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Macabros 018: Knochentunnel in das Grauen

Macabros 018: Knochentunnel in das Grauen

Titel: Macabros 018: Knochentunnel in das Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Unebenheit, kein Stein, keine Pflanze keine
Bodenmulde.
    Diese Welt schien nur aus glattem, poliertem Stein zu
bestehen.
    Ihre Körper rutschten darüber hinweg. Es war unangenehm.
Sie konnten ihre Lage nicht verändern. Wie Fliegen an einem
Klebestreifen hingen sie in dem Gespinst. Elektrische Spannung
verkrampfte ihre Muskeln.
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte Pepe auf den Reiter, der ihn
hinter sich herschleppte.
    Der Fremde schien verkehrt herum auf dem nachtschwarzen
Höllentier zu sitzen. Sein Gesicht war dem Opfer zugewandt. Er
blickte nach hinten, ritt aber nach vorn.
    Das Gesicht war grau und teigig, und die dunklen Augen darin
glühten wie Kohle.
    Hätte Pepe jene Minuten in Zimmer 26 der Hotelpension Leopold
Mansteins miterleben können, als Eve Bingham die schreckliche
Verwandlung bei ihrem Mann feststellte, er würde angenommen
haben, daß niemand anders als Henry Jake Bingham da vor ihm auf
dem höllischen Reittier saß!
     
    *
     
    Aber sie sahen alle so aus.
    Sie glichen sich wie ein Ei dem anderen.
    Rote, wehende Mäntel. Die Gesichter dunkelgrau, wie lackiert.
Längliche ovale Gesichter mit breiten Mündern, die halb
geöffnet waren, als würde jeden Augenblick ein teuflisches
Lachen aus den Kehlen kommen.
    Die Augen lagen tief in knochigen Höhlen.
    Im Eiltempo ging es durch die bizarre Landschaft, in der nur
spitze, kahle Berge das Bild bestimmten. Ein düsteres,
rötlich-schwarzes Glühen lag über allem.
    Dann kam die Stadt.
    Es ging bergab. Die Netze schleiften zischelnd wie Schlangen
hinter den Reittieren her. An den Sätteln waren Krummhaken
befestigt, welche die Netze mit den Opfern hielten.
    Die bizarre Stadt mit ihren Mauern, Türmen und
Bogengängen wirkte bedrückend, unheimlich und fremdartig.
Sie lag direkt an einem Hang und als Mittelpunkt, alles
überragend, ein finsteres Schloß mit zahllosen Türmen
und Zinnen. Ein steiler, schmaler Weg führte zum Haupttor.
    Als die gespenstischen Reiter sich diesem Tor näherten,
öffnete es sich wie von Geisterhand bewegt.
    Ein großer Hof, hohe, schmale Fenster waren zu sehen. Alles
in der Dämmerung und ohne Licht.
    Pepe kam sich vor, als wäre er ins Reich eines
geheimnisvollen, bösartigen Zauberers geraten.
    Vom Hof aus führten Bogengänge in verschiedene
Richtungen. Diese Gänge waren hoch, so daß die Berittenen
bequem darunter durchkamen.
    Pepes Widersacher zog ihn mitsamt dem lähmenden Netz auf die
Zellentür zu, die sich ebenfalls von selbst öffnete. Ohne
daß ein Wort fiel, wurde Hellmarks Adoptivsohn von dem
unheimlichen Berittenen in die Zelle geschleift. Das Netz fiel wie
von selbst von seinem Körper und gab ihn wieder frei. Pepe wurde
mit einem harten Rück zur Seite geschleudert.
    Der Widersacher zog den Stab nach oben und schlang das
geheimnisvolle Netz darum.
    »Ich will hier raus!« Pepe versuchte blitzschnell auf
die Beine zu kommen, um sich durch das schließende Tor zu
werfen.
    Seine Bewegungen erfolgten lahm und kraftlos, als hätte das
dunkle Geflecht alle Kraftreserven aus seinem Körper
gesogen.
    Ein bösartiges Lachen war die Antwort. Sie lachten alle, und
ihre breiten Mäuler verzogen sich wie eine schmierige
Gummimasse, und in den zahnlosen Mündern zeigte sich ein
rotglühender Rachen.
    »Natürlich kommst du wieder hier heraus«, sagte
eine dumpfe Stimme, und die Worte schienen aus allen Mündern
gleichzeitig zu kommen. »Doch gerne wirst du wieder hierher
zurückkehren. Bisher sind alle wiedergekommen, alle ohne
Ausnahme!«
    Mit diesen Worten gingen sie. Sie wandten sich um, und das Blut in
Pepes Adern gefror.
    Jetzt erst erkannte er ihre wirkliche Gestalt.
    Sie hatten zwei Gesichter. Eines hinten das andere vorn…
     
    *
     
    Er spürte das warme Blut, das an seinem Handrücken
entlanglief, als der andere danach griff.
    Der Mann lebte noch.
    »Nichts«, sagte er mit ersterbender Stimme. »Gehen
Sie… nicht dort… hoch!«
    Es war nicht Henry Jake Bingham.
    »Wer sind Sie?« fragte Björn. Seine Blicke gingen
über den Schwerverletzten hinweg. Er starrte nach oben. Es war
ein Wunder, daß der Mann überhaupt noch lebte. Er war
mindestens fünfzig Stufen in die Tiefe gestürzt und hatte
sich dabei schwerste äußere und innere Verletzungen
zugezogen. Er hätte sich das Genick brechen können.
    »Herman Kosten… Ein Nachbar… wie man so sagt…
wollte hier nach dem Rechten sehen. Mir war aufgefallen, daß
Marina Koller… keine Fensterläden geöffnet hatte…
das kommt nie vor, wenn sie sich kurz nach

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