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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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sein Handy in der Detektei lag.
    »Leo ist überfallen worden«, sagte er.
    Edith wankte vom Rotwein. Sie trat einen Schritt zur Seite, ließ Süden hereinkommen und schloss die Tür. Er blieb im Flur stehen. »Die Täter haben ihn auf dem Sportplatz einer Schule am Hasenbergl abgelegt. Das Areal ist übersät von fremden Spuren. Leo ist nicht bei Bewusstsein, sie haben ihn brutal zusammengeschlagen. Ein Zufall, dass er so schnell gefunden wurde. Ein junges Liebespaar hat sich dort im Dunkeln herumgetrieben.«
    »Keine Zeugen?«
    »Niemand.«
    »Wo hat er ermittelt?«
    Süden berichtete ihr von seinen Gesprächen bei der Polizei und mit Ralph Welthe, seinen Vermutungen über die rechte Szene und seiner Entscheidung, Leonhard Kreutzer auf Mia Bischof anzusetzen. Er stand immer noch im Flur, während er redete. Edith hatte die Arme verschränkt und hörte mit geschlossenen Augen zu. Als er schwieg, sagte sie: »Sie wollen uns einschüchtern.«
    »Im Moment haben sie es geschafft«, sagte Süden.
    »Du glaubst, Welthe ist vom LKA.«
    »Ich bin ziemlich sicher.«
    »Und Denning, der Taxifahrer, ist ein verdeckter Ermittler.«
    »Das würde das Verhalten des LKA erklären.«
    »Aber Mia Bischof lässt ihn von uns suchen«, sagte Edith Liebergesell. »Sie weiß also von nichts.«
    »Scheint so.«
    »Und wir wissen auch nichts Genaues. Wo ist Patrizia?«
    »Bei Leo im Krankenhaus.«
    »Wir fahren hin.«
    »Schaffst du das?«
    »So betrunken bin ich nicht.«
    »Das meine ich nicht.«
    Sie umarmte ihn, hielt ihn einige Augenblicke fest, schmiegte ihre Wange an seine und wandte sich zum Schlafzimmer. »Machst du die Kerzen aus, bitte?«

10
    H at das sein müssen?« Sie hatte nicht gewollt, dass er in ihre Wohnung mitkam. Er ignorierte ihre Ablehnung, wie er es früher auch getan hatte.
    »Er ist ein Spitzel.«
    »Er ist ein alter Mann.«
    »Was wollte er von dir?«
    »Wieso von mir?«
    »Stell dich nicht blöd. Willst du mich verarschen?«
    »Nein, Karl.«
    »Also?«
    »Lass mich los.«
    »Also?«
    Es kam ihr vor, als wäre er noch kräftiger geworden, hätte noch mehr trainiert. Er roch nach Schweiß und Schnaps, wirkte aber nicht betrunken, wie immer. Wie früher. »Er ist ein alter Kamerad. Er hat mich vor ein paar Monaten auf einer Versammlung angesprochen, und das darf er auch.« Sie löste seine Finger von ihrem Nacken. Der Schmerz ließ nicht nach.
    »Dann haben die Bullen ihn umgedreht«, sagte Karl und ging auf und ab. Seit mindestens vier Jahren war er nicht mehr in dieser Wohnung gewesen, beim letzten Mal nur eine Nacht. »Er hätt was sagen können, hat er nicht getan. Die Kameraden mussten ihm eine Lektion erteilen. Wenn er ein Kamerad wär, hätt er den Mund aufgemacht, das ist logisch. Hat er nicht. Er hat dich angelogen. Oder du lügst mich an.«
    »Du kannst nicht hierbleiben, Karl.«
    »Mach dir nicht in die Hose.«
    »Alles läuft gut. Ich mache meine Arbeit, ich habe alles unter Kontrolle, ich erfülle meinen Auftrag, Karl.«
    »Quatsch nicht so abgedreht. Wir erfüllen alle unsern Auftrag, was denn sonst? Die Sache mit dem Alten beschäftigt mich, und sie gefällt mir nicht.«
    »Was ist, wenn er stirbt?«
    »Der stirbt nicht, der ist zäh.«
    »Dann kommt die Polizei und verhört uns. Er wird aussagen, dass er im Stüberl war und mit mir gesprochen hat. Hast du dir das überlegt? Wenn wir Pech haben, wird dadurch unsere ganze Arbeit zunichtegemacht. Und ich? Das war dumm, was ihr gemacht habt.«
    Er schlug ihr so fest ins Gesicht, dass sie die Tischkante verfehlte, um sich festzuhalten. Sie taumelte und stürzte zu Boden. Sie hob den Kopf, und er sah auf sie herunter und stieg mit dem rechten schwarzen, schweren Schuh auf ihre Hand. Sie presste die Lippen aufeinander. Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie wusste, wenn sie weinte oder wimmerte, würde er fester zutreten. Es war nie anders gewesen. Auch seine Stimme klang wie damals, in den schlimmen Phasen ihrer Beziehung, am Ende ihrer Ehe.
    »Nicht dumm, Mädel, nicht krank«, sagte er. »Dieser Mann ist ein Spitzel, und jetzt ist er höchstens noch ein berufsunfähiger Spitzel. Und …« Er rieb die Schuhsohle auf ihrer Hand. Sie hielt sich mit der anderen Hand den Mund zu, die Nase. »Er wird niemanden beschreiben. Die Bullen werden kommen und ihre Fragen stellen, und dann gehen sie wieder, und das war’s. In der Zeit müsst ihr klug sein, kapiert? Nicht dumm, sondern klug. Hast du das verstanden?«
    Sie nickte. Er sah ihr zu. Dann hob er den Fuß,

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