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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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auf.«
    »Einen Moment noch.« Süden blieb stehen. Die Ampel an der Kreuzung schaltete auf Grün, Passanten huschten an ihm vorbei. Er keuchte und drückte das Handy kurz an seine Jacke. »Der Mann ist, wie gesagt, Taxifahrer, und Ihre Tochter kennt ihn sehr gut. Sie macht sich große Sorgen, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte. Deswegen hat sie uns beauftragt, nach ihm zu suchen. Aber Sie wissen davon nichts.«
    »Wen meinen Sie mit ›uns‹?«
    »Die Detektei Liebergesell in München.«
    »Meine Tochter lässt niemanden suchen«, sagte Geiger. »Schon gar nicht von einer Detektei. Sie bespricht alles mit mir, und von der Sache hat sie mir nichts erzählt. Noch was, Herr …«
    »Wo kann ich Ihre Frau erreichen?«
    »Nirgends.«
    »Ist sie gestorben?«
    »Sie ist nicht gestorben. Auf Wiedersehen.«
    Süden sagte: »Ich muss mit ihr sprechen.«
    »Herr … Ich sage es Ihnen zum letztem Mal: Was Sie mir von meiner Tochter erzählen, ist Humbug. Ich werde sie gleich anrufen und die Sache klären. Außerdem werde ich meinen Anwalt anweisen, damit er Schritte einleitet, die verhindern, dass Sie oder Ihre Detektei mich noch einmal belästigt. Damit ist das Gespräch beendet.« Er drückte den Finger auf die Gabel und wählte eine neue Nummer.
    Birgit Feigl, seine einundsechzigjährige Assistentin, saß die ganze Zeit vor seinem Schreibtisch, einen linierten Block auf den Knien, und verzog keine Miene.
    »Ich bin’s«, sagte Geiger ins Telefon. »Wer ist der Taxifahrer, den du angeblich von einem Detektiv suchen lässt?«

    Reglos stand Mia Bischof vor der Anrichte mit den Wasserflaschen und der Kaffeemaschine. Hinter ihr am runden Tisch waren ihre Kollegen in eine Diskussion vertieft. Sie war nur deshalb ans Telefon gegangen, weil sie die Nummer ihres Vaters gesehen hatte und dachte, es ginge um den Termin am Wochenende, zu dem sie ins Hotel kommen sollte. Erschrocken stellte sie das Glas wieder hin. »Wer behauptet denn so was, Vater?« Ihre Stimme klang verzagt, doch sie konnte es nicht ändern.
    »Sag die Wahrheit, Mia.« Er dachte an Karl Jost, der ihm eine ähnliche Geschichte erzählt hatte, und wurde noch wütender.
    »Ich erklär’s dir später.«
    »Jetzt!«
    »Ich bin in einer Konferenz. In einer Stunde.«
    »Warum lügst du mich an?«
    »Ich lüge nicht, ich konnte … Denk nichts Falsches, bitte.«
    »Hat die Sache etwas mit dem Überfall auf den alten Mann zu tun?«
    »Nein. Bestimmt nicht.«
    »Der Taxifahrer ist ein Freund von dir? Warum weiß ich von dem nichts und steh wie ein Idiot da?«
    »Du stehst doch nicht … Er gehört zu uns, Vater, er ist … Vertrau mir, bitte.«
    »Dieser Detektiv hat mich nach deiner Mutter gefragt.«
    »Wieso nach Mama? Wieso …«
    »Hast du ihr von dem Mann erzählt?«
    »Hab ich nicht.«
    »Lüg mich nicht an.«
    »Ich hab nur mal seinen Namen erwähnt«, log sie.
    »Und warum?«
    »Was?«
    »Hörst du nicht zu?«
    »Doch.«
    »Was stimmt nicht mit dir, Mia? Brauchst du einen Arzt? Soll ich Doktor Gerhardt anrufen? Hast du wieder Stresssymptome?«
    »Ich bin gesund. Ich wollte nicht, dass du davon erfährst, weil ich mich ein wenig schäme. Aber ich wusste nicht, was ich tun soll, und da habe ich mich entschieden …«
    Jemand am Tisch rief ihren Namen. »Das ist so kompliziert. Bitte denk nicht, ich hätte dich …«
    »Ruf mich in einer Stunde an.«
    Sie wollte noch etwas sagen, aber ihr Vater hatte schon aufgelegt.

18
    D as bedeutet gar nichts«, sagte die Frau, die mit verschränkten Armen vor dem Fenster stand. Sie trug einen selbstgestrickten schwarzen Pullover, der ihr bis zu den Knien reichte, eine beigefarbene Stoffhose und weiße Filzlatschen. Sie hatte kurze dunkle Haare und leuchtende Augen und sah nach Südens Einschätzung deutlich jünger als fünfundsechzig aus. Ihre Art zu sprechen allerdings war schleppend, ihre Stimme klang wie erschöpft. Wenn sie gelegentlich gestikulierte, wirkten ihre Bewegungen fahrig. »Mia hatte immer ihre Geheimnisse. Dass ihr Vater nichts von dem Mann weiß, sagt nur aus, dass Mia ihre Gründe dafür hat. Sie weiß, was sie tut.«
    »Sie haben regelmäßig Kontakt zu ihr.« Süden stand neben der Tür und hielt seinen Block in der Hand.
    Die Wohnung von Hedwig Bischof lag im Erdgeschoss eines zweistöckigen, blassrosa gestrichenen Hauses an der Balanstraße, direkt an der Kreuzung zum Mittleren Ring. In fast allen Wohnungen hing die Gardine genau in der Mitte der kleinen Fenster, die den steten Verkehrslärm

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