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Macabros 008: Die Geister-Höhlen

Macabros 008: Die Geister-Höhlen

Titel: Macabros 008: Die Geister-Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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zahlreichen Menschen, die um
diese Zeit in den Warteräumen auf den Aufruf ihrer Maschine
warteten.
    Auf dem Umschlag standen nur drei Worte: »Für
Björn, wichtig!«
    Er riß ihn auf, entfaltete den Bogen. In Carminias gestochen
scharfer Schrift stand dort:
    »Bitte, komm umgehend zurück. Sie wollen mich
töten. Carminia.«
    Er stand einen Moment regungslos da, dann faltete er mechanisch
den Bogen zusammen, steckte ihn wieder in den Umschlag und verstaute
ihn gedankenverloren in der Brusttasche seiner Kombination.
    Wer wollte wen töten? Was hatte er damit zu tun? Sein Blick
fiel auf die bereitstehende Maschine, die ihn magnetisch anzog.
    Carminia? Wer war Carminia?
    Die Erinnerung an die Brasilianerin war völlig
ausgelöscht.
     
    *
     
    Der schlanke, hochgewachsene Mann mit den buschigen Augenbrauen
stand auf der Aussichtsterrasse.
    Er blickte durch eines der installierten Fernrohre. Nichts auf dem
Abflugfeld entging ihm. Würde Hellmark zu der wartenden Maschine
gehen oder nicht? Hatte der Junge noch den Brief abgeben
können?
    Der Mann mit dem bleichen Gesicht und den buschigen Augenbrauen
wandte den Blick, als er eine Bewegung neben sich spürte.
    Der Junge war wieder da. »Ich habe ihm den Brief gegeben, dem
Mann, den Sie mir gezeigt haben.«
    »Danke.« Der Hochgewachsene steckte dem Jungen noch zwei
Münzen zu, ohne erst einen Blick darauf zu werfen. Der Junge
verschwand. Er hatte seine Aufgabe erfüllt.
    Wie würde Hellmark darauf reagieren?
    Noch befand er sich nicht auf dem Flugfeld.
    Aber da – der Mann mit den buschigen Augenbrauen zuckte
zusammen.
    Björn Hellmark lief auf seine Maschine zu. Das zweistrahlige
Düsenflugzeug nahm ihn auf. Die Tür verschloß sich
hinter dem Alleinreisenden.
    Im Gesicht des Beobachters wurde aus Enttäuschung Wut.
    Clinch hätte in diesem Augenblick den Dämonenboten
wiedererkannt, der ihm in seiner Wohnung in New York begegnet
war.
    Der unheimliche Gast weilte hier in Genf. Schon seit geraumer
Zeit.
    Der bedauernswerte Peter Giblinger hatte recht gehabt. Die geheime
Gruppe der er angehört hatte, war von einem leibhaftigen
Dämon ins Leben gerufen worden.
    Er war einer der untertänigen Geister von Molochos und
verantwortlich für das, was im Augenblick vorging.
    Clinch war durch diesen Dämon zu einem Rädchen in einer
gespenstischen Maschinerie geworden.
    Der Dämon hieß Cyril.
    Dickson-Clinch ahnte nicht, was im einzelnen hier vorging. Er
konnte nicht wissen, daß das, was er sich erhoffte, nur bei
einem hundertprozentigen Gelingen erfüllbar war.
    Dämon Cyril stand unter Erfolgszwang.
    Er mußte gewinnen. Ging etwas schief, geriet nicht nur er
ins Verderben, sondern auch die, welche er sich für das gewagte
Spiel ausgesucht hatte.
     
    *
     
    Drei Minuten lang stand er da, wie zur Salzsäule
erstarrt.
    Cyril preßte die Lippen zusammen.
    Björn Hellmark reagierte nicht auf die Nachricht von Carminia
Brado! Das war ein schlimmes Zeichen. Das bedeutete, daß der
Sohn des toten Gottes nicht mehr davon abzuhalten war, die Insel
aufzusuchen, die ihn rief.
    »Aber er darf nicht ankommen, noch nicht. Es ist zu
früh.« Cyrils Körper streckte sich. Mit bösen
Augen starrte er auf die zum Start rollende Maschine.
    Das kleine sechssitzige Düsenflugzeug, das Björn
Hellmark »Feuervogel« getauft hatte, wurde schneller. Wie
ein dunkler Pfeil jagte es über die Piste und hob ab. Die
Räder wurden in den Rumpf des Kleinflugzeuges eingezogen.
    Hellmarks Maschine verschwand in der Ferne, er jagte dem offenen
Meer entgegen.
     
    *
     
    »Andrew? Andrew?«
    Er vernahm den Namen wie aus weiter Ferne. Er fühlte sich
matt und elend und wäre am liebsten gleich wieder eingenickt,
aber die nagende Stimme und das ständige Rütteln riß
ihn in die Wirklichkeit zurück.
    »Kannst du mich hören?«
    »Ja.« Er öffnete die Augen. Schemenhaft zeichneten
sich die Umrisse eines hellen Gesichtes ab.
    »Julia!« wisperte er.
    »Andrew!« entgegnete sie erleichtert. »Endlich.
Nach so langer Zeit. Ich habe schon gar nicht mehr daran geglaubt,
daß du überhaupt noch einmal zu dir kommen
würdest.«
    Stöhnend richtete er sich auf. Er merkte, daß der Boden
weich und warm war.
    Mit Gras und Moos bewachsene Erde. Vor ihm in der Dämmerung
ragten mächtige Felsblöcke in den dunklen Himmel.
    »Es ist noch einmal alles gutgegangen. Gott sei Dank!«
Nach der langen Benommenheit klang seine Stimme ein wenig fad und
fremd. Doch das gab sich erstaunlich schnell wieder.
    »Wie geht es dir?«

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