Macabros 021: Abraxas Fluch des Magiers
es gelungen, die Neugierigen zu vertreiben. In
einer halben Stunde würde man außer ein paar
zersplitterten Fenstern und frischen Flecken im alten Verputz des
Hauses keine weiteren Spuren mehr finden. Sogar die Blutlachen auf
dem Boden waren schon beseitigt.
»Sie sind sich sicher, daß es wirklich dieses Zimmer
war, in dem meine Frau und meine Tochter festgehalten wurden,
Inspektor?«
»Es gibt keinen Zweifel.«
»Wer immer sie auch hierher gebracht hat – er muß
die Wohnung gekannt haben. Was hat der Hausmeister gesagt? Wem hatte
er diese Dachkammer vermietet?«
»Er kannte den Mann nicht.«
»Tss, er kannte ihn nicht«, echote er spöttisch.
Abraxas’ Augen glühten wie brennende Höhlen in seinem
Gesicht, und Gustner fühlte sich unwohl in der Nähe dieses
Mannes.
»Es soll ein Seemann gewesen sein, der zwei oder drei Tage in
London bleiben wollte. Sein Name lautete Case. Wir sind uns fast
sicher, daß dieser Name falsch ist, daß es dem Fremden
darauf ankam, für den heutigen Tag eine Unterkunft zu haben, um
seinen Plan durchführten zu können. Wir nehmen an,
daß Sie erpreßt werden sollten. Der Entführer wollte
etwas von Ihnen, er wollte Sie unter Druck setzen. Was geschehen ist,
war sicher nicht von ihm beabsichtigt.«
»Man kann sich dem Teufel verschreiben – und hat dadurch
noch Vorteile«, sagte Abraxas kaum hörbar, aber der
Unterton in dieser leisen Stimme war so schrecklich, daß dem
Inspektor ein kalter Schauer über den Rücken lief.
»Die Hölle ist grausam, aber Menschen können noch
schlimmer sein.«
Er blickte Gustner an, aber sein Blick schien durch den Inspektor
hindurchzugehen.
Menschen, dachte der Magier. Ich werde mich an ihnen rächen.
Sie wissen nicht, was sie mir angetan haben.
Er streckte plötzlich seine Rechte aus, drückte den
Inspektor wie etwas Lästiges einfach zur Seite und lief auf die
weitgeöffnete Tür zu.
»Was haben Sie vor, Mister Stokan?«
Abraxas eilte die knarrenden Stufen hinab, ohne Antwort zu
geben.
Er machte kein Licht. Er schien die Augen einer Katze zu
haben.
Gustner knipste das Licht an und lief so schnell nach unten, wie
es die steile, ausgetretene Treppe erlaubte.
Als er die Tür erreichte, war weit und breit keine Spur mehr
von dem Magier zu sehen.
*
Der Mann hinter dem Steuer zuckte zusammen und riß den Kopf
herum.
»Richten Sie den Blick schön auf die Straße, Herr
Gablisczek«, sagte Macabros. »Es könnte sonst etwas
passieren.«
»Wer sind Sie? Wie kommen Sie in diesen Wagen?«
»Mein Name ist Björn Hellmark. Sie sind schon die ganze
Zeit hinter mir her, Herr Gablisczek. Das finde ich merkwürdig.
Braucht nicht Abraxas Sie als Fahrer?«
»Was wollen Sie von mir?«
Die Stimme des dunkelhaarigen Polen klang erregt.
»Die Frage könnte eher umgekehrt ich stellen. Was wollen
Sie von mir? Seit meiner Abfahrt sind Sie praktisch hinter mir her.
Es sollte mich nicht wundern, wenn Ihnen plötzlich etwas
eingefallen ist, das Sie vergessen haben. G hat sich plötzlich
angemeldet stand auf Robinsons Terminkalender. G – wie
Gablisczek?«
Er schoß die Frage direkt ab, und im gleichen Augenblick
wußte er, daß er richtig mit seinem Verdacht lag.
Gablisczeks Gesichtsausdruck veränderte sich. Die Furchen
neben seinem Mund wirkten schärfer eingeschnitten. Ein dumpfes,
tierisches Knurren brach aus der Kehle des unheimlichen Fahrers, der
nur noch eine Karikatur seiner selbst war.
Björn Hellmark reagierte in dem vorausfahrenden Fahrzeug im
gleichen Augenblick.
Die Dämonenmaske!
Schon riß er sie aus der Hosentasche und zerrte sie
über sein Gesicht.
Damit war auch er verändert.
Ein gepflegt gekleideter Mann mit dem Aussehen eines Toten hockte
plötzlich hinter dem Steuer des roten Ford Consul. Der bleiche
Schädel war ein blanker Knochen, dessen kahler Hals vom Kragen
eines blütenweißen Hemdes umspannt wurde. Darunter hing
ein blauweiß gepunkteter Schlips.
Das war Hellmarks Maske, Hellmarks zweites Gesicht, das Gesicht,
das er den Dämonen zeigen mußte.
Und dieses Gesicht zeigte in diesem Moment auch sein
Zweitkörper hinter dem Unheimlichen am Steuer des
Rolls-Royce.
Der Fahrer sah den ungebeten, wie ein Gespenst in seinen Wagen
gelangten Gast im Innenspiegel.
Es ging Schlag auf Schlag.
Die Dämonenmaske kam nicht voll zur Wirkung – oder der
andere setzte sich zur Wehr, ehe diese Wirkung überhaupt
eintreten konnte.
Auf der schmalen, geraden Straße, die mitten durch den Wald
führte, kam Björn Hellmark
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