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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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eine Übung, und Sie müssen mitspielen, bitte.«
    »Aha.«
    »Sie brauchen fast nichts zu tun.«
    »Außer mitspielen.«
    »Ja.« Süden ging zurück in die Wohnung, in den schmalen Flur, wo seine Lederjacke hing. Er hörte, wie Rosa Weisflog seinen Namen ins Telefon sagte, kümmerte sich aber nicht darum, bis er in einer der Jackentaschen das fand, was er gesucht hatte. Er betrachtete den Bierdeckel und las die Ziffern, die darauf gekritzelt waren. »Besitzen Sie Schuhe, die kein Geräusch machen, Frau Weisflog?«
    »Bittschön?«
    »Schuhe mit leisen Sohlen.«
    »Meine Hausschuhe.«
    »Tragen Sie die gerade?«
    »Natürlich.«
    »Dann gehen Sie so leise wie möglich in den ersten Stock und lauschen an der Tür. Danach gehen Sie zurück in Ihre Wohnung und rufen mich noch einmal an.«
    »Aha. Und wenn der Einbrecher grad die Tür aufmacht, wenn ich davorsteh, was mach ich dann?«
    »Dann sagen Sie, Sie hätten ein Geräusch gehört, was Sie verwundert habe, da Herr Denning ja verreist sei.«
    »Raffiniert. Und wo ist das Spiel dabei?«
    »Ich möchte, nachdem Sie oben waren, von Ihnen wissen, was Sie gehört haben.«
    »Aha.«
    »Legen Sie jetzt auf und machen Sie sich auf den Weg. Lassen Sie Ihre Tür auf, damit ich Ihre Schritte hören kann«, sagte Süden als Test, aber Rosa Weisflog fiel nicht darauf herein.
    »Da werden Sie nichts hören, Herr Detektiv. Meine Schritte sind unhörbar.«
    »Dann gehen Sie los.«
    Sie legte den Hörer auf. Süden nahm sein schnurloses Festnetztelefon, dessen Nummer nicht angezeigt wurde, und ging ins Wohnzimmer, wo er vor dem Fenster stehen blieb. Er legte das Handy aufs Fensterbrett und wartete eine Minute. Dann tippte er die Nummer, die auf dem Bierdeckel stand, ins Telefon und hielt es ans Ohr, ohne damit zu rechnen, dass der Angerufene dranging. Keine Mailbox. Er ließ es eine Weile klingeln und kappte die Verbindung. Er legte den Hörer auf den Bierdeckel und nahm das Handy, das kurz darauf klingelte.
    »Frau Weisflog«, sagte er.
    »Ich hab was gehört.«
    »Ein Telefon hat geklingelt.«
    »Ein Handy, glaub ich, die haben diese komischen Töne.«
    »Das war gut«, sagte Süden. »Ich habe in der Wohnung angerufen, der Mann hat mir seine Handynummer gegeben. Er ist ein Bekannter von Herrn Denning.«
    »Das hat er neulich auch gesagt. Und was treibt der da illegal?«
    »Das werde ich herausfinden. Sollte der Mann weggehen wollen und ich bin noch nicht da, halten Sie ihn bitte auf. Erzählen Sie ihm irgendetwas. Fragen Sie ihn nach Denning. Ich mache mich gleich auf den Weg.«
    »Das hört sich sehr mysteriös an.«
    »Sie brauchen keine Angst zu haben. Wenn ich mich nicht täusche, ist der Mann Polizist.«
    »Die Polizei wird auch immer mysteriöser«, sagte Rosa Weisflog.

    Lange redeten sie kein Wort. Patrizia Roos blätterte die von Kreutzer mit akkurater Schrift beschriebenen Protokollseiten vor und zurück und verglich sie mit seinem Computerausdruck. Sie dachte wieder daran, wie eigenartig Kreutzer sich in jüngster Zeit verhalten hatte, zumindest ihrer Einschätzung nach, denn Süden bestätigte ihre Beobachtung nicht. Aber Süden hatte seine eigene Art zu schauen, die sie oft schwer nachvollziehen konnte. Nichts, was sie las, erhellte die Dinge der Nacht, kein versteckter Hinweis auf eine Ungereimtheit oder eine später zu klärende Frage. Offensichtlich war Kreutzer an den Aussagen und am Verhalten von Mia Bischof nichts Besonderes aufgefallen. Das wiederum war ungewöhnlich, dachte Patrizia, da ihr Kollege vielen Klienten erst einmal mit Skepsis und gewissen Vorurteilen begegnete. Ähnlich wie Süden witterte Kreutzer hinter jedem Zögern, jedem ungestümen Sprechanfall eine Lüge oder einen Ablenkungstrick. Und oft behielten die beiden Männer recht, was sowohl Patrizia als auch ihre Chefin verblüffte und Edith Liebergesell ein wenig an ihrer Menschenkenntnis, auf die sie als Leiterin einer Detektei Wert legte, zweifeln ließ.
    Jedes Mal, wenn Patrizia und Edith sich einen Blick zuwarfen, waren sie kurz davor, eine Frage zu stellen – gegen die Stille und das atemlose Dasitzen. Doch dann blätterte die eine weiter in den Papieren, die vor ihr auf dem Fenstertisch lagen, und die andere suchte an ihrem Schreibtisch nach gespeicherten Aufzeichnungen in Kreutzers Handy. Die Täter hatte das Telefon offensichtlich nicht interessiert, sie waren gekommen, um zuzuschlagen, sie hatten nicht den Auftrag, das Opfer zu berauben, sondern sie sollten es lediglich schwer

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