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Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Titel: Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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Mabels Ordnungsfimmel fehlte, obwohl er sich so ­manches Mal darüber geärgert hatte. Die Kleidungsstücke, die er noch mal tragen würde – wieso mussten die im Schrank ­hängen, wo auf den Stühlen im Schlafzimmer doch Platz genug war? Und warum konnte sie seine Zeitschriften nicht einfach auf dem Fußboden liegen lassen, anstatt sie im Regal zu stapeln? Er wusste schließlich, wo er was ­hingelegt hatte, und das Darübersteigen hatte ihn noch nie gestört …
    Victors Gedanken schweiften zu den Geschehnissen im Keller. In Anbetracht der entsicherten Pistole in Wardens Händen hatte Larry Dean sich widerstandslos festnehmen lassen und befand sich nun in der Psychiatrie, die er wahrscheinlich niemals wieder verlassen würde. Noch immer wusste Victor nicht, was die Haushälterin Angela mit allem zu tun hatte, es interessierte ihn im Moment auch nicht. Was sollte er nur tun, wenn Mabel starb?
    „Daran darfst du nicht einmal denken!“, sagte er laut und tätschelte Debbies Kopf. Als würde die Hündin genau wissen, wie es in ihrem Herrchen aussah, legte sie ihren schmalen, hübschen Kopf in Victors Schoß, winselte und sah ihn traurig an.
    Als das Telefon klingelte und Victor auf dem Display die Nummer des Krankenhauses erkannte, begann sein Puls zu rasen. Für einen Moment überlegte er, nicht abzunehmen. Was, wenn der Arzt sagen würde, Mabel habe es nicht geschafft? Victor war aber kein Hasenfuß und ­meldete sich mit belegter Stimme.
    „Miss Clarence ist wach. Es geht ihr den Umständen entsprechend gut“, sagte die sonore Stimme einer ­Krankenschwester.
    „Wird sie … überleben?“
    „Sie ist außer Lebensgefahr. Wenn Sie möchten, können Sie sie besuchen, allerdings nur für wenige Minuten. Die Patientin braucht noch viel Ruhe.“
    Das Poltern des Steines, der Victor vom Herzen fiel, war beinahe hörbar. Sofort rief er Alan an, teilte ihm die frohe Botschaft mit und machte sich unverzüglich auf den Weg nach Bodmin.

    Eine Woche dauerte es, bis Mabel ihre Umgebung und die Menschen, die immer wieder an ihrem Bett saßen, richtig wahrnahm und länger als nur für ein paar Minuten bei Bewusstsein war.
    „Vic…“, begann sie, aber ihre Stimme versagte, und der Schmerz in ihrem Hals kehrte mit einem Schlag zurück.
    „Sie dürfen noch nicht sprechen, Mabel.“ Victor nahm ihre Hand und drückte sie fest. „Die Ärzte sagen, es kommt alles wieder in Ordnung. Die nächste Zeit werden Sie aber etwas stimmlos sein. Das ist für Sie natürlich ein schwerer Schlag, denn einer Frau das Sprechen zu untersagen, ist äußerst grausam, in Ihrem Fall aber notwendig.“
    Mabel erwiderte Victors Scherz mit einem Augenzwinkern. Sie wusste, dass er seine Anspannung durch solche Worte abbaute, und ebenfalls, dass er seit Tagen ständig an ihrem Bett saß, und das Krankenhaus nur über Nacht verließ. Ihre Lippen formten das Wort „Angela“. Victor verstand und nickte.
    „Sie wurde verhaftet. Warden wird uns alles erklären, wenn Sie wieder auf der Höhe sind. Auch der Chefinspektor zeigt einmal genügend Einsehen, damit Sie in Ruhe gesund werden können, und belästigt Sie nicht mit ­unnötigen Fragen.“
    Mabel versuchte zu lächeln, aber selbst diese kleine Bewegung schmerzte. Wieder einmal war sie dem Tod nur knapp entronnen. Trotzdem war sie froh, die Schuldigen gefunden zu haben, auch wenn sie die genauen Hintergründe der Morde noch immer nicht verstand. Schon aus diesem Grund musste sie so schnell wie möglich gesund werden, denn es interessierte sie brennend, warum Angela erst Michelle und dann ihren Ehemann getötet hatte. Gut, bei El-Said hatte sie nicht selbst Hand angelegt, sondern Larry Dean als williges Werkzeug für den Mord benutzt, was sie aber keinen Deut weniger schuldig machte.

    In eine warme Wolldecke gehüllt, saß Mabel in ihrem bequemsten Sessel und sah zu, wie Alan den Tee zubereitete.
    „Nur vier Minuten ziehen lassen, es ist eine recht starke Mischung“, mahnte sie leise. Ihre Stimme war noch schwach und klang belegt, aber wenigstens konnte sie sich seit ein paar Tagen wieder verständlich machen. Die Wunde an ihrem Hals war gut verheilt. Larry Dean hatte nur um ein Haar die Hauptschlagader verfehlt – dann hätte es keine Rettung mehr für sie gegeben. In drei, vier Tagen konnte man die Fäden ziehen.
    Am Vormittag war Mabel aus dem Krankenhaus ­entlassen worden und hatte darauf bestanden, unverzüglich mit Chefinspektor Warden zu sprechen. Er war ihrem Wunsch nachgekommen, und

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