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Macabros 017: Dwylup - Stadt der Monster

Macabros 017: Dwylup - Stadt der Monster

Titel: Macabros 017: Dwylup - Stadt der Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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und der Tod, Misses Sheffel, sind die beiden
großen Geheimnisse dieser Welt, die sich bisher jeder
Enträtselung entzogen haben. Vielleicht kann Henry Burger etwas
über dieses Geheimnis aussagen.«
     
    *
     
    Der Chefarzt winkte sie herein.
    Langsam, als würde sie von einer unsichtbaren Hand geschoben,
betrat Judith Sheffel das Krankenzimmer.
    Sie hielt den Atem an.
    Sie sah Henry Burger. Ihre Augen füllten sich mit
Tränen, und ihre Wangenmuskeln zuckten.
    Burger atmete flach und hielt seine Augen geschlossen.
    »Er sieht so aus, wie er mich verließ«, sagte die
Frau stockend, die den Freund wiedersah, der dem Alter nach nun ihr
Sohn sein konnte. Für ihn war die Zeit stehengeblieben, für
Judith Sheffel geborene Midland war sie vergangen.
    Was mochte jetzt in dieser Frau vorgehen?
    Erinnerungen wurden wach. Gemeinsame Stunden, Gespräche.
Für Burger schienen sie gestern stattgefunden zu haben –
für Judith Sheffel waren sie bereits weit zurückliegende
Vergangenheit.
    Matthew erklärte, daß sie versucht hätten, Burger
anzusprechen. Er hatte auch reagiert, aber die Tatsache, die man ihm
klarzumachen versuchte, daß er drei Jahrzehnte lang geschlafen
hatte, war nicht bis in sein Bewußtsein gedrungen.
    »Eine vertraute Stimme könnte Wunder bewirken«,
meinte Stephenson, der Psychologe, ein schweigsamer Mann, der viel
mehr beobachtete, registrierte und sich Gedanken machte, als es den
Eindruck erweckte. »Lassen Sie sich zunächst nicht sehen!
Sprechen Sie ihn leise an!«
    Judith Sheffel nickte. Sie setzte sich neben das Kopfende, wo man
ihr einen Stuhl bereitgestellt hatte, legte ihre Handtasche auf den
Schoß und sagte leise: »Henry?«
    Alle lauschten.
    Zuckte er nicht zusammen? Er hielt den Atem an und schien in sich
hineinzulauschen, als käme die Stimme aus seinem Innern.
    »Henry?«
    »Judith?« kam es tonlos über seine trockenen
Lippen. »Du…« Ein Lächeln, die Augen geschlossen.
Hinter den Lidern zuckte es, als nähme er Bilder wahr, als
träume er. »Verzeih – du hattest recht – ich
hätte nicht wegfahren sollen – aber nun bin ich
zurückgekommen – es geht mir gut, ich habe keine Schmerzen
mehr.«
    »Wie ist es passiert, Henry?«
    »Plötzlich tauchte der Wagen vor mir auf – der
Fahrer muß verrückt sein – diese Geschwindigkeit
– er ist zu weit links – ich reiße das Steuer herum
– da höre ich es auch schon krachen. Aus, denke ich –
aber ich bin nicht tot – ich bin in Dwylup, der Monsterstadt!
Judith, du wolltest es nie wahrhaben, aber es ist so, wie ich immer
sagte: Es existiert ein Loch in unserer Dimension, wir können es
passieren. Mit unserem Geist – und mit unserem
Körper.«
    Seine Finger zuckten, und seine Hand rutschte über die
Bettdecke, als suche er etwas.
    Mechanisch schob Judith Sheffel ihre Hand nach vorn, legte die
ihre auf seine und preßte sie leicht.
    »Es wird alles gut werden, Henry«, sagte sie leise. Sie
mußte sich bemühen, ihrer Stimme Klang und Farbe zu
geben.
    »Die Welt ist bedroht – ich fühle es – seit
ich in Dwylup war, weiß ich, daß jederzeit etwas
geschehen kann, was durch menschliche Unzulänglichkeit
hervorgerufen wird. Die Gesichter im Spiegel – kamen von hinten,
Judith! Die Geschöpfe aus Dwylup warten nur darauf, die Mauer
zerbrechen zu können, die sie noch von uns trennt. Sie haben
mich nicht wahrgenommen. Ich war für sie nicht existent, obwohl
ich ihre Welt in allen Details gesehen habe. Die Höhle mit dem
Fischmaul ist ihre große Versuchanlage. Sie experimentieren mit
Menschen, weil sie sein wollen wie wir.«
    Sein Atem ging schneller.
    »Geh niemals in das Haus, Judith!« Nun schien er wieder
verworren zu sein. »Meide den Spiegel! Sie müssen geahnt
haben, daß ich bereit war, ihn zu zerstören – deshalb
vielleicht der Unfall?«
    Er hatte seine eigenen Gedanken darüber angestellt.
    Er atmete tief durch und seufzte.
    Im gleichen Augenblick sahen es alle.
    Es ging – im wahrsten Sinn des Wortes von einem Atemzug zum
anderen.
    Henry Burger hatte sich verändert. Er war in dieser Sekunde
um mindestens zehn Jahre älter geworden.
     
    *
     
    Diese Nacht im St. Elna Hospital in Baltimore hatte es in
sich.
    Seit dem Erwachen Henry Burgers ging es Schlag auf Schlag.
    Der plötzliche Alterungsprozeß schreckte sie alle auf
und zeigte ihnen, daß die Natur doch nicht zu überlisten
war.
    Offensichtlich holte sich das nach, was während des
todesähnlichen Schlafs gebremst worden war: der
Alterungsprozeß.
    Dieser

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