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Macabros 020: Die Blutgärten von Sodom

Macabros 020: Die Blutgärten von Sodom

Titel: Macabros 020: Die Blutgärten von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Meer übergeben wurde, dann kann ich mir noch
vorstellen, daß sie eine Reise von fast zweitausend Seemeilen
macht. Aber daß sie dann flußaufwärts schwimmt, um
in einem Fischernetz zu landen, das stellt mich vor ein
Rätsel.«
    »Es sind meine Gedanken, die Sie da laut aussprechen. Aber
gerade das Fischernetz ist es, das mir eine logische Erklärung
gibt. Ein Fischerboot kehrt heim vom Fang. Die Flasche wurde mit der
Beute herangeschleppt. Wir sind hier nicht weit von der Mündung
entfernt. Fünfhundert, höchstens sechshundert Meter.
Vielleicht war das Netz kaputt, so zerrissen, daß es nicht mehr
lohnte, es zu flicken. Kinder haben damit gespielt. Mit dem Netz, mit
der Flasche…«
    »Das wäre die einzige Möglichkeit.«
    »Wir haben das Netz an der Stelle gefunden, von der Sie
geträumt haben, Alan. Vergessen Sie auch das nicht! Ein Wink des
Schicksals… Wir haben kein Auge gefunden, aber eine Botschaft.
Eine recht ungewöhnliche Botschaft wie mir scheint. Sie ist auf
uns gemünzt.«
    »Aber sie ist schon alt. Wenn man den Weg bedenkt, den sie
zurückgelegt hat. Wann wurde sie dem Wasser übergeben, wann
setzte ein Verzweifelter, der keine andere Möglichkeit mehr sah,
seine letzte Hoffnung in diese Zeichnung, in diese Zeilen? Vor einem
Jahr? Nein, das ist zu wenig. Vor zwei, vier oder zehn
Jahren?«
    »Wir können nur Vermutungen anstellen, aber wir
können uns – vielleicht Gewißheit holen.«
    »Sie wollen…«
    »Ja.«
    Eigentlich hatte Alan Kennan auch gar nichts anderes erwartet. Das
paßte einfach zum Bild dieses Mannes.
    »Wann fliegen wir?«
    »Sofort! Da vorn liegt unsere Maschine. Hier gibt es nichts,
was uns noch halten könnte. Wir kamen, um das Auge des Schwarzen
Manja zu finden. Es lag greifbar nahe, und doch war es unerreichbar
für uns. Nun ist es verschwunden. Sollten wir auf Umwegen doch
noch an unser Ziel kommen?«
    Die Gedanken dieses Mannes griffen stets weit voraus.
     
    *
     
    Kharzum war ein Koloß, der das halbe Zimmer füllte.
Bestialischer Gestank strömte von ihm aus. Sein Körper war
unförmig und erinnerte an eine braune, glitschige Masse, die an
manchen Stellen porös wurde. Der Schädel wirkte wie eine
aufgesetzte Kugel. Die Schädeldecke war halbdurchsichtig, und
wie ein weißer Plasmastrom pulsierte eine Flüssigkeit
hinter der wie knittriges Pergament wirkenden Haut.
    Unterhalb der vorgewölbten Stirn blinkten zwei winzige
feuchte Löcher. Augen.
    In der Mitte der Stirn ein drittes Auge, groß wie die
Handfläche eines ausgewachsenen Mannes.
    Darin glomm ein schreckliches Licht und Lannerström sah sich
selbst darin wie im Spiegel. Aber das Spiegelbild stimmte nicht ganz.
Es zeigte ihn in einer erschreckenden Situation.
    Eine furchtbare Welt umgab ihn.
    Alles lebte, flatterte und bewegte sich. Schatten fetzten
über einen dunkelgrünen Himmel. Dichtes Pflanzengewirr nahm
bizarre, furchterregende Formen an, wie Geister, die sich
ständig veränderten. Scheußliche Gesichter. Fratzen
und Sinnesorgane machten sich selbständig. Augen, an langen,
blutigen Fäden hängend, schnellten auf ihn zu.
    Namenloses Grauen erfüllte ihn…
    Gierige Hände griffen nach ihm…
    Lannerström bäumte sich auf, aber der Zugriff war da.
Kharzums Klauenhand!
    »Für dich habe ich mir etwas Besonderes ausgedacht, Thor
Lannerström. Du wirst tausend Ängste erleben und auf den
Tod warten, und es wird ein Tod sein, den du dir nicht vorstellen
kannst. In den Blutgärten von Sodom werde ich dich deinen
eigenen Gedanken überlassen.«
    Blutgärten von Sodom? Das hörte sich schrecklich an.
    Er wollte etwas sagen, aber Panik und Grauen schnürten ihm
die Kehle zu.
    »Du wirst nicht allein sein. Thor Lannerström. Ich
glaube, es wird gar nicht lange dauern, da wirst du bekannte
Gesichter um dich sehen und wirst neue Hoffnung schöpfen. Aber
sie können dir keine Hilfe bringen, denn sie sind selbst
Verlorene. Sie haben die Falle nicht erkannt, die ich Ihnen gestellt
habe. Kennan und Hellmark werden auch nach Sodom kommen, und es wird
keine Rückkehr mehr für sie geben.«
     
    *
     
    Sie merkten nicht, daß sie beobachtet wurden.
    Der unsichtbare Geist schwebte mit ihnen durch die Lüfte, und
ein schreckliches Stirnauge sah die beiden Menschen in dem
Wasserflugzeug, das wie ein Spielzeug über dem endlosen Blau des
Südchinesischen Meeres wirkte.
    Kharzums dröhnendes Lachen konnten sie ebensowenig hören
wie die Worte, die er triumphierend von sich gab.
    »Auf Träume kann man sich nicht immer

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