Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 012: Molochs Totenkarussell

Macabros 012: Molochs Totenkarussell

Titel: Macabros 012: Molochs Totenkarussell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
radikal. Er erlebte den ganzen Vorgang in
allen Einzelheiten und er konnte sich nicht gegen die aufkommenden
Gedanken wehren, die er damals unterdrückt hatte.
    Als er in das Bad zurückkam, hatte die Säure alles
erledigt. Den Rest spülte er mit klarem Wasser nach. Unbemerkt
verließ er die Wohnung, nachdem er die Sicherheitskette
abgenommen hatte und die Wohnung so zurückließ, wie
Pawlowitcz sie normalerweise bei seiner Rückkehr antreffen
würde.
    Der Windmühlenflügel passierte während einer
denkbar kurzen Zeit die flimmernden Nebelfelder, tauchte wieder auf
und stieg zu seinem Zenit auf.
    Hunter kam gar nicht richtig zur Besinnung. Da hatte der
Flügel die Senkrechte schon überrundet und tauchte abermals
in die Nebelschwaden ein. Und wieder mußte er die Ereignisse in
der Wohnung Pawlowitcz’ neu erleben.
    Das war das Grauen des Totenkarussells.
    Nur Mörder wurden auf seine Flügel geflochten, und sie
alle mußten immer und immer wieder das durchmachen, was in
ihrem Leben ein einschneidendes Ereignis gewesen war.
    Die Monotonie der ständigen Wiederholung wirkte
nervenzerfetzend.
    Immer und immer wieder, und keine Möglichkeit, etwas daran zu
ändern. Was geschehen war, war geschehen.
    Und mit den Bildern kamen die Vorwürfe, die man sich damals
verschwiegen hatte.
    Das Totenkarussell drehte sich. Es weckte die Geister und Bilder
der Toten und die Galerie des Grauens zog mit jeder Umkreisung erneut
an ihm vorüber und er nahm daran teil, und er fürchtete
sich vor dem nächsten Mal.
    Da waren sie wieder. Die großen Augen der jungen
Unbekannten, deren Namen er nie erfahren hatte. Ungläubig und
traurig sahen sie ihn an. Er wollte diesem starren Blick ausweichen
und so etwas wie Erleichterung machte sich flüchtig in ihm
bemerkbar, wenn er aus dem Visionsbezirk herausglitt.
    Aber der Horror und die Erinnerungen kamen wieder.
    Und so würde es bleiben, in der nächsten Stunde, in den
nächsten Tagen, Wochen und Monaten. Und ein anderer Zeitbegriff
kam noch hinzu, den man als Sterblicher auf der anderen Seite der
Welt nicht kannte.
    Die Ewigkeit.
    In alle Ewigkeit würde er diese Bilder, die Ängste und
Zweifel ertragen müssen, und mit jeder neuen Umkreisung
würde es schlimmer, unerträglicher werden.
    Bis der Wahnsinn kam…
     
    *
     
    Macabros hatte kein Recht, jetzt in das Haus Hunters
einzudringen.
    Er hätte keinen plausiblen Grund dafür angeben
können, jedenfalls keinen, den Mrs. Hunter respektieren
müßte.
    Aber die Beobachtungen, die er gemacht hatte, alarmierten ihn.
Hingen sie irgendwie mit den Erlebnissen Phil Hunters und seinem
plötzlichen Verschwinden zusammen?
    Der Hund… Mister Henderson… da stimmte etwas nicht.
Drohte Mrs. Hunter Gefahr durch eine Person, der sie vertraute und
die in Wirklichkeit gar nicht die war, die sie zu sein vorgab?
    Macabros meldete sich telepathisch bei Björn Hellmark und
erinnerte ihn an seine Fähigkeit, Macabros’ Gestalt
jederzeit durch Gedankenkraft neu geschaffen und an jedem beliebigen
Ort erscheinen zu lassen.
    Björn Hellmark löste seinen Doppelkörper auf. Einen
Atemzug lang wirkte Macabros durchscheinend wie Glas, dann war er
verschwunden.
    Wenige Meter von seinem bisherigen Standort entfernt erstand er
neu. Aber diesmal nicht vor der Hauswand, sondern im Innern des
Hauses der Hunters.
     
    *
     
    Er befand sich im dunklen Flur.
    Von oben hörte Macabros zwei Stimmen.
    Er stieg leise die Treppen hoch, und hörte auf das
Gesprochene. Björn Hellmark, der acht Meilen entfernt am Tisch
im Hotel saß, war nicht anzusehen, mit welcher Aufmerksamkeit
er jede neue Erkenntnis seines Doppelkörpers registrierte und
sich darauf einstellte, bei einem Erscheinen von diesem seltsamen
Henderson oder Mrs. Hunter sofort und unauffällig wie ein Geist
zu verschwinden.
    Macabros erreichte ungesehen den Treppenabsatz.
    Von hier aus konnte er direkt in das Zimmer sehen, das hell
erleuchtet war.
    Es handelte sich um eine Bibliothek mit offenem Kamin und einer
Couchgarnitur.
    In dieser Bibliothek stand in der Ecke neben dem Fenster ein alter
eichener Schreibtisch.
    Mrs. Hunter und der Mann, den sie mit Mister Henderson
angesprochen hatte, drehten Macabros den Rücken zu.
    Die Frau des CIA-Agenten sagte: »Wann war mein Mann das
letzte Mal bei Ihnen, Mister Henderson?«
    »Gestern, Madame.« Die Stimme des mageren Besuchers
klang seltsam hohl.
    »Und was hat er Ihnen da gesagt? Ich muß gestehen, ich
begreife das alles immer noch nicht ganz. Phil beauftragte

Weitere Kostenlose Bücher