheine.
Sunny fehlte ihm.
Long lost words in my throat...
Er wusste inzwischen genau, was geschehen war. Aber er wusste nicht, was er dagegen unternehmen konnte.
Vielleicht war ja der Zimmermann wirklich die Lösung.
Danny fragte sich, wie er reagieren würde, wenn Kramer ihm die Nachricht ausrichten würde.
Sherazade.
Er hoffte inbrünstig, dass der Zimmermann ihn empfangen würde.
Die Warterei machte ihn rasend.
Schließlich setzte er sich oben auf dem Leuchtturm in seinen Schaukelstuhl, hielt eine Flasche Budweiser in der Hand und betrachtete die Positionslichter der Schiffe auf dem Lake Superior. Der Schaukelstuhl neben ihm schrie seine Leere in die Nacht hinaus.
Danny hielt seine Gitarre fest an den Körper gepresst, und seine Finger glitten über die Saiten, ohne ihnen Töne zu entlocken. Er besaß eine ganze Reihe besserer Gitarren, aber diese hier war ihm die liebste. Auf ihr hatte er My sweet Laura Lee gespielt, nur für Sunny, zuletzt, als alles noch in Ordnung war.
Er leerte die Flasche, stellte sie neben den Schaukelstuhl.
Von drinnen hörte er, wie Bob Dylan The Man in the Long Black Coat sang. Er bereute es, sich für Oh, Mercy entschieden zu haben, aber seit Sunny nicht mehr da war, tauchte er ganz in die Musik ein, die nicht gut für ihn war.
Später dann vielleicht noch Blood on the Tracks, na, klasse, die Songs zur bevorstehenden Scheidung.
Danny verfluchte seine Familie, Er dachte daran, wie seine Mutter mit Sunny telefoniert hatte. Sunny hatte ihm die Einzelheiten erzählt. Helen Darcy war schon immer gut darin gewesen, Lügen in die Ohren der Menschen zu träufeln.
Er prostete dem Mond zu.
Dann riss ihn das Telefon aus seinen Gedanken.
»Daniel?«
Mit einem Mal war er wieder nüchtern. »Amber?«
Die Stimme sagte nur: »Es geht ihr nicht gut.«
Danny setzte sich auf.
Amber Sutcliffe war Soozies Mutter. Sie lebte drüben in Superior, nahe Duluth. Normalerweise meldete sie sich nicht oft bei Danny. In letzter Zeit gar nicht mehr. Wohl kaum verwunderlich.
»Wo ist sie?«, fragte er.
»Sie will nicht mit dir sprechen.«
»Amber, bitte!«
»Und ich will es eigentlich auch nicht.«
Er seufzte. »Das ist...«
»Es geht ihr nicht gut.« Sie schwieg, es knackte in der Leitung. »Dem Baby geht es nicht gut.«
Verdammt!
»Was ist...«
Jetzt klang sie verzweifelt, »Es ist nichts. Ich meine, die Ärzte sagen, es ist nichts. Aber Suzanna glaubt, dass etwas mit ihr und dem Baby nicht stimmt.« Ihre Stimme wurde leise, fast ein Flüstern. »Sie ist völlig durcheinander. Heute Morgen hat sie gesagt, dass sie böse Träume hat. Sie hat Angst, dass das Baby die gleichen Träume träumt und dass
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