Macabros 002: Fluch der Druidin
erreichte.
Geduckt schlich Björn über das Deck.
Der Eingang zu den Kabinen war hellerleuchtet.
Hellmark warf einen Blick zur Brücke hinauf. Licht brannte
auch im Funkraum. Die beiden getauchten Bathyskaphen wurden von hier
aus überwacht.
Der nächtliche Besucher huschte über das Deck, erreichte
den Aufgang, spähte nach unten und stieg dann über die
schmalen Treppen in die Tiefe.
Die Sinne des Eindringlings waren zum Zerreißen gespannt.
Man durfte ihn auf keinen Fall hier auf dem Schiff entdecken. Es
mußte ihm gelingen, näheres über den Stand der
Forschungen in Erfahrung zu bringen, und dann mußte er
unbedingt mit Alex Rathly Kontakt aufnehmen und ihn von der Gefahr
für das Unternehmen überzeugen.
Doch in der Zwischenzeit war schon einiges geschehen. Die Worte
des Bärtigen hatten sich ihm eingeprägt. Rathly mußte
in der Hand von Meuterern sein. Die Besatzung glaubte offensichtlich,
von ihm übers Ohr gehauen zu werden.
Hatte Alex Rathly in Wirklichkeit etwas entdeckt, was ihn
erschrocken hatte?
Hellmark schlich durch den langen Gang. Er näherte sich der
Tür, hinter der er Stimmengemurmel vernahm.
Er lauschte. Deutlich konnte er die Stimmen unterscheiden. Er
vernahm die harte Stimme des bärtigen Sprechers von vorhin, der
Alex Rathly bedrohte. Er beschuldigte den gefangengehaltenen
Expeditionsleiter, in seine eigene Tasche zu arbeiten, die Besatzung
um ihren wohlverdienten Anteil zu bringen.
»… was ist wirklich mit Tom passiert, Rathly? Haben Sie
ihn umgebracht? Hat das Gold Ihnen den Verstand geraubt?«
»Ich heiße nicht Thomas Brendan«, entgegnete Alex
Rathly leise.
Es klatschte, als schlüge man jemand ins Gesicht.
»Auch mit Schlägen bringst du mich nicht so weit,
daß ich etwas gegen meine Überzeugung sage, Brendan. Es
gibt kein Gold. Laßt euch das gesagt sein!«
»Aber du hattest alles so genau berechnet, hieß es
anfangs. Hier soll vor dreihundert Jahren ein spanisches Goldschiff
gesunken sein. Du hast wie kein Zweiter die Geschichte der Spanier,
Engländer und der Mayas und Azteken studiert, Rathly. Du hast
dein ganzes Vermögen in dieses Unternehmen gesteckt, weil du der
Überzeugung warst, ein noch größeres Vermögen zu
heben. Und jedem von uns hast du ein Zehntel versprochen. Aber davon
willst du nun nichts mehr wissen. Du willst das Geschäft allein
machen. Zwei Tauchboote sind unten: Sonny und Berry.«
»Ihr seid hirnverbrannte Idioten!« Alex Rathlys Stimme
klang wütend. »Du hast sie in den sicheren Tod
geschickt.«
Brendan lachte. »Das wird sich herausstellen. Berry und Sonny
suchen nach Tom und sie werden uns auch Näheres über das
berichten, was geschehen ist, als Tom dich angeblich nach unten rief.
Du warst allein im Funkraum, Rathly. Du hattest Kontakt mit
Bathyskaph III. Aber wir werden deiner Erinnerung ein wenig
nachhelfen. Häng die Peitsche ab, Fred!«
Als Hellmark das hörte, wurden seine Lippen hart.
Er konnte nicht so tun, als ginge ihn das Ganze nichts an. Drinnen
sollte ein Mensch geschlagen und gequält werden.
Er riß die Tür auf und trat ein noch ehe der erste
Peitschenschlag verhallt war.
Hellmark starrte in eine dämmrige Kammer, in der ein
schwaches, gelbliches Wandlicht glühte.
Auf einer harten Liege lag Alex Rathly. Bleich und mit
angstgeweiteten Augen.
Vor ihm stand Thomas Brendan, der bärtige Gegner, die
Peitsche in der Hand. Dahinter Fred Horseman, sein Begleiter. Er trug
einen knallroten Pullover über den abgewetzten Blue-Jeans.
Man hatte Rathly in einer Rumpelkammer untergebracht. Geräte,
Kisten und Kasten waren in einer Ecke aufeinander gestapelt. Die
Kammer lag ganz in der Nähe des Maschinenraums. Die Luft hier
unten war heiß und stickig.
»Wie kommt denn der hierher?« wunderte Fred Horseman
sich. Er kam sofort um die Liege herum.
»Wir haben Besuch bekommen, Rathly.« Die Stimme des
Bärtigen klang messerscharf. Er ließ die Peitsche knallen.
»Was für ein Osterei haben Sie uns denn da versteckt? Haben
Sie noch mehr solcher Überraschungen auf Lager? Ist das einer
Ihrer neuen Teilhaber, Rathly?« In diesem Moment schlug er
zu.
Thomas Brendan unterschätzte die Reaktionsschnelligkeit
Björn Hellmarks.
Der Deutsche griff blitzschnell zu. Die Peitschenschnur wickelte
sich um das muskulöse Armgelenk, und Hellmark riß
daran.
Der bärtige Brendan kippte nach vorn und ließ los.
Blitzschnell streckte er beide Hände aus, ballte sie zu
Fäusten und rammte sie Björn Hellmark in die
Magengrube.
Hellmark
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