Macabros 001: Der Monster-Macher
Doch dies alles war nichts zu dem, was er in Konakis
Paradies erleben durfte.
Tonka Hamado steuerte den Wagen seines Herrn an die Peripherie der
Stadt. Dort lebte Konaki in einem kleinen, von außen bescheiden
aussehenden Haus im Stadtteil Koto-Ku.
Vor Jahren noch hätte man Konaki eine steile Karriere als
Chirurg prophezeit. In den Krankenhäusern, in denen er
gearbeitet hatte, waren sein Geschick, sein
Einfühlungsvermögen und sein Wissen stets beachtet,
bewundert und gelobt worden. Doch mit jedem Vorgesetzten hatte es
Schwierigkeiten gegeben, und die Tatsache, daß Konaki durch
Fahrlässigkeit und Nachlässigkeit – manche
behaupteten, er wäre betrunken gewesen –, ein Menschenleben
aufs Spiel gesetzt, hatte für seine Ächtung gesorgt.
Konaki hatte sich zurückgezogen. In dem kleinen Haus seiner
Eltern, das er nach deren Tod ganz übernommen hatte, war
genügend Platz für ihn. Man munkelte, daß der Arzt
von privaten Patienten lebe, die sich trotz der bekanntgewordenen
Vorwürfe seinem Skalpell anvertrauten. Seine Anhänger
wiederum munkelten, daß es noch keinen Chirurgen in Japan
gegeben habe, der so begnadete Hände und ein solch enormes
Wissen gehabt hätte.
Yasujiro Konaki ging in sein Haus, Hamado stellte den Toyota unter
und lief dann die Straße entlang, nachdem er sich von Konaki
mit einer Verbeugung verabschiedet hatte.
Nur rund hundert Meter von der Straßenecke entfernt befand
sich die Bushaltestelle. Dort fuhr eine Viertelstunde später ein
Bus. Als einziger Gast fuhr Tonka Hamado mit.
*
Der Keller war eine Mischung zwischen Labor und Tempel, der einer
düsteren Gottheit geweiht war. Eine Wandseite wurde eingenommen
von einem bis zur Erde reichenden Vorhang.
Mitten im Keller stand ein runder Plastiktisch mit mehreren
Fächern. Blitzende Instrumente lagen darin. Dem runden Tisch
schloß sich ein langer, breiter an. Ein Operationstisch.
An der linken Wandseite, unmittelbar neben dem grünen
Vorhang, befand sich eine Regalwand, in der zahlreiche elektrische
Geräte standen.
An einer Kontrolltafel inspizierte Konaki die verschiedenfarbigen
Lämpchen und die Meßwerte. Ein leises Knurren aus seiner
Kehle schien so etwas wie Zustimmung und Zufriedenheit mit dem Stand
der Dinge auszudrücken.
Yasujiro Konaki legte seinen rechten nervigen Zeigefinger auf die
hinterste Taste einer ganzen Tastenreihe.
Lautlos glitt der Vorhang zurück.
Dahinter verborgen befand sich ein die ganze Wandseite
einnehmendes Elektronengehirn. So jedenfalls sah es auf den ersten
Blick aus.
Es wirkte wie eine riesige Tafel mit Lichtbändern. Hinter
einer Glasscheibe waren die Tonbandspulen zu erkennen, die sich
ruckartig weiterbewegten.
Aber es gab einiges in dieser Wand, was diesen Computer von einem
normalen Elektronengehirn unterschied.
Im Abstand von jeweils dreißig Zentimetern waren kleine
quadratische Nischen in die Wand gebaut. Die Nischen waren mit einer
bernsteingelben Glasscheibe abgeschirmt. Dahinter erkannte man die
birnenförmigen Behälter, in denen Teile eines Hirns
schwammen.
Es waren insgesamt siebenundzwanzig. Das bedeutete bei einer
Opferung pro Monat, daß dieser vom Wahn und einer unheimlichen
Idee besessene Mensch vor siebenundzwanzig Monaten begonnen hatte,
seine Hirnsammlung anzulegen!
Die grauen Hirnteile schwammen in einer trüben
Nährflüssigkeit und sahen aus wie schmutzige
Schwämme.
In die Hirnrinden führten Elektroden in verschiedenen Farben.
Die Kabel hierzu waren irgendwo mit der Elektronik dieses
ungeheuerlichen Apparates, der eine Mischung zwischen einem Organ und
einer Maschine darstellte, verbunden.
Aber nicht nur die einzelnen Hirne waren mit der riesigen
Elektronik verbunden, sondern die Gehirne untereinander standen
über elektrische Kontakte ebenfalls in Verbindung.
Ein unheimliches und gefährliches Lächeln umspielte die
Lippen des Chirurgen. Er sah sich nicht als Verbrecher, er sah sich
als Retter!
Diese Hirne wären den Weg allen Fleisches gegangen,
hätte er nicht rechtzeitig eingegriffen und sie konserviert und
lebendig erhalten!
Diese Hirne erinnerten sich nicht mehr an die Persönlichkeit,
die sie mal als Menschen dargestellt hatten.
Aus dem Kleinhirn hatte Konaki die Zellen entnommen, die
maßgeblich für die Entwicklung des Geistes waren, die
Informationen über eine Sache oder ein Produkt oder ein
Wissensgebiet enthielten.
Aber nicht nur durch Wissen und chirurgisches Können war
Konaki diese unheimliche Menschen-Maschine gelungen. Er
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