Macabros 010: Duell mit den Höllengeistern
sehen! Ich
weiß es selbst nicht. Aber das, was sie in der Maske sehen, ist
so gräßlich, daß sie zugrundegehen.«
Der Schreck hatte den Franzosen wieder in die Wirklichkeit
zurückgeholt. Björn nutzte diese Minuten, seine Fragen
abzuschießen. Aber er kam nicht weiter.
Wieder ließ die Erinnerung Barlon im Stich.
Er wußte nicht mehr, wie er zu der Waffe gekommen war,
wußte nicht mehr, daß er den Anschlag auf Hellmark
gemacht hatte.
»Wir werden uns noch einmal darüber unterhalten«,
sagte Björn schließlich nachdenklich. »Bitte, bleiben
Sie noch einen oder zwei Tage länger in Genf! Ich werde den
Vorgang nicht der Polizei melden. Ich möchte aber noch einmal
mit Ihnen darüber sprechen. Und noch etwas, Monsieur Barlon:
Sollte Ihnen in der Zwischenzeit etwas einfallen, sollte Ihnen
bewußt werden, daß da doch etwas gewesen ist, was Sie
zunächst nicht für so wichtig hielten, dann rufen Sie mich
bitte an. Ich habe das dumpfe Gefühl, daß wir uns auf
jeden Fall noch einmal wiedersehen. Dann hoffentlich unter
erfreulicheren Voraussetzungen als das erstemal…«
*
Während der Fahrt nach Hause beschäftigte ihn dieses
mysteriöse Geschehen.
Er wußte, daß Barlon genauso gefährdet war wie
er. Als er dem Franzosen vorschlug, in Genf zu bleiben, tat er dies
in erster Linie deshalb, um die Gelegenheit zu haben, Barlon zu
beobachten. Mit wem traf er sich? Wohin begab er sich? Wurde er in
Abhängigkeit gehalten?
Viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Der Angriff auf sein
Leben war mißlungen. Es konnte zu einer Wiederholung kommen.
Die Schwarzen Priester, an ihrer Spitze Molochos, der Herr der
Dämonen, gaben keine Ruhe. Hellmark wußte zuviel über
sie.
Björn mußte unbedingt herausfinden, was geschehen war,
ehe Barlon in Genf eintraf.
Der junge Deutsche fuhr zum Genfer See zurück, ließ den
orangefarbenen Wagen vor der Umzäunung stehen und betrat den
Bungalow.
Carminia Brado hantierte in der Küche. Die Brasilianerin war
ein Quecksilber, sie hatte immer etwas zu tun.
Es duftete verführerisch nach fremdartigen Gewürzen, die
sie zum Teil aus ihrer Heimat kommen ließ, weil sie sie selbst
in Spezialgeschäften in diesem Lande hier nicht so bekam, wie
sie gern wollte.
Carminia hatte zwei leidenschaftliche Hobbys: die Tänze ihres
Landes und scharfgewürzte Speisen, die nicht jedermanns Sache
waren.
»Was braust du wieder in deiner Hexenküche
zusammen?« fragte Björn von der Tür her.
Carminia drehte ihm das hübsche Gesicht zu. Sie trug einen
superkurzen Rock, dazu eine buntgemusterte Bluse mit aufbauschenden
Ärmeln. »Laß dich überraschen, Björn!
Apropos Überraschung: Ich glaube Rani hat dir etwas Wichtiges
mitzuteilen. Er wartet oben auf dich.«
»Er ist nicht wieder zurückgekehrt?«
»Nein.«
Dann allerdings mußte es etwas sehr Wichtiges sein.
Rani Mahay, der Koloß aus Bhutan, der zu einem wirklichen
Freund Hellmarks geworden war, hielt sich derzeit meistens auf Marlos
auf.
Marlos war die geheimnisvolle Insel, die in der
Clarion-Graben-Zone zwischen Hawaii und den Galapagos-Inseln auf
rätselhafte Weise aus dem Meer aufgestiegen war. Es war eine
große und noch unerforschte Insel, eine Insel, Hellmarks Erbe.
Hier gab es die Geister-Höhle, ein mystisches Heiligtum, in das
er selbst einmal eingehen sollte.
Marlos war Teil einer unsichtbaren Wirklichkeit, das bedeutet,
daß diese Insel weder vom Flugzeug noch von einem
vorbeifahrenden Schiff gesichtet werden konnte. Nur aus
allernächster Nähe war dies möglich.
Mit dieser Insel hatte Hellmark viel vor. Er war auf der Suche
nach Menschen, in deren Adern das Blut der alten Rasse von Xantilon
floß. In der ganzen Welt lebten sie verstreut und sie waren den
Angriffen und Manipulationen der Dämonen ausgesetzt, denn von
diesen Menschen, die sich äußerlich nicht im geringsten
von anderen unterschieden, war eine Erneuerung, eine Veränderung
auf dieser Erde zu erwarten. Eine neue Generation sollte durch
Hellmarks Aktivität aufmerksam gemacht werden, daß
unsichtbare Mächte zum großen Schlag ausholen wollten.
Marlos sollte zunächst eine Stätte sein, wo diese
besonders Gefährdeten und Bedrängten eine Heimat finden
konnten, denn die unsichtbare Insel blieb unerreichbar für alles
Böse, das von Molochos und seinen Dienern ausging.
Im Moment war Rani Mahay der einzige, der oft auf Marlos weilte.
Er – und Chitra, die zahme Tigerin, die er aus Indien geholt
hatte, als er die Raubtiergruppe, mit der er immer
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