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Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Titel: Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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befürchtet. Wenn es ihr nur ­gelingen würde, das Messer in die Finger zu bekommen. Sie wusste allerdings nicht, ob sie im Notfall den Mut auf­bringen würde, es gegen Larry zu verwenden. In ihrem ­ganzen Leben hatte sie noch nie jemanden absichtlich verletzt. Außerdem – was würde ihr das bringen? Wenn sie Larry so schwer verletzte, dass er ihr nicht mehr gefährlich wäre, könnte er sterben und sie würde an der Seite einer Leiche auf ihren eigenen Tod warten müssen. Erneut sah sie zum Fenster. Sie hatte keine Ahnung, in welche ­Richtung es ging und ob sie überhaupt jemand hören würde, sollte es ihr gelingen, die Scheibe zu zerbrechen und um Hilfe zu rufen.
    „Angela wartet bestimmt am Flughafen auf dich“, sagte Mabel ins Blaue hinein. „Sie will doch nach Amerika ­fliegen, nicht wahr? Du musst dich beeilen, wenn du sie nicht verpassen möchtest.“
    „Kein Flughafen. Sie fliegt nicht, obwohl sie ein Engel ist. Sie hat Angst. Wir fahren mit dem Schiff. Southampton ist ein großer Hafen, sagt Angela. Ich war noch nie dort. War nie aus Cornwall fort.“
    Seine Worte bestätigten Mabels Vermutung, dass Angela sich längst davongestohlen hatte und mit einem Schiff das Land verlassen wollte. Sie versuchte es auf andere Weise.
    „Sag mal, Larry, warum musste Lady Michelle eigentlich sterben? Sie hatte doch sicher nichts dagegen, dass du Angela zur Frau möchtest, und hätte sich bestimmt ­darüber gefreut.“
    „Lady Michelle?“ Er sah sie erstaunt an. „Weiß nichts davon, außer, dass sie tot ist. War eine nette Frau, immer freundlich, auch zu mir. Angela hat sie gefunden, war schrecklich für sie. Hat sich einfach davongemacht und den armen Krüppel alleingelassen.“
    Offenbar wusste Larry wirklich nichts über die Umstände von Michelles Tod oder wer daran beteiligt gewesen war. Er war zu einfältig, um eine solche Tat derart unschuldig zu leugnen. Für Mabel gab es keinen Zweifel, dass Angela sie getötet hatte. Wie sie es allerdings fertiggebracht hatte, einen nahezu perfekten Selbstmord zu inszenieren, würde sie wahrscheinlich nie erfahren.
    „Hast du wirklich keinen Schlüssel für die Tür?“, fragte sie Larry, der nur den Kopf schüttelte. „Aber du hast so viel Kraft. Du kannst vielleicht das Schloss aufbrechen oder die Tür eintreten.“ Mabel wusste, selbst wenn Larry versuchen würde, die Tür einzutreten, hatte er keine Chance – sie war aus massivem, zentimeterdickem Holz und ging nach innen auf. Außerdem handelte es sich bei dem Schloss keineswegs um eines aus vergangenen ­Zeiten, sondern um ein modernes Sicherheitsschloss. Auch wenn sie irgendwo einen Draht oder etwas Ähnliches ­finden würde – dieses Schloss konnte sie unmöglich ­öffnen. Aus irgendeinem Grund hatte jemand – Angela? – erst kürzlich ein neues Schloss eingebaut. War sie ihr, Mabel, vielleicht schon ­länger auf der Spur gewesen und hatte geplant, sie einzuschließen? Dabei war Mabel stets sehr vorsichtig gewesen; außerdem hatte sie, bis sie Angela den Brief ­entwendet hatte, nie eine wirkliche Spur gehabt. Oder waren in diesem Keller zuvor schon andere schreckliche Dinge geschehen?

    Mabel glaubte zuerst, doch eingenickt zu sein und geträumt zu haben, da sie plötzlich Stimmen hörte. Sie war jedoch hellwach und tatsächlich – da draußen war jemand! Gerade wollte sie schreien, als sich Larrys Hand auf ihren Mund legte. Offenbar hatte er auch bemerkt, dass sie nicht mehr allein waren.
    „Mein Engel kommt! Sie holt uns jetzt.“
    Mabel zitterte vor Angst, dann jedoch erkannte sie eine der Stimmen, die laut „Miss Clarence!“ rief. Eine Welle der Erleichterung durchflutete sie. Nie zuvor war sie ­derart glücklich gewesen, Wardens Stimme zu hören. Leider hatte auch Larry bemerkt, dass es nicht Angela war. Sein Verstand reichte so weit aus, um zu erkennen, dass ihm Gefahr drohte.
    Mabel spürte wieder die Klinge des Messers an ihrem Hals, als Larry brüllte: „Weg! Weggehen!“
    „Miss Clarence, sind Sie hier drin?“ Warden musste direkt vor dem Keller stehen, denn jemand hämmerte fest gegen die Tür und die Klinke bewegte sich. Mabel hatte jedoch keine Chance, sich bemerkbar zu machen. „Hallo, wer ist da bei Ihnen?“, rief Warden.
    „Weggehen!“, kreischte Larry mit sich überschlagender Stimme. „Sonst ist sie tot!“
    „Bourke, sehen Sie zu, dass Sie die Tür aufbekommen, aber schnell! Miss Clarence, wenn Sie mich hören können: Gehen Sie von der Tür weg, der Sergeant

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