Macabros 017: Dwylup - Stadt der Monster
drei Sekunden vergangen.
Die Tatsache, daß Ketter sofort etwas unternahm, lenkte das
Monster ab.
Björn hielt die Dämonenmaske in der Hand. Wie eine
Strumpfmaske zog er das braune, wie Pergament knisternde Etwas
über seinen Kopf.
Ketter sah es zum Glück nicht. Die massigen Beine des
Geschöpfes aus einer anderen Welt versperrten ihm die Sicht.
Das Ungetüm wollte Björn Hellmark an die Gurgel. Seine
blutunterlaufenen Augen flackerten plötzlich, und ein wilder
Schrei entrann seiner Kehle.
Das Monster erblickte die Dämonenmaske.
Ein Zittern lief durch den Körper, und er hatte es
plötzlich wieder eilig, vom Boden emporzukommen.
Aber eine plötzliche Schwäche ergriff von ihm Besitz,
als würde ein geheimnisvolles Gift in seinem Körper zu
wirken anfangen.
Björn rollte zur Seite. Er vermied es, den Kopf zu zu wenden,
um den Kommissar nicht auch noch zu erschrecken.
Auch Björn Hellmark würde in seinen Augen in diesen
entscheidenden Sekunden nur ein Monster sein.
Auf Hellmarks Schultern prangte ein lebender Totenkopf. Die
Dämonenmaske zeigte für menschliche Augen das Bild des
Todes, wie er zu allen Zeiten bei allen Völkern dargestellt
worden war. Der bleiche, knöcherne Schädel…
Aber dieser Schädel saß nicht starr auf seinen
Schultern. Der lippenlose Mund bewegte sich, ein dunkles Glühen
in den leeren Höhlen verriet, daß dort Kräfte
wirkten, die mit vernünftigen Gedanken nicht zu erklären
waren.
Ein Mensch, war schockiert, bekam er diesen Kopf zu sehen. In
einzelnen Fällen reagierten Leute, die Hellmark so zu sehen
bekamen, mit einem Schreikrampf. Andere liefen davon. Dritte wieder
waren so erstarrt, daß sie nicht fähig waren, auch nur
eine Bewegung zu machen.
Das alles wollte Björn dem Kommissar ersparen.
Das Monster sollte ihn sehen, darauf kam es an, und nicht die
Menschen.
Wieder mal setzte er die Maske ein – und wurde dadurch zu
Macabros. So nannten sie ihn. Makaber war sein Aussehen, wenn er
diese Maske trug. Makaber aber war es auch, wenn er mit seinem
Zweitkörper an einem anderen Ort erscheinen konnte. Für
einen normalen Menschen war es etwas Unbegreifliches, wenn sich zur
Zeit auch eine Wissenschaft ernsthaft mit diesem Phänomen
befaßte. Eines Tages, davon war Hellmark überzeugt,
würde es noch mehr Menschen geben, die diese und andere
parapsychische Gaben besaßen.
Das Monster aus Dwylup schlug um sich und zappelte wie ein Fisch
an Land, kam aber nicht mehr in die Höhe.
Was ein Dämonengeborener oder ein Bote eines jenseitigen
Reiches in der Dämonenmaske wirklich sah, das wußte kein
Sterblicher. Auch Hellmark nicht.
Die Wirkung der Maske, aus der Haut eines Dämons gefertigt,
beruhte jedoch offenbar darauf, daß bestimmte Gefühle und
Bilder im Betrachter wach wurden, die eine Zerstörung
lebenswichtiger Funktionen auslöste.
Diese Maske hatte ihn noch nie im Stich gelassen.
Das fratzenartige Gesicht des Ungetüms wurde beim Anblick der
Dämonenmaske zu einem formlosen Kloß. Die rauhe, schuppige
Haut veränderte ihr Aussehen. Sie schmolz in sich zusammen, als
würde eine ungeheure Hitzewelle über den echsenartigen Leib
hinwegbrausen.
Alle Umrisse verschmolzen.
Kinderkopfgroße Beulen stiegen wie blubbernde Blasen aus
einem Sumpf aus dem sich windenden Körper empor.
Wie ein zäher, öliger Brei lief der Körper nach
allen Seiten davon. Eine Lache bildete sich, ein großer,
dunkler Fleck, der blieb. Aber das Monster war nicht mehr.
Björn riß die Maske vom Gesicht, steckte sie
blitzschnell ein und wandte sich dann erst um.
Kommissar Ketter stand gegen die Schrankwand gelehnt. Er war
kreidebleich.
»Herr Hellmark… ich…« Er griff sich an den
obersten Kragenknopf und öffnete ihn. Der Kommissar war
unfähig, seine Gedanken zusammenzunehmen, geschweige denn einen
vernünftigen Satz über die Lippen zu bringen.
Björn ging auf ihn zu. »Es ist vorbei. Sie brauchen
keine Angst mehr zu haben. Eine finstere Macht ist hier eingedrungen.
Sie nimmt keine Rücksicht auf Unschuldige«, sagte
Björn mit schwerer Zunge und blickte auf das in einem gepflegten
Anzug steckende Knochengerippe, das von Hans Butscher
übriggeblieben war.
*
Hier konnte niemand mehr helfen. Hans Butschers Herz war der
Belastung nicht gewachsen gewesen.
Sie beide hatten den Anblick des Monsters einigermaßen gut
überstanden. Kommissar Ketter war leicht geschockt, aber er
riß sich zusammen, so gut es ihm möglich war.
»Weshalb haben die Kugeln… ihn nicht zur
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