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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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wenn sie noch keinen Beweis dafür hatte. Und wie Karl inzwischen im Innern funktionierte, untermauerte nach der Sache mit dem alten Mann ihre Vermutungen. Karl litt unter schwerstem Verfolgungswahn. Jemand musste ihn aufhalten, notfalls mit Gewalt.
    »Ich brauche deine Hilfe, Vater«, sagte sie.
    »Jede Hilfe, jederzeit.«
    »Der alte Mann ist kein Spitzel. Er ist zu alt, er will seine Ruhe. Er war früher in der Partei, hat er erzählt, er ist harmlos. Seine Frau ist gestorben, er ist einsam, und das kann man auch verstehen. Er wollte mit mir reden, weil wir uns einmal auf der Straße begegnet sind und er mich nach dem Weg gefragt hat. Er ist auch etwas verwirrt. Karl hätte ihm nichts tun dürfen. Die Polizei war bei mir, ich habe nichts ausgesagt, was uns schaden könnte, wie immer. Aber Heiner und Jockel haben den Mann verprügelt, er liegt im Krankenhaus, die Polizei wird wiederkommen. Sie darf Karl nicht finden. Du musst ihm klarmachen, dass er auf keinen Fall wieder nach Neuhausen kommen darf. Auf mich hört er nicht.«
    Lothar Geiger saß noch immer reglos an seinem Schreibtisch. »Was wollte er in deiner Wohnung?«
    In Mias Ohren klang seine Stimme so vertraut wie seit jeher. Niemandem würde sie jemals mehr vertrauen als ihrem Vater.
    »Er wollte wohl prüfen, ob ich allein lebe.«
    »Dann hast du die Prüfung ja bestanden.«
    »Ja.«
    Nach einem Moment erhob er sich und streckte den Rücken. In seiner Kniebundhose, der grünen Jacke, dem schwarzen Hemd und mit seiner stattlichen Figur sah er aus wie ein Großgrundbesitzer, der seine Ländereien so im Griff hatte wie seine Gefühle. »Jetzt trinken wir ein Glas, und dann besprechen wir alles Weitere. Es gibt keinen Anlass zur Sorge. Natürlich rede ich mit Karl, die Wohnung ist nur eine Übergangslösung, das weiß er. Was den alten Mann betrifft: Hat er Angehörige, Kinder, Geschwister? Wir werden überlegen, was du weiter tun kannst. Möglicherweise könntest du die Sache in der Zeitung aufgreifen. Der Überfall wird im nächsten Polizeibericht erwähnt werden.«
    »Für Polizeiberichte bin ich nicht zuständig.«
    »Das lässt sich regeln, oder nicht? Du bist stellvertretende Lokalchefin.«
    »Ja.«
    Er tippte eine Nummer ins Telefon. »Und du bist sicher, er ist kein Spitzel.« Er wirkte nicht überzeugt. »Zwei Mal Weinbrand«, sagte er in den Hörer und legte auf. »Mach dir keine Sorgen. Es ist gut, dass du gekommen bist. Zuerst dachte ich schon, es geht wieder um deine Mutter.«
    »Nein.«
    »Hast du von ihr gehört?«
    »Nein.«
    »Umso besser. Gut siehst du aus. Ein wenig blass, aber sonst kraftvoll und gesund. Spielst du noch Fußball.«
    »Selten.«
    »Schade. Mach damit weiter, Liebes.«
    »Ja.« Und als hätte sie bereits einen Schluck Cognac getrunken, spürte sie eine angenehme Wärme, die sich in ihrem Körper ausbreitete und sie beruhigte.

    Du bist nicht schuld, sagte Martin Heuer.
    »Jemand spielt mit uns«, sagte Süden. »Jemand benutzt uns.«
    Die Polizei muss euch die Wahrheit sagen.
    »Sie werden nichts herausfinden, weil sie auch bisher nichts herausgefunden haben. Sie wollen nichts finden.«
    Wenn dieser Welthe ein LKA-Mann und der verschwundene Taxler ein verdeckter Ermittler ist, dürfen sie euch nichts sagen.
    »Der Taxifahrer könnte auch einer aus der Szene und umgebracht worden sein.«
    Dann wird die Kripo ermitteln.
    »Ich weiß, dass niemand uns unterstützen wird«, sagte Süden. »Wenn ich das Vertrauen von Mia Bischof nicht gewinnen kann, haben wir keine Chance.«
    Sei nicht so pessimistisch.
    »Ich schaue nur hin.«
    Es ist Nacht, warte bis morgen früh.
    Süden stand auf dem Balkon seiner Wohnung, ausgehöhlt von Ungeduld. Die Luft war kalt, und das Handy in seiner Jackentasche klingelte nicht. Gegen vier Uhr früh verließ er das Haus, ging vom Scharfreiterplatz zur Schwanseestraße und von dort weiter in Richtung Nockherberg, die vertraute, ewige Strecke. Keine Sterne am Himmel. Eine Stadt aus sieben leblosen Buchstaben.

12
    S üden rechnete mit einer Einzelbefragung. Hinterher war ihm klar, warum Hauptkommissar Bertold Franck darauf verzichtet hatte. Zu dritt saßen sie ihm in seinem nach Kaffee riechenden Büro gegenüber, in der Mitte Edith Liebergesell, links von ihr Patrizia Roos, rechts Süden. Ihn schaute Franck anfangs öfter an als die Frauen, was vermutlich mit dessen Aussehen zusammenhing.
    Süden war fast vier Stunden durch die Stadt gelaufen, hatte zwischendurch vom Handy aus im Schwabinger

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