Macabros 005: Die Schreckensgöttin
Dimension hatte sich aufgetan. Menschen verschwanden vor den
Augen anderer, mitten auf belebten Straßen. Sie kamen bei uns
an. Umgekehrt können die, welche auf diese Weise die
transdimensionale Linie überschritten, wieder zurückfallen,
wenn sich plötzlich ein Loch in der Mauer öffnet. Dies ist
die Welt der Unsichtbaren. Diese Welt ist eine Schicht der anderen,
der sogenannten realen Welt. Beide treffen normalerweise niemals
aufeinander. Nur in Ausnahmefällen kann das passieren. Fleet und
Laughton kam dieser seltene Zufall zu Hilfe. Ein Riß in der
Dimensionenwand und sie kehrten zurück. Aber mit welchem Preis!
Sie ahnten die Gefahr und litten doch unter Gedächtnisschwund.
Die reale Zeit, die sie hier verbracht hatten, forderte innerhalb
eines Tages ihr Recht. Sie alterten, während hier die Zeit
für sie stehengeblieben war. Wo es keine Zeit gibt, kann sie
auch nicht vergehen. Dies gilt zumindest für diesen
Bezirk.«
Hellmark bemühte sich soviel, wie es ging, von dem zu
begreifen, was er erfuhr. Er wußte, daß dieses Ereignis
in der vierten Dimension von Wichtigkeit für ihn werden konnte.
Wenn er es auch nicht begriff, so hatte es doch einen Sinn. Al
Nafuur, der so vieles wußte, hatte ihm geraten, dem Schicksal
Laughtons auf den Grund zu gehen. Ob er dabei geahnt hatte, was
für eine Lage sich dabei entwickeln würde?
Die Begegnung mit der Schreckensgöttin erbrachte zwar nur
Aufklärung darüber, auf welche Weise Menschen in den Bann
der Welt jenseits der dritten Dimension geraten konnten, aber die
Frage, was er eigentlich hier für eine Rolle spielte, wurde nur
zum Teil beantwortet.
Doch er war mehr als nur ein Individuum, das zufällig in den
Lauf der Dinge einbezogen worden war. Die Schreckensgöttin
wußte von seiner Mission. Hier verkehrten die Dämonen,
hier waren jene Kräfte aktiv, die ihm übelwollten. Er
mußte sich ihnen zum Kampf stellen. Plötzlich glaubte er
den Weg vor sich zu sehen, den er gehen mußte, um
Veränderungen in der anderen Welt zu schaffen, wo er geboren
worden und wo er zu Hause war.
Von hier brachen seine Feinde auf. Nicht alle, aber ein Teil von
ihnen. Sie wollten die Mission von Björn Hellmark alias Macabros
empfindlich stören. Sie wollten verhindern, daß er sein
Volk zusammenfaßte, daß er in verstärktem Maße
gegen schwarzmagische und dämonische Kräfte zu Felde zog,
um sie ein für allemal in großem Umfang zu beseitigen und
an ihrer Rückkehr zu hindern.
Die Polizei war dazu da, um Verbrechern das Handwerk zu legen. Es
war so etwas ähnliches wie ein Verbrechensbekämpfer.
Durch Trance und Manipulationen konnten Menschen zu Marionetten
und ihrer Lebensfreude beraubt werden. Er folgte einem hohen
ethischen und moralischem Ziel.
Dies alles ging ihm durch den Kopf.
Er hoffte, mehr über seine Gedanken zu erfahren, sobald Al
Nafuur sich wieder einmal in seinem Bewußtsein meldete.
Dies war im Moment eine vage Hoffnung.
Aber da gab es noch eine Frage, die ihn intensiv
beschäftigte, die auf den ersten Blick unwichtig schien und die
doch von entscheidender Bedeutung war.
Es ging um die Person Betty Roughlys.
Sie schleuste unglückliche Opfer auf die andere Seite des
Dimensionstores. Was erhielt sie dafür? Eine entsprechende Frage
richtete Hellmark an die Schöne auf dem Thron versteinerter
Menschenleiber.
»Es gibt keine Betty Roughly«, erhielt er zur Antwort.
»Betty Roughly ist niemand anders als ich selbst, der
Körper, in dem ich in der dritten Dimension agiere. Dort altere
ich als Betty Roughly, bin ein Mensch unter Menschen. Nach hier kehre
ich zurück als Herrscherin. Ich habe dadurch eine Chance, die
nur wenigen zuteil wird: ich kann sowohl hier als auch in der realen
Welt existieren. Außerdem…«
Sie unterbrach sich. Aus der dämmrigen Weite der Halle hinter
ihr näherte sich ein makabrer Reiter. Die Knochen des
skelettierten Pferdes klapperten. Auf dem Knochengaul saß ein
skelettierter Reiter in voller Montur. In der Rechten hielt er ein
bleigraues Schwert.
Unruhe kam mit einem Male auf. Die höllischen Wesen im Innern
des Tempels verteilten sich in sämtlichen Richtungen.
Unruhe erfaßte auch die Schreckensgöttin.
Sie wandte den Kopf und achtete nicht auf Hellmark.
Hellmark ergriff seine Chance.
Zu Füßen der Schönen lag neben dem
Menschenleiber-Thron ein blinkendes Schwert mit einem mit Edelsteinen
besetzten Griff.
Der skelettierte Reiter in Montur hob die Hand mit seinem
glanzlosen Schwert als Zeichen zum Angriff. Aber dieser
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