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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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die Idee bin ich schon gekommen, aber ich werde es nicht tun, vorläufig nicht. Und? Was ist Ihr nächster Schritt?«
    »Wir haben den Auftrag, einen verschwundenen Mann zu finden, daran arbeiten wir.«
    »Überschätzen Sie sich nicht und unterschätzen Sie andere nicht.«
    »Was ist denn das für ein sibyllinischer Spruch zum Abschied?«
    »Alles Gute, Frau Liebergesell.«
    Nach einem letzten Blick zu Süden schloss der Kommissar die Tür.
    »Bloß raus hier.« Mit schlurfenden Schritten eilte Patrizia zur Treppe.

    »Schwer einzuschätzen«, sagte Bertold Franck ins Telefon. »Ich hab kein Personal für eine Observierung, unmöglich.«
    »Wir passen schon auf.«
    »Die Vernehmung der Frau Bischof findet also unter normalen Umständen statt.«
    »So normal wie möglich. Sie wird das Gleiche aussagen wie in der Nacht, und Sie protokollieren es. Ebenso beim Wirt. Ich kann Ihnen leider nicht mehr anbieten. Falls sich ein Zeuge meldet, umso besser.«
    Franck knetete seine Nase, als wolle er sie ausreißen. »Noch mal: Sie haben keine Hinweise auf die Täter. Da hat sich über Nacht nichts getan.«
    »Nein. Wir observieren die Gegend ja nicht.«
    »Und wie gehen wir mit der Presse um?«
    »Sie bleiben bei der Linie, die wir besprochen haben.«
    »Die Detektei wird weiter nach dem Taxifahrer suchen«, sagte Franck. »Das bedeutet, sie bleiben weiter in Kontakt mit Frau Bischof.«
    »Wenn sie ihn vor uns finden, mache ich drei Kreuze.«
    Jemand klopfte an die Bürotür. »Ich wünsch uns viel Glück.« Franck legte den Hörer auf und dachte nach. Er wusste, dass sein Kollege ihm nicht die ganze Wahrheit erzählt hatte, aber er war nicht befugt, daran Kritik zu üben. Um wen es sich bei dem ominösen Taxifahrer handelte, war ihm nach wie vor vollkommen unklar. »Herein.«
    Ein etwa vierzigjähriger Mann in einem grünen Pullover öffnete die Tür. »Kann sein, wir haben einen Zeugen am Hasenbergl. Er will gestern Nacht einen hellen, wahrscheinlich weißen Kastenwagen gesehen haben. Kennzeichen konnte er nicht erkennen, mit Schiebetür, rechts.«
    »Das ist ein Anfang«, sagte Franck.

    »Wir fangen noch einmal von vorn an«, sagte Edith Liebergesell auf dem Weg durch die Stadt. Vom Polizeipräsidium in der Ettstraße bis zur Detektei am Sendlinger-Tor-Platz würden sie höchstens zwanzig Minuten brauchen. Aber sie gingen langsam und blieben oft stehen. »Wir überprüfen alles, jede Aussage von Mia Bischof, jede Notiz, die ihr gemacht habt, alles.«
    Patrizia, die bisher geschwiegen hatte, sagte: »Du hast mich hängenlassen, Süden. Du hast einfach nur zugeschaut, wie der Bulle uns verarscht hat.«
    »Er hat uns nicht verarscht.«
    »Sagt der Ex-Bulle.«
    Süden schwieg.
    Sie standen am Rand des Stachus-Rondells. Hunderte Passanten eilten an ihnen vorbei; Jugendliche standen in Gruppen vor dem McDonald’s; Polizisten kontrollierten dunkelhäutige Männer. Vom Dach des gegenüberliegenden Hotels beobachtete eine Kamera das unaufhörliche Treiben im Stadtzentrum.
    »Von jetzt an müssen wir uns hundertprozentig vertrauen.« Edith Liebergesell inhalierte den Rauch ihrer dritten Zigarette seit der Vernehmung. »Und wir trauen niemandem mehr, schon aus Prinzip nicht in diesem Fall. Und du, Süden, fährst jetzt nach Hause, schläfst sechs Stunden, und dann sehen wir uns wieder.«
    »Ich bin nicht müde.«
    »Mit deinen Augenringen kannst du seilspringen. Auf geht’s, ab in die Straßenbahn nach Giesing.«
    Süden kam nicht von der Stelle. Er misstraute nicht nur seinen Ex-Kollegen bei der Kripo und im LKA, sondern vor allem sich selbst. Er kam sich vor wie Hauptverdächtiger und Vernehmer in einer Person. Er war schuldig und unschuldig, taub und hörend, sehend und blind zugleich; immer noch Polizist und doch längst ein Detektiv mit eigenen Regeln und eigener Verantwortung. Am liebsten wäre er vorübergehend unsichtbar geworden.
    Wenig später, im Schlaf, wurde er es dann auch.

Zweiter Teil
    13
    D ie Sonne schien, aber er sah nur den Kies unter seinen schwarzen Halbschuhen, die sein Vater für ihn poliert hatte. Um ihn herum standen Leute, deren Gesichter er nicht erkennen konnte. Er sah hin, und die Gesichter verschwanden in weißem Nebel. Neben seinem Vater ging er den Weg vom Leichenschauhaus zum Friedhof her, vorbei an geschmückten Gräbern zur ausgehobenen Grube mit den Kränzen und Blumenbuketts. Rosen, Lilien, Nelken – die Namen der Blumen kannte er nur vage, er sah die Farben, wie sie leuchteten. Weiß, Rot,

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