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Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Titel: Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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verzichtete Ihre Schwester auf ihr Glück und blieb in England“, sagte Mabel. „Später, als Sie erwachsen waren, hätte sie doch heiraten können. Warum hat sie das nie getan?“
    Lord Douglas seufzte resigniert. „Aus Mangel an ­Bewerbern – oder vielleicht konnte sie ihren Verlobten nicht vergessen.“ Er zuckte die Schultern. „Wir sprachen nicht darüber, denn immer, wenn ich etwas in dieser ­Richtung andeutete, zog sie sich in ihr Schneckenhaus zurück – nicht aber, ohne mir zu verstehen zu geben, dass ich ihr bis an mein Lebensende dankbar sein muss.“
    „Ich verstehe.“ Mabel legte eine Decke über Captain Douglas’ Beine, dann wechselte sie das Thema, denn für heute wollte sie nicht weiter in ihn dringen. In der ­letzten Stunde hatte sie mehr erfahren, als sie gehofft hatte. „Die Sonne scheint, und es ist angenehm mild. Was halten Sie davon, wenn wir ein wenig in den Garten gehen? Die ­frische Luft wird Ihnen guttun.“
    Lord Douglas nickte ergeben, doch Mabel merkte, dass er sich am liebsten wieder ins Bett gelegt und die Decke über die Ohren gezogen hätte. Sie würde nicht ­zulassen, dass er sich derart in seiner Trauer vergrub, denn er war ihr in den letzten Tagen richtig ans Herz gewachsen. Längst stand nicht mehr nur ihr Wunsch, Michelles Selbstmord aufzuklären, im Vordergrund. In Mabel war die Krankenschwester wieder erwacht, und sie wollte sich nicht nur um Lord Douglas’ körperliches, sondern auch um sein psychisches Wohlbefinden kümmern.
    Während sie den Captain zuerst durch den Rosen­garten und dann durch den weitläufigen Park schob, dachte Mabel über Jane Carter-Jones nach. Sie war eine vom Leben enttäuschte Frau und völlig auf ihren Bruder fixiert. Auch Mabel hatte nach einer enttäuschten Liebe nie geheiratet, war aber nicht verbittert geworden, sondern hatte Erfüllung in ihrer Arbeit gefunden. Nun, jeder Mensch war anders, und Jane Carter-Jones ein ganz spezieller Typ. Mabel musste sie auf jeden Fall im Auge behalten.
    „Nein, nicht dorthin!“
    Lord Douglas’ Schrei ließ Mabel zusammenzucken. Mit wachsbleichem Gesicht klammerte er sich an die Bremse des Rollstuhls und zitterte am ganzen Körper. Sein starrer Blick ging in die Ferne, und er schien meilenweit weg zu sein.
    „Fühlen Sie sich nicht wohl?“, fragte Mabel besorgt. Sie konnte sich nicht erklären, was ihn in eine solche Aufregung versetzt hatte.
    „Bitte, lassen Sie uns umkehren“, flüsterte er so leise, dass Mabel sich vorbeugen musste, um ihn zu verstehen. Langsam hob er eine Hand und deutete auf den schmalen, asphaltierten Weg, den Mabel eingeschlagen hatte, ohne sich dabei etwas zu denken. „Die Straße führt zum Friedhof, aber ich … Es geht nicht … Ich möchte zurück, bitte.“
    Mabel verstand und wendete den Rollstuhl. ­Manche Trauernden, die einen geliebten Menschen verloren ­hatten, besuchten deren Gräber regelmäßig, um dort Trost zu ­finden. Andere jedoch, und zu diesen schien Lord ­Douglas zu gehören, mieden die Grabstelle, denn jedes Mal, wenn sie davor standen, wurden sie sich der End­gültigkeit des Todes bewusst.
    Zurück im Haus äußerte Lord Douglas den Wunsch nach einer Tasse Kaffee, den er langsam und nachdenklich trank. Er beruhigte sich wieder, und als er fragte: „Wie wäre es, Miss Mabel? Sollen wir die nächste Lektion in der unendlichen Welt des Internets angehen?“, wirkte er entspannter als zuvor.
    Lord Douglas war ein geduldiger Lehrer und verstand es, gut und anschaulich zu erklären. Aufgrund ihrer raschen Auffassungsgabe lernte Mabel schnell, zumal es ihr immer mehr Spaß machte. Inzwischen war sie mit den gängigsten Anwendungen vertraut, konnte im Internet nach Informationen suchen und hatte sich sogar schon eine eigene E-Mail-Adresse zugelegt. Victor würde ­staunen, wenn er das erfuhr! Victor … Ein Schatten fiel über Mabels Gesicht, dann fasste sie einen Entschluss.
    „Captain Douglas, darf ich eine Mail versenden?“, fragte sie.
    „Natürlich, dafür haben wir Ihre Adresse ja eingerichtet. Soll ich es Ihnen noch mal zeigen?“
    „Danke, ich möchte es allein versuchen.“
    Mabel kannte Victors Mailadresse auswendig, denn sie war einfach und prägnant und Mabel hatte sie oft auf den Briefköpfen der Praxis gesehen. Ohne lange nachzu­denken, schrieb sie ein paar Worte, klickte dann auf ­ Senden und hoffte, alles richtig gemacht zu haben. Jetzt blieb ihr nur noch abzuwarten, ob Victor immer noch böse auf sie war oder ob er ihr

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