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Macabros 017: Dwylup - Stadt der Monster

Macabros 017: Dwylup - Stadt der Monster

Titel: Macabros 017: Dwylup - Stadt der Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Hitze, der glühende, wolkenlose
Himmel… Alles in unwirklichen, unfaßbaren,
bedrückenden Farben. Keine Freundlichkeit…
    Ein Gedanke kam ihm.
    Der Spiegel war kein Spiegel, sondern das Tor zur Hölle.
    Und er brauchte sich nur umzudrehen, um…
    Das tat er. Mit zitternden Händen klopfte er die rauhe,
rissige Mauer ab, welche seinem Empfinden nach die Rückwand des
magischen Spiegels bildete.
    Er drückte hart dagegen. Nichts! Die Umgebung blieb. Er
konnte den Spiegel von der anderen Seite nicht durchbrechen.
    »Warum diese Anstrengung?« fragte da eine
spöttische Stimme hinter ihm. Er wirbelte herum. Ihr
Auftraggeber, der sich mit einem langen, ihnen unverständlichen
Namen vorgestellt hatte, stand vor ihm.
    Der Mann mit den schmalen Lippen und den buschigen Augenbrauen
löste sich aus dem harten Schatten des an ein
überdimensionales, bizarres Knochengerippe erinnernden Baumes
und kam auf ihn zu. Der heiße Staub zu seinen Füßen
wirbelte auf. »Es nützt dir nichts. Du mußt
hierbleiben. Das habe ich meinen Freunden versprochen.« Er
lachte leise, und es lief dem Italiener trotz der Hitze eiskalt
über den Rücken. Aber diese Kälte fühlte er nicht
nur äußerlich. Sie bohrte sich tief in seine Eingeweide,
seine Lungen und sein Herz, daß er glaubte, von innen heraus zu
Eis zu werden.
    Die Gefühlsskala, die er durchmachte, paßte sich diesen
extremen Temperaturunterschieden an, und er war sicher, die Grenze
erreicht zu haben, da ein Mensch den Verstand verlieren
mußte.
    »Warum… bin ich hier? Wie komme ich hierher? Wo ist
Lino, mein Bruder?«
    »Du bist von selbst gekommen«, beantwortete der Mann aus
der Poststation die zweite Frage zuerst. »Du bist hier, weil ich
es so will, und der andere geht bereits den Weg, den auch du gehen
wirst.«
    Mit diesen Worten deutete er nach vorn.
    Der schwitzende Italiener, der sein Herz wie einen Eisklumpen in
seiner Brüst empfand, folgte mit seinem Blick der ausgestreckten
Hand. Im Dunst und dem Staub der Straße erblickte er in der
Ferne zwei dunkle Gestalten, die in etwa die Farbe der bizarren
Knochenbäume hatten.
    Die Geschöpfe waren plump und wirkten echsenhaft. Ihre langen
Schädel hielten sie gesenkt, und zwischen sich trugen sie eine
nackte menschliche Gestalt.
    »Lino?« gurgelte er.
    »Ja«, sagte der andere.
    »Aber warum… was haben sie mit ihm vor?«
    Ein teuflisches Lachen. »Sie wollen so sein – wie
er.«
    »Wie… er?«
    Er stierte nach vorn. Die echsenartigen Geschöpfe, die wie
Menschen auf zwei Beinen liefen, verschwanden in einer
Seitengasse.
    Die Muskeln des Beobachters spannten sich. Er wollte sich an der
braunen Mauer abstoßen und dem Kerl an den Hals springen, der
dies alles hier angezettelt hatte und der genau wissen mußte,
was sich hier abspielte und wie die Dinge zusammenhingen.
    Ihn mußte er vernichten. Mit diesem Mann hatte das Unheil
begonnen.
    Aber hoch während sich seine Muskeln und Sehnen spannten,
griff eine Hand nach ihm.
    Mit Entsetzen in den Augen sah der Italiener, daß die Finger
lang und spitz waren und blau wie Stahl.
    Ruckartig flog sein Kopf herum.
    Ein Monster, wie ein kranker Geist sich es nicht schlimmer
ausdenken konnte, stand vor ihm.
    Das schreckliche Wesen glich jenen, die seinen Bruder
weggeschleppt hatten.
    Er war unfähig zu schreien und sich zu bewegen, geschweige
denn, eine Abwehrreaktion einzuleiten. Er war wie paralysiert.
    Er erbebte. Der Anblick war so furchtbar, daß er glaubte,
ihn nicht ertragen zu können. Aber er hatte ein starkes Herz, es
setzte nicht aus.
    Er wurde gepackt und vom Boden emporgerissen. Die Kräfte
seines Gegners überstiegen menschliche Muskelkraft.
    Der Italiener lag wie ein Kind auf den Armen des Unheimlichen, der
sich wortlos in Bewegung setzte.
    »Helfen Sie mir, so helfen… Sie mir doch!«
stöhnte der Überwundene mit zitternder Stimme. Der Mann,
dem diese Worte galten, blickte ihn mit eisigen Augen an.
    In diesem Herzen existierte kein Mitleid, keine menschlichen
Gefühle.
    Dieser Mann, der sich Luigi Maronne als Pialla-Dumont-Jenkins
ausgegeben hatte, war ein Schwarzer Priester, ein Unsterblicher, der
wie Ahasver unter den Menschen wandelte und der seine große
Stunde gekommen sah.
     
    *
     
    Ohne sich von der Stelle zu rühren, blickte er dem Gefangenen
nach.
    Der zweite Dieb wurde wie sein Bruder durch die enge, stickige
Gasse getragen.
    Emilio Pintura erblickte viele der unheimlichen Bewohner dieser
Welt.
    Sie standen wie Menschen in Gruppen zusammen. Dumpfe,

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