Macabros 002: Fluch der Druidin
ich konnte
nicht ahnen, daß es so ausgehen würde«, entgegnete
Alex Rathly resigniert. »Als ich die Mannschaft zusammenstellte,
war ich der Meinung, daß diese Kerle mit mir durch dick und
dünn gehen würden. Aber daß ich ihnen angeblich Gold
vorenthalte, hat ihnen völlig den Kopf verdreht. Alles hört
nur noch auf das Kommando von Brendan. Ich stehe auf verlorenem
Posten, abgedrängt, allein.« Er lächelte verbittert.
»Wer sind Sie?«
»Mein Name ist Hellmark. Aber das sagt Ihnen nicht viel
Mister Rathly. Sie enthalten also den Männer nur angeblich Ihren
Fund vor?«
Alex Rathlys Augen wurden zu schmalen Schlitzen. »Was wissen
Sie?«
»Genug, um Ihrer Meinung zu sein. Es ist nicht gut, daß
die ’Delphin’ länger hier vor Anker liegt.«
»Kommen Sie von der Regierung?«
»Nein. Aber ich habe mich mit ähnlichen Forschungen
befaßt wie Sie. Ganz privat. Es wurde nie in der
Öffentlichkeit bekannt. Was haben Sie auf dem Meeresgrund
entdeckt, Mister Rathly?«
»Nichts.« Er schüttelte heftig den Kopf und seine
Miene verfinsterte sich, als hätte Björn Hellmark ihn
danach gefragt, ob er die Pest hätte.
»Ich will es Ihnen sagen. Sie haben eine Seeschlange gesehen,
nicht wahr?«
Dies war ein Frontalangriff. Hellmark hatte einen Schuß ins
Blaue abgegeben und getroffen.
Alex Rathly schluckte. »Keine Seeschlange, nein. Wenn mich
jemand vor ein paar Tagen noch in dieser Form provoziert hätte,
hätte ich ihn ausgelacht. Aber ich habe in der Tat ein
Tiefseeungeheuer entdeckt, das Menschen frißt. Wir waren zu
zweit in zwei Bathyskaphen unten. Tom hat es erwischt. Ich konnte
auftauchen. Mein Entsetzen und meine Ratlosigkeit hielten alle
anderen für Schauspielerei. Sie waren überzeugt davon, ich
sei auf das Wrack des Schatzschiffes gestoßen. Nun suchen sie
selbst die Position, und damit gefährden sie sich und das
Schiff. Es ist schrecklich da unten, Mister Hellmark.«
»Was haben Sie gesehen?«
»Ich kann es nicht beschreiben. Mir fehlen die Worte. Es ist
so ungeheuerlich, daß man Brendan nicht übelnehmen kann,
daß er nicht daran glaubt. Es gibt auch in der heutigen Zeit
noch Dinge, die über unseren Verstand gehen.«
Eine Zeitlang herrschte Schweigen.
Fred Horseman lehnte sich an die Metallwand zurück und
blickte amüsiert zu den beiden Gefesselten. »Nett«,
sagte er, »die Story gefällt mir. Quasselt weiter! Ich hab
schon lange keine Märchen mehr gehört.«
Alex Rathly wandte den Kopf zu Hellmark, der zusammengestaucht in
der Ecke saß.
»Als Junge habe ich die alten Seefahrergeschichten mit
Begeisterung gelesen. Ich wollte etwas hören von Seeschlangen,
von Tiefseeungeheuern und dergleichen. Ich habe mir gewünscht,
selbst einmal Seemann zu werden, selbst solche Entdeckungsreisen zu
unternehmen und der Welt sensationelle Berichte zu liefern. Was ich
erlebt habe, übertrifft meine Träume. Und nun kann ich
nicht einmal darüber reden. Man würde mich auslachen. Ich
bin froh, Mister Hellmark daß ich in Ihnen einen Menschen
gefunden habe, der…«
Alex Rathly stutzte plötzlich. Sein junges offenes Gesicht
war plötzlich ein einziges Fragezeichen. »Mister
Hellmark?« fragte der Expeditionsleiter nervös.
Hellmark rührte sich nicht.
Völlig abwesend hockte er da, den Blick in eine
imaginäre Ferne gerichtet.
Fred Horseman erhob sich, kam auf Hellmark zu, versetzte ihm einen
Tritt. »Hallo, Mister?« knurrte er. Hellmark rührte
sich nicht.
Horseman grinste. »Schöne Hilfe, dieser Mann, Rathly,
was? Scheint doch nicht ganz so widerstandsfähig zu sein, wie er
aussieht. Mit Ihrem unheimlichen Seemannsgarn haben Sie ihn ganz
schön zugesetzt. Jetzt ist er wieder ohnmächtig
geworden.«
*
Thomas Brendan kaute auf seiner Unterlippe herum.
Der Elektromotor surrte. Die Ketten rasselten.
Die beiden Männer standen auf Deck und warteten, bis der
Bathy hochgekurbelt worden war.
Die Kuppel klappte zurück. Sonny Hilton stieg aus dem
Bathyskaph.
Brendan war wütend. »Was soll der Unfug?« maulte
er. »Wieso tauchst du jetzt schon auf?«
»Weil es seine Gründe hat, Brendan. Berry könnt Ihr
abschreiben. Ihn hat’s erwischt. Ich kann von Glück reden,
daß ich noch davongekommen bin.«
Er konnte kaum reden und war kreidebleich. »Rathly hatte
recht. Wir sollten verschwinden. Laßt ihn wieder
frei!«
»Ich will Genaues wissen!« Brendan lief puterrot an.
»Da unten gibt es etwas, was uns bedroht, Brendan.«
Brendan kannte Sonny Hilton nicht wieder. Der Mann bibberte
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