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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Schloss aufbrechen?«
    »Ich werde ihr Schloss genauso wenig aufbrechen wie das von Dennings Wohnung.«
    »Da hattest du einen Schlüssel von der Nachbarin«, sagte Edith Liebergesell.
    Wieder lächelte Süden, und wieder hatte sie sofort den Verdacht, dass etwas nicht unbedingt Komisches dahintersteckte. »Einen Schlüssel hatte ich in dem Sinn nicht. Weil Frau Weisflog, die Nachbarin, keinen Zweitschlüssel von Dennings Wohnung besitzt. Wozu auch? Ich habe ein Hilfsmittel benutzt, das uns schon früher bei der Kripo gute Dienste geleistet hat.«
    Seine Chefin wirkte nicht amüsiert. »Was für ein Hilfsmittel?«
    »Kläuschen.«
    Sie sagte nichts, ihr Blick war laut genug.
    »So nannte Martin seinen Dietrich, und der gehört jetzt mir. Und Kläuschen wird mir auch Zugang zu Mias Wohnung verschaffen. Und du mietest dich im Hofhotel Geiger am See ein.«
    »Noch mal zurück zu Kläuschen. Du bist in Dennings Wohnung eingebrochen?«
    Sein Schweigen war eindeutig genug.
    »Hast du das schon mal gemacht? Seit du bei mir arbeitest?«
    »Nein.«
    »Soll ich dir das glauben?«
    »Unbedingt.«
    »Wir dürfen so was nicht tun. Wir müssen unsere Quellen offenlegen. Außerdem gehört die Wohnung, in die du einbrechen willst, unserer Klientin. Nein, Süden, diesmal nicht, auf keinen Fall.«
    Südens Handy klingelte, ein lauter, unangenehmer Ton. Einige Gäste schauten grimmig zu ihm her. Vielleicht, dachte er, kamen die Leute aus einer Höhle unter der Oberpfalz und wussten bisher nichts von der Erfindung des Mobiltelefons.
    »Ja?« Seine Stimme war schon am Nebentisch nicht mehr zu verstehen. Er hörte eine Zeitlang zu. »Sehr gut. Dann lass dir von ihm eine gesunde Landsuppe kochen. Bis bald.« Er schaltete das Handy wieder aus und steckte es ein. »Sie hat ihr Handy nur deswegen eingeschaltet, weil sie vergessen hatte, ihrem Chef im Grizzleys Bescheid zu sagen. Glück für uns. Mia ist im Hotel. Und du fährst hin. Sie kennt dich nicht.«
    »Sie kennt meine Stimme«, sagte Edith Liebergesell.
    »Du musst ihr nicht begegnen, du sollst dich nur umsehen und umhören. Und Patrizia nach Hause schicken, bevor ihre Tarnung doch noch auffliegt.«
    »Bist du jetzt der Chef?«
    »Nein.«
    Sie schwiegen. »Du bist nicht schuld an dem, was passiert ist«, sagte Edith Liebergesell. Das Schweigen begann von neuem. »Also, ich fahre nach Starnberg, und du tust etwas, was ich nicht weiß. Und morgen treffen wir uns bei Leo und erzählen ihm, was wir herausgefunden haben. Auf geht’s.«
    Süden stand schweigend auf, zog seine Jacke an, ließ, wie erschöpft, den Kopf sinken. Edith Liebergesell sah ihn an und dachte, dass sie ihm keinen Vorwurf machte, nicht den geringsten.

21
    R egen prasselte auf seinen schwarzen Schirm. Niemand kam aus der Durchfahrt. Süden stand auf der anderen Straßenseite und wartete. Hinter den meisten Fenstern des fünfstöckigen Hauses mit der champagnerfarbenen Fassade war es dunkel. Aus dem Innenhof drang kein Laut. Vereinzelt fuhren Autos durch die Winthirstraße, in der keine Parkplätze mehr frei waren.
    Um fünf nach zehn Uhr abends überquerte Süden die Straße und ging durch die Einfahrt zum Rückgebäude, dem Flachbau mit Laubengang, an dem sechs Wohnungen lagen, so wie Kreutzer es beschrieben hatte. Eine der mittleren der sechs grauen Türen gehörte zur Wohnung von Mia Bischof. Hinter zwei anderen Fenstern brannte Licht. Die Garagentore im Erdgeschoss waren geschlossen.
    Süden stieg die Treppe zum Laubengang hinauf, an deren linkem Ende sich eine psychotherapeutische Praxis befand, oberhalb der Einfahrt zur Tiefgarage. Er klappte den Schirm zu und schüttelte ihn aus.
    Um mit seinem Dietrich das Türschloss zu öffnen, brauchte er keine zehn Sekunden. Er lehnte den Schirm an die Wand neben der Tür, verschwand im Innern und schloss die Tür, was ein Geräusch verursachte, das in dem auf den Asphalt prasselnden Regen nicht zu hören war. Dann tastete er nach dem Lichtschalter. Eine Wohnung, die am späten Abend beleuchtet war, hielt er für wesentlich unauffälliger als den unruhig umherhuschenden Lichtstrahl einer Taschenlampe. Für den Fall, dass Patrizia ihm Neuigkeiten aus Starnberg meldete, trug er sein Handy eingeschaltet in der Jackentasche.
    An der Wand gegenüber der Tür hing eine blaue Fahne des Fußballclubs TSV 1860 München. Vor dem Rest der Wand reichten Regale bis an die Decke, vollgestopft mit Büchern aus unterschiedlichsten Epochen, dazu Atlanten, Lexika, gerahmte

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