Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Titel: Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
Vom Netzwerk:
dass das Schreiben verschwunden war, und kombinieren, dass es sich in Mabels Besitz befand. Mabel wusste, sie sollte zu Chefinspektor Warden fahren und ihm alles Weitere überlassen. Ihre Neugier war jedoch zu groß – sie wollte wissen, ob ihre Vermutung stimmte. Warden würde sie unmittelbar danach informieren, er bräuchte dann nur noch den Täter festzunehmen.

16. Kapitel

    Bisher hatte Mabel ein Navigationsgerät für unnötig gehalten, sie verließ sich lieber auf die gute, alte Straßenkarte und auf ihren Instinkt. Jetzt wäre sie für ein GPS aber dankbar gewesen, denn sie war vor über vierzig Jahren das erste und letzte Mal in Plymouth gewesen, und die Stadt hatte sich seitdem sehr verändert. Großflächige Industriegebiete in der Peripherie, elegante, aber auch weniger schöne neue Wohnviertel rund um den historischen Stadtkern waren dort entstanden, wo früher grüne Wiesen gewesen waren, und die Innenstadt war ein Gewirr von Einbahnstraßen. Schon zum dritten Mal fuhr Mabel in die falsche Richtung, weil die Straßenführung nicht zuließ, dass sie nach links abbog. Sie musste dreimal nachfragen, bis sie schließlich den richtigen Weg gewiesen bekam. Das erste Paar, das Mabel ansprach, waren Touristen aus den Niederlanden, die zum ersten Mal in Plymouth waren. Danach fragte sie eine Frau, die aber offenbar osteuropäischer Herkunft war und über keinerlei englische Sprachkenntnisse verfügte. Erst ein jüngerer Herr in einem teuren Anzug erklärte ihr geduldig den Weg durch die engen und verschlungenen Gassen der Stadt.
    „Am besten parken Sie beim Barbican Theatre, von dort sind es nur ein paar Schritte bis zur New Street. Direkt vor den Praxen gibt es keine Parkmöglichkeiten.“
    Trotz der genauen Beschreibung verfuhr sich Mabel erneut, bis sie endlich die breite Hoe Road erreichte, von der man einen phantastischen Blick über den ­Plymouth Sound hatte. Hier hatte Sir Francis Drake Ende Juli des Jahres 1588 in aller Seelenruhe sein Bowlspiel zu Ende gebracht, obwohl die ersten Schiffe der spanischen Armada bereits am Horizont gesichtet worden waren. Seine Worte, die Spanier würden ihm nicht weglaufen und er habe keine Eile, sie zu vernichten, waren legendär. Immer noch wurde Drake für dieses Verhalten bewundert und verehrt, obwohl längst erwiesen war, dass er wegen der Ebbe nicht hatte auslaufen können. Er und die anderen Admirale ­hatten die einsetzende Flut abwarten müssen, bevor sie die Schiffe hatten klarmachen und den Feinden hatten gegenübertreten können.
    Inzwischen erinnerte ein Denkmal an den ­großen englischen Seefahrer, ein Riesenrad verlockte die Touristen zu einer Fahrt mit herrlichen Ausblicken, und die Hoe selbst war eine große Parkanlage, in der regel­mäßig ­kulturelle Veranstaltungen stattfanden und die ein ­beliebter Treffpunkt der Stadtbewohner war, die dort immer noch Bowl spielten. Mabel hatte aber weder für den Park noch für die schöne Aussicht einen Blick, obwohl die Sonne von einem wolkenlosen Himmel strahlte und das Meer ruhig in der Bucht lag. Endlich hatte sie den Parkplatz erreicht und fünf Minuten später stand sie vor dem modernen Gebäude­komplex, an dem ein Schild auf eine Praxis mit sieben Ärzten verschiedener Fachrichtungen hinwies. Der Warteraum war voller Patienten, und Mabel musste eine knappe halbe Stunde warten, bis sie an den Tresen treten und einer jungen Mitarbeiterin ihr Anliegen vortragen konnte.
    „Ich fand diese Nachricht von Ihnen“, sagte sie und reichte der Frau den Brief, den sie Angela entwendet hatte. „Leider wurde er in einer Tasche vergessen, daher konnte ich mich nicht früher bei Ihnen melden.“
    Die Arzthelferin überflog den Text, suchte dann in ihrem Computer nach den Daten und sah Mabel erstaunt an. „Verzeihen Sie, aber Sie können unmöglich Mrs Angela El-Said sein. Laut meinen Unterlagen ist sie doch deutlich jünger als Sie.“
    Mabel nickte. „Mrs El-Said ist inzwischen leider ver­storben.“
    „Tot?“ Die junge Frau zuckte zusammen. „Das tut mir leid! Aber sie war doch völlig gesund. Ich habe im ­Computer den Eintrag, dass der zuständige Arzt Mrs ­El-Said nicht telefonisch erreichen konnte, aber noch mal mit ihr sprechen wollte. Daher schickten wir dieses ­Schreiben an die uns bekannte Adresse.“ Sie runzelte die Stirn und musterte Mabel streng. „Wer sind Sie eigentlich? Eine ­Verwandte?“
    „Die Großmutter“, antwortete Mabel, ohne zu zögern. Sie fürchtete, in ernsthafte

Weitere Kostenlose Bücher