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Macabros 018: Knochentunnel in das Grauen

Macabros 018: Knochentunnel in das Grauen

Titel: Macabros 018: Knochentunnel in das Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Stufen,
schlug gegen die Wand, gegen das ächzende Geländer,
überschlug sich und blieb auf dem vorletzten Treppenabsatz
liegen.
    Björn spurtete los.
    »Bingham?!« rief er erschrocken.
    Er ging in die Hocke, drehte das zerschundene Gesicht des Mannes
herum – und im gleichen Augenblick griff eine blutverschmierte
Hand nach seinem Armgelenk.
     
    *
     
    Der Vierzehnjährige blickte sich um.
    Er konnte in den geheimnisvoll glimmenden Tunnel sehen und
erkannte das mächtige, gerippeähnliche Stützwerk, in
dem sie herangetragen worden waren.
    ’Sie’, das waren ein älterer Mann, zwei
jüngere und der kahlköpfige Fremde mit der
Regenbogenhaut.
    Der Himmel spannte sich wie die bizarre Flughaut einer
titanenhaften Fledermaus über ihnen. Hart und spitz ragten die
schwarzen Berge aus dem Boden. Kein Baum, kein Strauch, war zu
sehen.
    Es war eine dämmrige, verlorene Welt, in der sie hier
angekommen waren.
    Sie waren alle benommen, blickten sich um, und jeder musterte den
anderen.
    »Es ist ein Traum«, sagte der alte Mann mit dem grauen
Haar. »Gleich werde ich aufwachen – euch wird es nicht
geben, und diesen entsetzlichen Talkessel auch nicht.«
    Ein geheimnisvolles Raunen lag in der Luft.
    Ja, es ist ein Traum, dachte auch Pepe. Ein Traum war die Schule,
die vergessenen Wörter, daß Björn ihn zu Herrn
Heusner gebracht hatte und Carminia und Rani ihn später
abholten, um zur Ausgrabungsstätte zu fahren. Dieser Traum
mündete ein in den Sturz in die Tiefe. Und gerade hier zeigte
sich das Unmögliche. Man konnte gar nicht so tief stürzen,
ohne sich zu verletzen. Nun mußte er gleich aufwachen, denn er
konnte sich nicht vorstellen, wie dieser Traum weiterging.
    »Ihr müßt weglaufen!« hörte er da den
Mann mit der Regenbogenhaut und dem kahlen Kopf rufen.
    Der seltsame Fremde blickte sich gehetzt um. »Wir dürfen
nicht hierbleiben.«
    »Wieso kann ich dich verstehen?« wunderte Pepe sich.
Also doch ein Traum! Ein Mensch von einem anderen Stern redete nicht
mexikanisch.
    »Du kannst mich Verstehen, und ich kann dich verstehen. Das
ist so auf dieser Welt, wo Trokul und Stery den Ton
angeben.«
    »Trokul und Skry?« fragte Pepe verwundert. Er ging auf
den Regenbogenfarbigen zu. Das ganze Gesicht war kahl. Der Fremde
hatte auch keine Augenbrauen, und seine lidlosen Augen standen wie
bei einem Frosch etwas vor. Vom menschlichen Standpunkt aus gesehen
war er häßlich. Doch in seinen Augen schimmerte eine
Wärme, die wohltuend auffiel.
    »Wir wurden ihnen geopfert. Weißt du das
nicht?«
    Wovon redet der andere, fragte sich Pepe.
    Das Raunen und Rauschen schwoll an. Der Himmel blähte sich
seltsam auf.
    Ein Zittern lief durch den Boden.
    »Zu spät!« rief der Regenbogenfarbige.
    Sie kamen von allen Seiten. Eine Horde wilder Burschen, in
dunkelrote Gewänder gehüllt. Die Fremden preschten auf
klobigen Reittieren heran, die nur eine entfernte Ähnlichkeit
mit Pferden hatten.
    Lange, spindeldürre Beine trugen einen tonnenförmigen
Körper, der pechschwarz war. Die roten Augen in den kantigen
Schädeln glühten wie alle Feuer der Hölle.
    Die Nüstern der Tiere waren gebläht, und heißer
Atem wehte um ihre Köpfe. Die Reiter kamen in weitem Kreis heran
und trieben die Gefangenen in die Mitte des Talkessels.
    Es ging alles blitzschnell.
    Die Menschen versuchten zu fliehen. Der Regenbogenfarbige jagte
mit einem wilden Satz davon.
    Er versuchte zwischen den Reittieren durchzukommen.
    Brutal wurde er daran gehindert. Wie auf ein Kommando hin rissen
die rund zwanzig Berittenen plötzlich ihre Arme hoch. In den
Händen hielten sie etwas, das aussah wie Peitschen.
    Beim Hochreißen des Stabes löste sich ein
schleierartiges Gebilde, ein Netz, kaum wahrnehmbar, schwarz und
undurchdringlich wie der Hintergrund dieser lichtlosen,
beängstigenden Welt.
    Pepe sah den Regenbogenfarbigen genau in eines der Netze rennen.
Er warf die Arme hoch, schrie gellend auf und blieb im Geflecht
hängen. Er rührte sich nicht mehr.
    Die Menschen wurden zusammengetrieben wie die Tiere. Innerhalb von
fünf Sekunden war alles vorüber.
    Sie konnten alle nichts daran ändern, daß die Netze
sich über sie senkten.
    Vom gleichen Augenblick an waren sie wie gelähmt.
    Mit offenen Augen bekam Pepe alles mit. Der Kreis der Reiter
löste sich auf und sprengte davon. Die Opfer, die durch den
rätselhaften Knochentunnel in diese düstere Welt geschleust
worden waren, wurden in den geschlossenen Netzen mitgeschleift. Der
Boden war glatt, keine

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