M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)
Informationen werden nicht ernst genommen, wir bewegen uns eindeutig in einem Milieu, das hochkriminell ist, und niemand von Ihrer Seite bietet uns Unterstützung an. Wir sind auf uns allein gestellt. Wir werden uns damit abfinden und uns bei unserer Arbeit nicht behindern lassen, von niemandem.«
»Ich bin in der Mordkommission, Frau Liebergesell, ich bin nicht in der OK-Abteilung oder beim Verfassungsschutz. Im Augenblick bin ich damit beschäftigt, die Hintergründe eines möglicherweise versuchten Totschlags aufzuklären, nämlich den an Ihrem Mitarbeiter. Also konzentrieren auch Sie sich bitte auf den Fall und auf nichts sonst.«
»Unsere Fälle hängen zusammen, der Überfall und der verschwundene verdeckte Ermittler.«
»Er ist kein verdeckter Ermittler«, sagte Franck. »Er ist Taxifahrer.«
»Nicht Süden muss zurück auf den Boden der Tatsachen, sondern Sie. Auf Wiederhören.« Sie beendete die Verbindung und fröstelte. »Lass uns drüben in dem Gasthaus was essen. Bitte.« Wieder klingelte ihr Handy. »Ja? Grüß dich, Patrizia.«
»Meine Ärztin hat gesagt, ich soll besser zwei Tage zu Hause bleiben, ist das für dich in Ordnung?«
»Natürlich. Brauchst du was? Soll ich dir was vorbeibringen?«
»Nein, danke«, sagte Patrizia Roos, die von einer Telefonzelle anrief. »Ich hab mir gedacht, ich fahr zu meinem Freund nach Starnberg raus, da kann ich mich am besten erholen, da ist es so schön still.«
»Sehr gute Idee. Melde dich einfach, wenn’s dir besser geht.«
»Ciao.«
Edith Liebergesell betrachtete ihr Handy. »Sie bleibt an Mia dran. Was sagt uns Starnberg?«
»Mias Vater hat dort ein Hotel.«
»Dann ist Patrizia auf dem Weg dahin. Oder sie ist schon dort. Eigentlich wollte ich mir ein Prepaid-Handy mit einer neuen Nummer holen, damit wir ungestört sprechen können. Aber jetzt sagst du, es spielt keine Rolle, dass wir abgehört werden. Erklär mir das beim Essen.«
Sie hakte sich bei ihm ein. Der Regen klang friedvoll.
»Die Dinge sind, wie sie sind«, sagte Hauptkommissar Luis Hutter vom Landeskriminalamt. »Wir haben die richterliche Genehmigung, und damit erübrigen sich alle weiteren Erklärungen. Schauen wir, was wir erfahren. Wenn nichts dabei rauskommt, ist die Aktion beendet wie in vergleichbaren Fällen. Und Sie, Kollege Franck, haben damit nicht das Geringste zu tun. Wenn die Detektei Fragen hat, soll sie sich an unsere Behörde wenden.«
»Mich beunruhigt, dass denen anscheinend egal ist, ob sie abgehört werden.«
»Wieso beunruhigt Sie das?«
»Weil es bedeutet, dass sie nicht kooperieren«, sagte Bertold Franck. »Sie kümmern sich nicht um Ihre oder meine Belange, sie stellen ihre eigenen Ermittlungen an, und die werden sie nicht am Telefon besprechen. Sie hätten sie nicht so brüsk abweisen sollen.«
»Hören Sie mir auf mit diesem dienstfernen Kollegen und seiner Truppe. Wenn die irgendetwas tun, was unsere Kreise stört, ziehen wir sie aus dem Verkehr. Sie behindern unsere Arbeit auf dem Gebiet des Staatsschutzes. Glauben Sie mir, Kollege, die sind schneller weg vom Fenster, als einer der Braunen den Arm heben kann. Die sollen den Mann ruhig weiter suchen, uns sind die Hände gebunden, wie Sie wissen, die Detektei Liebergesell arbeitet uns zu, das werden wir doch nicht unterbinden. Allerdings wird nach unseren Regeln gespielt, und daran müssen die sich halten, sonst gibt es eine Detektei weniger in Bayern. Und mehr haben Sie nicht erfahren in Ihrem Telefonat?«
»Nein.«
»Dann bitte ich Sie, mich auf dem Laufenden zu halten, falls sich durch Ihre Befragung des Zeugen Neues ergibt. Ich meine damit, bevor Sie mir den Bericht schicken.«
»Das mache ich selbstverständlich. Und es steht Ihnen frei, den Zeugen ein zweites Mal zu befragen.«
»Das ist auch meine Absicht.«
»Wiedersehen, Kollege.«
Hauptkommissar Franck legte den Hörer auf und klopfte sich mehrmals mit dem Finger auf die Nasenspitze. Scheißdinge, dachte er, sind das, die so sind, wie sie sind, wir kriegen den Gestank ab und dürfen nicht mal ein Fenster aufmachen.
Süden schnupperte an seiner Nudelsuppe, als gäbe es etwas zu riechen. Edith Liebergesell aß ein Putenschnitzel mit gemischtem Salat, dessen Blätter über den Rand des Glastellers hingen, und trank dazu eine Weißweinschorle. Süden hatte ein großes Glas Mineralwasser und sein aktuelles Hauptgetränk vor sich stehen, Kaffee mit Milch und Zucker. An einigen Tischen des rustikal eingerichteten Gasthauses unterhielten sich
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