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Macabros 004: Konga, der Menschenfrosch

Macabros 004: Konga, der Menschenfrosch

Titel: Macabros 004: Konga, der Menschenfrosch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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gebracht.
    Mit einer Dauergeschwindigkeit von knapp achthundert Kilometern
pro Stunde jagte Hellmarks Feuervogel in einer Höhe von 3800
Meter Richtung Hamburg.
     
    *
     
    Hermann Breitstetter machte sich ein zweites Mal die Mühe,
Schuppen und Mühle genau anzusehen in der Erwartung, er
könne möglicherweise etwas übersehen haben.
    Aber auch jetzt fand er alles so vor wie beim ersten Mal.
    Keine Falltür, keinen Geheimgang, keinen Stollen, durch den
Claudia Lickert angeblich geflohen war.
    Breitstetter seufzte und setzte seinen Spaziergang in der
näheren Umgebung fort.
    Er kannte hier jeden Fußbreit Boden. Seine Spaziergänge
in der letzten Zeit hatten ihn oft durch diese Gegend geführt.
Aber zum ersten Mal sah er sie mit ganz anderen Augen und
Gefühlen.
    Nachdenklich näherte er sich dem brackigen Tümpel, der
ursprünglich ein Bombenkrater gewesen war und noch vom letzten
Krieg herrührte.
    Unkraut und Schilf wuchsen hier. Von einer dichten Algendecke war
die Wasserfläche fast zugewachsen.
    Als Breitstetter sich näherte rannte eine große Spinne
mit ihren langen Beinen über das Blattwerk und verkroch sich
irgendwo im Gewirr der Pflanzen.
    Die Wasseroberfläche bewegte sich, unter einem Blatt tauchte
ein Frosch empor, hing reglos im Wasser, und nur die großen
Augen mit der hellen Nickhaut bewegten sich und schienen den einsamen
Mann, der am Rande des Tümpels auf einem abgesägten alten
Baumstumpf Platz nahm, zu beobachten.
    Es war vier Uhr nachmittags.
    Breitstetter warf einen Blick auf seine Armbanduhr, als er seine
Pfeife hervorzog, sie stopfte und den Tabak anzündete.
    Er schmauchte vor sich hin, starrte in eine ungewisse Ferne und
hing seinen Gedanken nach.
    Der Himmel war noch immer grau, die Wolkendecke hatte sich sogar
verstärkt, und es schien schon mehr Abend als Nachmittag zu
sein.
    Die Umgebung strömte etwas Geisterhaftes, Verlassenes aus.
Die Landschaft war merkwürdig. Wenn die dunklen Wolken so tief
herabhingen, wenn man die glatten Stämme des Waldes vor sich
sah, die zerfallene Kulisse des Bauernhauses, des Schuppens und der
Mühle, die sowieso wie ein Relikt aus einer längst
vergangenen Zeit wirkte, dann konnte er die Leute verstehen, die von
diesem Fleck Erde so seltsame Geschichten erzählten. In seiner
Einsamkeit und Verlassenheit strahlte dieser Ort tatsächlich
Beklemmung und Gespenstigkeit aus.
    Und dann die Stille…
    Nicht mal die Vögel zwitscherten.
    In der ungewöhnlichen Ruhe nur hin und wieder leises
Glucksen, wenn ein Frosch an die Oberfläche des Tümpels
kam, um nach Luft zu schnappen.
    Es raschelte…
    Das Geräusch war so ungewöhnlich und wirkte in der
allgemeinen Stille so laut, daß Breitstetter nach der Ursache
sah.
    Es wurde von Fröschen verursacht, die es hier in Unmengen
gab, stellte er fest.
    Es waren dunkle Moorfrösche und grünere
Laubfrösche.
    Sie waren in einer so großen Zahl vorhanden, daß er
sich fragte, woher die wohl kamen.
    Ein richtiger Froschregen.
    Sie krochen und hüpften auf ihn zu. Und sie kamen sogar aus
dem Tümpel. Zu Hunderten.
    Um ihn herum lebte, atmete und quakte es.
    Breitstetter wurde unruhig, und die Situation langsam
unheimlich.
    Er erhob sich, um zu gehen. Sein Fuß trat auf etwas Weiches,
Nachgiebiges. Er zerquetschte einen Frosch…
    Kein Zentimeter Boden mehr um ihn herum war frei.
    Er erschauerte, als er daran dachte, daß er durch ein Meer
von quakenden Fröschen wandern mußte, ehe er wieder zum
Pfad kam.
    Es drängte ihn, so schnell wie möglich von hier
wegzukommen, Gefahr lag in der Luft.
    Warum waren mit einem Mal so viele Frösche da?
    Was wollten sie hier? Weshalb umringten sie ihn? Sie beobachten
ihn, sie wollten etwas von ihm!
    Breitstetter erschreckte vor seinen eigenen Gedanken. Er begriff
seine Überlegungen nicht und nicht die Ängste, die ihn
erfüllten.
    Er machte den nächsten großen Schritt, und
fürchtete sich davor. Unter ihm krachte und knartschte es. Die
Todesschreie der Frösche hallten wie Hilferufe durch die
trübe, mit eigenartiger Atmosphäre geladene Luft.
    Breitstetters Kopfhaut zog sich zusammen.
    Und dann kam der Angriff!
    Sie sprangen ihn an…
    Schwer und naß und klebrig hingen sie an ihm. Eine ganze
Wand baute sich vor ihm auf.
    »Verdammt noch mal!« Hermann Breitstetter schlug um
sich. Er fühlte die kalten, glitschigen Körper unter seiner
Hand, zwischen seinen Fingern. Er schüttelte sie von sich. Aber
wenn es ihm gelang, drei, vier oder fünf von seinem Mantel
abzupflücken,

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