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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Handy.
    »Sagen Sie mir, wann Frau Roos gestern Abend bei Ihnen war.«
    »Bitte?«
    Süden schwieg. Edith Liebergesell hatte die Hände vors Gesicht geschlagen und die Augen geschlossen.
    »Sie haben mich aufgeweckt«, sagte Mia Bischof. »Was wollen Sie von mir?«
    »Sie haben meine Frage verstanden.«
    »Frau Roos war bei mir, dann ist sie mit dem Taxi nach Hause gefahren.«
    »Wann?«
    »Nach Mitternacht.«
    »Sie haben Alkohol mit ihr getrunken.«
    »Sehr wenig.«
    »Wie viel ist sehr wenig, Frau Bischof?«
    »Ein Glas Schnaps. Sie hat vorher an der Bar Wein getrunken.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Sie hat es mir gesagt.«
    »Sie haben ihr das Taxi gerufen.«
    »Ja.«
    »Bei welchem Unternehmen?«
    »Volland. Ich habe gehört, dass Frau Roos kurzzeitig verschwunden gewesen ist. Wo war sie denn?«
    »Sie wissen es nicht.«
    »Ich war hier im Hotel, die ganze Nacht. Wo war sie?«
    »Das wissen wir nicht.«
    »Schlimm. Ich möchte übrigens den Auftrag nun doch stornieren. Sie brauchen nicht weiter nach der Person zu suchen.«
    »Hat Herr Denning sich bei Ihnen gemeldet?«
    »Bitte?«
    Süden schwieg. Er wandte sich um. Edith Liebergesell saß gekrümmt am Schreibtisch, die Arme auf der Tischplatte, den Kopf auf den Händen.
    »Herr Denning hat sich nicht gemeldet, er braucht sich nicht zu melden. Sie können die Akte schließen.«
    »Dazu müssen Sie in die Detektei kommen.«
    »Ich komme Montagmittag. Noch etwas?«
    »Warum wollen Sie Siegfried Denning nicht mehr suchen lassen?«
    »Das ist meine Entscheidung.«
    »Dann schreiben wir den Bericht, Sie bekommen die Rechnung, und die Sache ist erledigt.« Seine Stimme klang sachlicher als je zuvor an diesem Tag.
    »Danke. Gutnacht.«
    Süden drückte den Knopf, steckte das Handy ein und stand auf. Edith Liebergesell nahm die Hände vom Gesicht. In ihren Augen war nichts als ein schwarzes Flehen. »Vergiss dein Kläuschen nicht«, sagte sie leise, und er überlegte, ob er noch einmal zu ihr hingehen sollte.

    Er nahm die U-Bahn zum Rotkreuzplatz und brauchte von dort keine zehn Minuten bis zu dem unbeleuchteten Hinterhof in der Winthirstraße. Hinter den sechs Fenstern oberhalb der Garagen war es dunkel. Mit lautlosen Schritten stieg Süden die Treppe zum Laubengang hinauf. Er holte Martins alten Dietrich aus der Tasche, hielt vor der Wohnungstür kurz inne und machte sich ans Werk. Das Aufsperren klappte so reibungslos wie beim ersten Mal. In dem Apartment hing ein muffiger Geruch. Diesmal knipste Süden kein Licht an.
    Hastig öffnete er den Schrank, zog den Rucksack heraus, wühlte darin herum, legte die Videokassette und die Handschuhe auf den Boden, verschloss Rucksack und Schrank, steckte die Handschuhe in die Plastiktüte, die er aus der Detektei mitgebracht hatte, nahm die Kassette und huschte aus der Wohnung.
    Die ganze Zeit über hatte er – aus Gründen, die ihm nicht ganz klar waren – mit dem Auftauchen von jemandem gerechnet, einem Nachbarn, einem Kerl aus dem Bergstüberl, Mia persönlich. Er hielt es für möglich, dass sie aufgrund seines Anrufs beschlossen hatte, vorzeitig aus Starnberg zurückzukehren, um wichtige Dinge zu regeln, damit ihr Doppelleben weiter funktionieren konnte. Vermutlich hielt ihr Vater die Einmischung einer Detektei für geradezu selbstmörderisch. Sie hatte einen Fehler begangen und musste ihn so unauffällig wie möglich korrigieren.
    Süden hatte den Rotkreuzplatz schon wieder fast erreicht, als in Mias Wohnung ein Mann aus dem dunklen Badezimmer trat und horchte. Er hatte keine Ahnung, wer der Einbrecher gewesen sein und was er mitgenommen haben könnte. Aber er war sicher, dass er etwas aus dem Schrank geholt hatte. Auf jeden Fall hätte er ihn überwältigt und getötet.
    Und jetzt wartete Karl Jost in aller Ruhe auf die Schlampe.

    »Alles in allem also«, sagte LKA-Hauptkommissar Luis Hutter am Telefon, »bringt uns der Zeuge nicht voran. Aber es war gut, dass wir mit ihm geredet haben. Den Bericht haben Sie am Montagnachmittag auf dem Tisch.«
    »Wenn nicht mehr drinsteht als das, was Sie mir gerade mitgeteilt haben, kann ich ihn gleich in die Ablage heften.« Dass sein Kollege ihn am Samstagabend zu Hause auf seinem Handy anrief, ärgerte Bertold Franck. Die Vernehmung des Zeugen, der angeblich den Überfall auf Leonhard Kreutzer beobachtet hatte, war längst beendet, ohne dass aus dem LKA auch nur ein Laut zu der Sache gekommen wäre. Wieso jetzt?
    »Kein Hinweis auf rechtsradikale Umtriebe«, sagte

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