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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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ich mir vor, endlich wieder nach Taging zu fahren und meine Tante zu besuchen.«
    »Bei der du damals gelebt hast.«
    »Nach dem Tod meines Vaters habe ich sie einmal angerufen, das war alles. Ich habe es noch nicht geschafft, zu ihr ins Dorf zu fahren und das Grab meiner Mutter zu besuchen. Ich hatte die Kraft nicht. Und seit zwei Wochen war ich nicht mehr …« Er stockte, stützte sich mit beiden Händen auf dem Tisch ab, sah an Patrizia vorbei zum Fenster. Das Licht der Straßenlampen fiel auf den dunklen Platz in der Tiefe. »… Auf dem Waldfriedhof, da, wo die Anonymen sind. Und an Martins Grab …«
    Er warf Patrizia einen Blick zu, der ihr wie der Schatten eines Blicks vorkam, und wandte sich ab. Nach einem Moment gab er sich einen Ruck und setzte sich wieder auf den Stuhl an der Schmalseite. »Zu viel Gedankentum. Ich sollte mir wirklich einmal einen Drink von dir mixen lassen. Nicht zum Glücklichwerden, Betrunkenwerden genügt.«
    »Gut, dass die Chefin das jetzt nicht hört, du bist im Dienst.«
    »Und du nicht hinterm Tresen.«
    »Wahrscheinlich brauchst du einfach mal wieder eine Frau. Du bist zu viel allein, Süden, und allein trinken macht grimmig.«
    »Ich trinke selten allein.«
    »Jeder, der dich kennt, weiß, dass du allein trinkst.«
    »Ich trinke sehr selten, wenn ich allein bin.«
    »Schämst du dich fürs Trinken? Ich arbeite in einer Bar, ich bin praktisch so was wie ein Beichtvater für einen wie dich.«
    »Beichtmutter höchstens. Außerdem beichte ich nicht, und ich schäme mich auch nicht. Ich trinke, wenn ich ausgehe, zu meinem Vergnügen oder zur Zerstreuung oder weil ich vergesse, damit aufzuhören. Sonst nicht. Selten.«
    »Möchtest du ein Bier?«
    »Bitte?«
    »Du bist nicht zu Hause!«
    »Ich möchte kein Bier, was ist denn mit dir los?«
    »Süden?«
    Er schwieg, wie sie. Aber er, weil er nichts mehr sagen, und sie, weil sie so viel sagen wollte.
    Eine Zeitlang betrachtete Patrizia den Schein der grünen Lampe auf dem Schreibtisch der Chefin, dann rückte sie mit dem Stuhl näher zu Süden, streckte den Arm aus, weil sie ihn eigentlich berühren wollte. Sie tat es aber nicht. »In letzter Zeit spür ich eine unheilvolle Stimmung bei uns. Du bist noch schweigsamer als sonst, die Chefin kommt nur noch in Schwarz und bewegt sich so schwerfällig wie eine alte Frau. Sogar Leo schleicht rum und sagt nicht, was er denkt. Alle sind für sich. Und wenn wir mal reden, dann ganz sachlich und kurz angebunden, wie Geschäftsleute in einer Konferenz, gar nicht mehr so, als wären wir ein Team und gehörten zusammen und dürften offen miteinander sein. Ich hab Angst, dass was passiert, was man nicht mehr reparieren kann.«
    »Was sollte passieren?«
    »Dass jemand … dass du weggehst und dass … Leo auch weggeht, weil er auch zu Hause für sich sein kann. Da braucht er niemand dazu, dich nicht und die Chefin nicht und mich erst recht nicht. Was ich sagen will, ist … Ich hab mich so gewöhnt an euch.«
    Sie hielt die Luft an, suchte nach Worten. »Das ist der falsche Ausdruck, ich mein nicht gewöhnt, wie man sich an ein neues Auto gewöhnt, an einen Mantel, den man sich gekauft hat und erst eintragen muss, weil er noch nicht richtig zu einem selber gehört … Weiß nicht. Vielleicht stimmt das ja, vielleicht seid ihr ja so was wie ein Mantel für mich geworden, und ich mag nicht mehr ohne … Mir ist warm bei euch, verstehst du, was ich mein? Da draußen ist es kalt, aber hier … Tut mir leid, ich red mich total in die Irre.«
    »Du hast Angst, dass du deinen Job in der Bar aufgibst und herkommst und nichts mehr ist so, wie du es dir vorgestellt und gewünscht hast. Dass du denkst, du wärst besser da geblieben, wo du vorher warst. Da ist es zwar unpersönlicher und hektischer, und ein echtes Team seid ihr auch nicht, aber wenigstens kennst du dich aus und hast deinen Platz und verdienst dein Geld.«
    »Ich will da nicht bleiben«, sagte Patrizia. »Ich will zu euch gehören, zu Edith, zu Leo, zu dir, du komischer Süden. Und ich weiß, dass ich gut zu euch passen könnt, das weiß ich.«
    »Du passt schon, Patrizia, du passt schon lang zu uns, und du bist länger in der Detektei als ich.«
    »Das stimmt. Im Vergleich zu dir bin ich schon fast ein Urgestein.«
    »Und daran wird sich nichts ändern.«
    »Versprichst du das, Süden? Versprichst du, dass ihr nicht abhaut, auch wenn ihr schwierig drauf seid? Dass das ein gutes Jahr wird, für uns vier? Hier in der berühmten

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