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Macabros 018: Knochentunnel in das Grauen

Macabros 018: Knochentunnel in das Grauen

Titel: Macabros 018: Knochentunnel in das Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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ohne
eine Erklärung dafür zu haben?«
     
    *
     
    Es war erstaunlich, was diese Frau für eine Kraft
aufbrachte.
    Sie mußte mit jemand sprechen. Sie brauchte ein Ventil.
Alles, was sich in den vergangenen Wochen an Gedanken und
Gefühlen angesammelt hatte, drängte nun nach
außen.
    Mit halbgeschlossenen Augen lag Eve Bingham da. Sie sprach, und
ihre Stimme war leise wie ein Hauch. Es schien ihr gar nicht
bewußt zu werden, was sie alles redete.
    Björns Kopf war tief hinabgebeugt, und die Lippen Eve
Binghams berührten fast sein Ohr.
    »Wo ist Henry Jake jetzt?« fragte er, als sie
plötzlich schwieg.
    »Ich weiß es nicht… Henry Jake? Den gibt es nicht
mehr! Er war ein anderer. Das Ich von damals muß nun wieder
völlig von ihm Besitz ergriffen haben. Er ist
zurückgekehrt, er sucht etwas… vielleicht in der alten
Stadt – vielleicht auch irgendwo anders… in der
Nähe… ’Es gibt Verbindungsgänge’, hat er mir
gesagt… ’ich möchte bloß wissen, woher mir das
bekannt ist’… und: ’Nicht alle Verbindungsgänge
sind wichtig… nur einige… ein einziger mündet in den
Kanal’…«
    »Was mag er damit gemeint haben?«
    »Ich weiß nicht. Ich weiß überhaupt
nichts.«
    Sie öffnete die Augen und sah ihn zum ersten Mal an. Für
einen Moment war sie völlig klar und bei vollem
Bewußtsein. »Mysteriös, nicht wahr? Auch für
mich… ich weiß nicht, warum ich Ihnen das alles
erzähle… aber vielleicht können Sie sich ein besseres
Bild von ihm machen als ich… die Namen, wie kam er nur auf die
Namen.«
    »Welche Namen?«
    »Trokul und Skry – wen mag er damit gemeint
haben?«
     
    *
     
    Sie hörten sich unheimlich an.
    Björn versuchte weiter in Eve Bingham einzudringen. Ihre
Stimme war schwach und kaum verständlich. Sie redete von
beschwörenden, unheimlich klingenden Worten, war aber
außerstande, auch nur eines wiederzugeben.
    Außer an Trokul und Skry erinnerte sie sich an nichts
mehr.
    Björn dachte scharf nach.
    Bingham auf dem Weg in die ausgegrabene keltische Stadt?
    Dann hatte er es merken müssen. Kurz vor seiner Ankunft hier
waren die rätselhaften Vorfälle über die Bühne
gegangen. Wäre Bingham Richtung Ausgrabungsort gefahren,
hätte er das Fahrzeug gesehen, aber kein Auto war ihm auf dem
Weg zur Hotelpension begegnet.
    Bingham war also nicht in südlicher Richtung gefahren.
    Blieb nur noch die entgegengesetzte: weiter weg von Radenthein,
weiter nördlich.
    Der Arzt kam. Seit fünf Minuten hielt sich Björn
Hellmark im Zimmer auf.
    Bingham hatte nun etwa einen Vorsprung von sieben Minuten.
    Es war ein Versuch, mehr nicht, als er sich entschloß,
weiter in die Berge zu fahren, während sein Hirn arbeitete und
er Klarheit über die Vorgänge zu gewinnen suchte.
    Wie Geisterfinger stießen die kräftigen Scheinwerfer
des Lamborghini in die Dunkelheit.
    Tannen und Kiefern säumten den steilen Weg. Wind rauschte.
Kein Mensch war weit und breit, kein Fahrzeug.
    Trokul und Skry? Wen mochte Bingham damit gemeint haben? Seltsame
Namen…
    Sie sind zwei, überlegte er.
    »Ja«, sagte da die Stimme in seinem Bewußtsein.
»Zwei Unsterbliche.«
    »Al Nafuur!« Der Freund aus dem geheimnisvollen Reich
zwischen Diesseits und Jenseits meldete sich. Seine telepathische
Stimme drang in Björns Überlegungen vor. »Sie kommen
aus dem Reich, in das auch du Eingang gefunden hast?!«
    »Nein, so einfach ist es nicht. Es gibt viele Arten von
Unsterblichkeit. Trokul und Skry sind eine Zweiheit und doch
eins.«
    »Also: gottähnlich?«
    »Nein. Die Reiche der Finsternis sind unzählbar, und
unzählbar sind die Möglichkeiten der Herrschenden,
Einfluß und Macht zu gewinnen und auszuüben. Manches habt
ihr selbst übernommen. Eure Kriege, Eure Machtkämpfe –
wodurch wurden sie beeinflußt?«
    »Durch das Geisterreich?«
    »Ja. Es gibt mehr als eine Sonne im Universum, mehr als eine
Erde. Die Erde allein weist mehr als ein Volk auf. Die sichtbare und
die unsichtbare Welt liegen dichter beisammen, als viele sich
träumen lassen. Einer versucht den anderen zu
übervorteilen. Das Diesseits bedeutet ihnen viel, und es ist
auch viel. Vorausgesetzt, daß man die Kräfte aus dem Reich
der Finsternis und des Unsichtbaren nicht wirksam werden
läßt. Zu allen Zeiten aber wurden sie gerufen, und die
schützende Mauer, die das Sichtbare und das Unsichtbare einst
trennte, ist rissig und durchlässig geworden. Damit
müßt ihr leben. Ihr seid Sterbliche noch. Eure Körper
sind verletzbar und gefährdet. Andere sind

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