Macabros 002: Fluch der Druidin
Bathyskaph vorbei.
Ein Mensch.
Fische hatten ihn angefressen. Aber es war noch mehr mit ihm
passiert.
Er hatte keine Augen mehr, und an dem Loch in seiner Bauchdecke,
das die Fische inzwischen gerissen hatten, konnte man sehen,
daß von dem Körper nur noch das Knochengerüst und die
Haut vorhanden waren.
Der Körper war ausgesaugt worden.
Hellmark mußte an den Angriff des Gallertwesens denken, das
seinen Säuremantel über Brendans Bathyskaph gestülpt,
das Tauchboot geknackt und aufgerissen hatte, als wäre die
Hülle nicht mehr als ein dünner Gummi gewesen. Brendan war
im Körper des Ungeheuers verschwunden und nicht wieder
aufgetaucht.
Als Hellmark sich vorstellte, auf welche Weise Brendan und seine
beiden Vorgänger vermutlich ums Leben gekommen waren, drehte
sich ihm der Magen um.
Er glitt durch den Algenwald, in der Hoffnung auch das Schicksal
der beiden anderen Besatzungsmitglieder zu klären.
Aber von ihnen fand er nichts mehr.
Er kehrte zum Platz zurück, diesmal auf die andere Seite der
Mauer.
Es war unmöglich, Alex Rathly einen Bericht von dem zu geben,
was er hier unten entdeckt hatte. Seit seinem Eindringen in die
Felsenhalle waren alle Funkkontakte nach oben abgebrochen. Keiner
konnte den anderen erreichen.
Er glitt mit dem Bathyskaph an der Mauer entlang in eine
ausgedehnte Höhle hinein. Grünes Licht empfing ihn.
Tangfetzen schwebten vorüber.
Hellmark starrte auf die Mauer, die unbehaglich näher kam. Er
riß das Steuer herum. Aber es gehorchte nicht. Kräfte, die
stärker waren als die Motoren des Tauchbootes, drückten den
Bathyskaph unaufhaltsam auf die Mauer zu.
Hellmark erwartete in jeder Sekunde den Aufprall und damit das
Ende seiner Expedition.
Aber dann drang das Boot in die Mauer ein. Dunkelheit und Stille
umfing Boot und Mann. Und als sich wieder etwas erkennen ließ,
stellte Hellmark fest, daß sich der Bathyskaph nicht mehr unter
Wasser befand, sondern auf der Wasseroberfläche schwamm.
Hellmark glaubte, vor einer großen Entdeckung zu stehen. Er
hatte Alex Rathly gegenüber behauptet, es müsse am
Meeresboden Höhlen geben, in die riesige Sauerstoffblasen
eingeschlossen wären.
Hellmark glaubte, mit seiner Behauptung recht zu haben. Er wagte
es, die Kuppel des Tauchbootes zu öffnen. Reine und feuchte Luft
strömte ihm entgegen.
Am liebsten hätte er Rathly angerufen und ihm seinen Triumph
mitgeteilt. Aber die Funkverbindung war immer noch unterbrochen.
Seine Jacht »Seejungfrau« fiel ihm ein und Carminia. Was
würden sein Schiff und Sophokles machen? Hatte sich das Wetter
verschlechtert?
Aber ebenso schnell, wie diese Gedanken gekommen waren,
verschwanden sie auch wieder.
Er wurde beherrscht von dem umwerfenden Erlebnis, daß er in
die fremde Stadt unter dem Meer eingedrungen war und daß es
hier große Höhlen gab, in denen der Mensch leben und atmen
konnte.
Hellmark hatte damit gerechnet. Oder hatte er es gewußt?
Hatte Al Nafuur irgendwann einmal darüber gesprochen?
Hellmark konnte sich nicht erinnern. Al Nafuur hatte immer nur davon
gesprochen, daß die versunkene Nordspitze von Xantilon voller
Geheimnisse stecke und daß Hellmark sie gründlich
erforschen solle. Darum sollte er Rathly dazu bringen, mit der
»Delphin« das Gebiet zu verlassen und die Suche nach dem
Goldschiff aufzugeben.
Hellmark drängte sich das Gefühl auf, als wolle Al
Nafuur ihn eine Entdeckung machen lassen, über die er entweder
nicht sprechen konnte oder nicht reden wollte.
Aber warum sich darüber den Kopf zerbrechen? Hellmark war in
der versunkenen Stadt. Er konnte das Geheimnis aufspüren und zum
Reden bringen.
Er drosselte die Geschwindigkeit des Tauchbootes und steuerte es
auf ein flaches Felsplateau zu, das sich ihm wie ein gewachsener Steg
entgegenschob. Er machte fest und sah sich um.
Von oben strahlte ein kaltes, blaues Licht. Die Lichtquelle war
nicht auszumachen. Ringsum öffneten sich in den Mauern
tunnelartige Eingänge. Sie waren durch breite Felswege
miteinander verbunden.
Hellmark verließ den Bathyskaph und vertäute ihn
sorgfältig an einer vorspringenden Felsnase, damit er nicht
abgetrieben werden konnte.
Dann machte sich Hellmark auf einen Rundgang. Er trug einen
anthrazitfarbenen Taucheranzug mit gelben Streifen. In der Rechten
hielt er eine Stablampe.
Seine Schritte hallten auf dem nackten Felsen. Er ging auf einen
der torähnlichen Durchlässe zu.
Eine überwältigende Stille, die es auf der Erde nicht
mehr gab, erfüllte den Raum.
Er passierte den
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