Macabros 006: Horror-Trip
Unsichtbare Augen schienen die Vorgänge
zu verfolgen, auch wenn der Eindruck erweckt wurde, als ginge das
Geschehen über die Bühne, ohne daß jetzt noch jemand
eingreifen würde.
Ein Ruck ging durch den Wagen. Er wurde einfach nach vorn gekippt.
Der Ruck war so heftig, daß auch Hellmark, obwohl er schnell
reagierte, wie ein Geschoß davonflog. Er rutschte über die
nach unten gekippte Seitenwand, über die auch die beiden Fremden
kullerten.
Sandiger Boden…
Hellmark schmeckte den Sand auf seinen Lippen.
Er war eine Sekunde lang benommen, aber er rappelte sich dennoch
auf, um sich zu vergewissern, in was für eine Lage er nun
geraten war. Er zweifelte daran, daß die ungewöhnliche
Befreiung uneigennützig geschah.
Als er den Kopf hob, erblickte er eine Alptraumlandschaft.
Das Innere der Kampfstätte, in die man ihn verschleppt hatte,
glich einem Schlachtfeld.
Und hier wurde geschlachtet. Die jungen Männer, die in der
Kristallhöhle so verjüngt und glücklich gewesen waren,
wurden hier regelrecht hingerichtet.
Und Tausende von berauschten Besuchern wurden davon Zeuge!
Hellmark hockte im ersten Moment da, unfähig sich zu
rühren, das unheimliche Bild in sich aufnehmend.
In der Arena lagen abgeschlagene Arme und Beine, geteilte
Rümpfe und abgeschnittene Köpfe. Der Boden war
blutbesudelt, und der Geruch der Verwesung hing in der Luft. Hier
wurde ein Fest des Todes gefeiert, für das es in der realen Welt
nichts Vergleichbares gab.
Auf den Rängen saßen dicht gedrängt die Zuschauer.
Nur Frauen. Glühende Wangen, in einem Rausch von
Begeisterung.
In der Mitte der Kampfstätte sah man drei Gefährte, die
an römische Kampfwagen der Vergangenheit erinnerten.
In den flachen, zweirädrigen Gefährten standen ebenfalls
Frauen, schön und stolz wie Göttinnen, das schwarze Haar
kunstvoll geflochten. Auf den schmalen Schultern wurden
farbenprächtig gestickte Gewänder mit großen Spangen
gehalten.
Die stolzen Göttinnen gleichen Frauen standen mit
hochgehobenen und vor Erregung glühenden Gesichtern in ihren
Gefährten, eine Art Sense in der Hand.
Furchteinflößend waren die Gestalten, die vor die
Kampfwagen gespannt waren.
Es waren menschenähnliche, verwilderte Wesen mit dunklem,
ungepflegtem Haarschopf und bösen, verzerrten, länglichen
Gesichtern, in denen große, aufgeworfene Lippen und
kräftige Zähne auffielen. Die großen Augen waren weit
aufgerissen und die langen, kräftigen Arme waren weit nach vorn
gestreckt. Sie lagen zum Sprung bereit vor die Wagen gespannt, als
warteten sie nur auf einen Befehl.
An den Händen wuchsen lange, klauenartige Fingernägel,
mit denen sie im blutgetränkten Sand scharrten.
Dann erfüllte ein vielstimmiger Aufschrei, der wie ein
einziger klang, die nach Blut und Verwesung riechende Luft unter dem
giftgrünen, unheimlich aussehenden Himmel.
Das war das Signal.
Die Sensen kamen in die Höhe, die drei Schönen in den
Kampfwagen stimmten in den tausendstimmigen Kampfschrei mit ein. Die
unheimlichen Zugtiere vor den Wagen setzten sich in Bewegung. Die
kraftvollen langen Laufarme holten weit aus. Die Wagen fuhren mit
gleich hoher Geschwindigkeit und so dicht nebeneinander, daß
man glaubte, die Räder würden sich verfangen.
Und da erst sah Björn, daß es mit diesen Rädern
etwas Besonders auf sich hatte und er begriff, auf welch schreckliche
Weise dieses Gemetzel zustande kam.
An den Rädern befanden sich halbmondförmige Sicheln, die
messerscharf geschliffen waren und blinkten wie polierte
Rasiermesser.
Die Räder drehten sich rasend schnell. Der Zwischenraum war
so belassen, daß ein Körper genau dazwischen paßte,
daß er vor den Augen der berauschten Zuschauer förmlich
zerschnitten werden mußte.
Die Rufe des weiblichen Publikums feuerten die Gefährtinnen
in den Wagen an.
Die beiden Mikrokosmos-Männer, die mit Björn in dem
hochbeinigen Wagen aus der Kristallhöhle geholt worden waren,
ergriffen panikartig die Flucht, um sich vor den heranrasenden
Gefährten in Sicherheit zu bringen.
Aber diese Sicherheit gab es nicht.
Eine solche Annahme und Hoffnung war irrig.
Rundum standen glatte, mehr als doppelt mannshohe, runde Mauern,
hinter denen sich die Zuschauermassen verschanzten.
Die Arena war ein Gefängnis.
Auch die Stelle, wo vor wenigen Augenblicken noch der Wagen
gestanden hatte, aus dem sie gekippt worden waren, war nun
abgesichert. Eine hohe Mauer war von der Seite her vorgeglitten und
schloß die Arena auch von dieser Seite hermetisch
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