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Macabros 027: Totenbarke nach Xantilon

Macabros 027: Totenbarke nach Xantilon

Titel: Macabros 027: Totenbarke nach Xantilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Etwas stimmt hier nicht.«
Sorge klang in seiner Stimme. Der große, blonde Mann mit der
bronzefarbenen Haut zog sein Schwert aus der Scheide.
    »Warte hier auf mich, Amina«, sagte er unvermittelt.
    Die Angesprochene schüttelte den Kopf. »Nein, Throx, ich
bleibe nicht allein zurück.«
    Er bewunderte den Mut der fremden Frau.
    »Egal, was auch sein mag, es gibt für mich keinen
anderen Weg. Ich habe nichts mehr zu verlieren, Throx! Ich kann nur
noch meine Freiheit gewinnen! Die Mächte, die du bekämpfst,
die auch Warnak zurückzudrängen und zu überlisten
versuchten, wirken über die Zeiträume hinweg. Du siehst
mich groß an, du verstehst das nicht. Ich könnte es dir
erklären, aber dennoch bleibt fraglich, ob du die
Zusammenhänge begreifen würdest. Laß mich mit dir
gehen, das ist das einzige, worum ich dich bitte! Du verfügst
über Kenntnisse, die ich nicht habe. Du kannst mich sicher
dorthin begleiten, wo die Barken warten, welche die erholten Seelen
der Krieger zum Schlachtfeld zurückbringen, das sich immer mehr
der Hauptstadt dieser Insel nähert.«
    Sie gingen durch den Eingang. Dunkelheit legte sich wie ein Mantel
über sie.
    Throx setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen und
zündete dann die Fackel an, die er mitgebracht hatte. Der
glosende Schein flackerte an der nackten, schwarzen Felswand. Vor
ihnen verschmälerte sich der Weg und führte zu einer endlos
scheinenden Brücke, die einen gigantischen Abgrund
überspannte. Darunter gurgelten wild schäumende Wasser. Die
Wucht der aufprallenden Wellen war so heftig, daß gischtige
Tropfen die Felswand emporspritzten, sogar die schmale Brücke
selbst berührten.
    Amina hielt den Atem an, während sie hinter dem fremden
Krieger herlief. Ihre Hände lagen auf den Schultern Ihres
Kindes, das sich der gefährlichen Situation anpaßte und
die hinter ihnen liegenden Strapazen bisher gut verkraftet hatte. Sie
waren nun an einem wichtigen Scheideweg ihres Schicksals, das
Dämonen und übelwollende Geister ihnen zugedacht hatten,
angelangt und mußten mit den Problemen und Tatsachen
fertigwerden, mit denen sie konfrontiert wurden.
    Bisher war alles nur noch eine Entführung. Amina und der
kleine Taaro waren in einer gefährlichen Zeit abgesetzt worden,
um Arson gefügig zu machen.
    Sie konnten hier bei den Ereignissen, welche das Schicksal einer
ganzen Welt bestimmten, zerrieben werden. Das war ein Plan der
Dämonen. Aber Amina fürchtete den Tod nicht. Zu oft stand
sie ihm gegenüber. Schlimmer war das andere, das man Taaro und
ihr angedroht hatte: Man wollte ihre Seelen vernichten und sie zu
Halbdämonen machen. Das bedeutete: sie würden mit allen
Fasern ihres Herzens ihr ehemaliges Menschsein begreifen, würden
aber um ihre Verwandlung wissen und mehr das grausige und
häßliche Treiben der Dämonen ausüben.
    In ihren Herzen würden sie begreifen, daß sie Unrecht
taten – aber sie konnten nicht verhindern, dieses Unrecht zu tun
und würden selbst die besten Freunde ins Verderben ziehen, die
eigene Familie und den eigenen Partner.
    Davor graute ihnen mehr als vor dem Tod.
    Kein Wort kam über ihre Lippen, als sie den Weg ins Ungewisse
gingen.
    Die Felsen zu beiden Seiten veränderten sich. Die glatten
Wände wirkten mit einem Mal brüchig und großporig wie
gigantisches, zu Stein gewordenes Spinngewebe. Das sphärenhafte
Singen und Klingen kam näher.
    Am Ende führte eine Treppe in eine unübersehbare Tiefe.
Sie mußten nach unten gehen. Modrige Luft schlug ihnen
entgegen. Die Fackelflamme bewegte sich hin und her.
    Sie erreichten ein Felsplateau, von dem aus neue Treppen in die
Tiefe führten.
    Geheimnisvolle und farbenprächtige Stalagmiten ragten aus der
Tiefe empor. Sie kamen sich vor wie in einer kristallenen,
gläsernen Welt, in der die Farben Schwarz, Blau und Violett
vorherrschten, in der es keine helleren, freundlicheren Farben zu
geben schien.
    Schweigend und beeindruckt von der Größe und dem
Aussehen des Totenreiches setzten sie ihren Abstieg fort.
    Dann sahen sie die Grüfte. Schwarze, bizarre Nischen, die von
einem dunklen, verworrenen Gespinst halbdurchsichtig überspannt
waren.
    Vermoderte Skelette hingen dann, von einer braunen, lederartigen
Haut überzogen. Opfer, die im Kampf mit den Dämonen
gefallen waren und bisher vergebens auf ihre Befreiung gewartet
hatten. Ihre Seelen waren an einen fremden Ort oder in fremde
Wesenheiten gebannt, und sie wurden gezwungen, Dinge zu tun, die sie
nicht tun wollten. Ihren eigentlichen Sinn

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