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Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten

Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten

Titel: Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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konnte.
    Minuten später winkte sie dem Piloten noch einmal zu, der die
Maschine Wendete, Gas gab und das Flugzeug mit wachsender
Geschwindigkeit über das Wasser jagte, bis es die Nase hob und
an Höhe gewann.
    Das Brummen des Flugzeugmotors war noch eine Zeitlang zu
hören.
    Dann endlose Stille. Die Stille der Natur, die durch das Quaken
der Frösche, das Zwitschern der Vögel und das Surren der
Insekten belebt wurde.
    Cynthia atmete tief durch.
    Allein. Endlich.
    Ein Boot lag, mit einer Plastikplane abgedeckt, vertäut am
Ufer, versteckt zwischen wirrem Gestrüpp, das während der
letzten Monate nachgewachsen war. Bis vor einem halben Jahr war die
Insel regelmäßig von einem Gärtner angefahren und
versorgt worden. Dieser Mann war bei einem Autounfall ums Leben
gekommen. John D. Moreen, mit seinen Geschäften und der
Nachfolge für sein Unternehmen vollkommen ausgefüllt, hatte
noch keine Zeit gefunden, sich um einen Nachfolger zu bemühen,
obwohl er gerade in Chokoloskee viele Interessenten gefunden
hätte.
    Cynthia Moreen nahm ihre Tüten und den Koffer auf und
entfernte sich vom Ufer. Unter dem dichten Blätterdach der
uralten Bäume empfing sie eine angenehme Kühle.
    Das Haus lag etwa einhundert Meter vom Strand entfernt.
    Sie sprachen in der Familie immer von einem kleinen Haus. Aber das
war es keineswegs. Das Haus hatte zwölf Zimmer, war einstockig
und hatte kleine Erker, eine hölzerne Terrasse, überdacht,
eine Balustrade und ein wunderschönes Fachwerk.
    Viele sauber angelegte Wege führten in den dichten Wald der
Insel, die ein einziger, großer Park war. Hier lebten und
nisteten sämtliche Vogelarten, hier gab es versteckte
Tümpel und Teiche, und Bänke luden zum Sitzen ein.
    In seinen besten Zeiten hatte John D. Moreen zwei- bis dreihundert
Gäste hier auf der Insel bewirtet und rauschende
Sommernachtsfeste gefeiert. Die meisten Gäste waren mit eigenen
Yachten eingetroffen. Andere ließen sich von privaten
Fähren, die von Chokoloskee aus ablegten, hierherbringen und
brachten ganze Zeltausrüstungen mit. In den zwölf Zimmern
konnte man eine Reihe der Gäste unterbringen, andere schliefen
in den Kabinen ihrer Yachten, dritte wiederum bauten ihre Zelte auf,
so daß die Insel zeitweise einem Heerlager glich.
    John D. Moreen liebte Feste und viele Gäste um sich herum. In
der Rolle des Gastgebers fühlte er sich wohl. Sein sich
verschlechternder Gesundheitszustand machte dem ein Ende.
    Alle Fensterläden waren verschlossen, ebenso die
Tür.
    Die Schlüssel hatte Cynthia dabei. Die massive Holztür
schwang leise knarrend nach innen.
    Rundum Dämmerung.
    Sie öffnete erst einmal alle Fenster, ließ die
abgestandene Luft hinaus. Sämtliche Möbel im ganzen Haus
waren mit Tüchern abgedeckt. Cynthia begann unmittelbar nach
ihrer Ankunft damit, sie wegzuräumen, Staub zu wischen, und
alles so herzurichten, wie sie es gerne wollte. Eigentlich
hätten ihr zwei oder drei Räume genügt: die
Küche, das Kaminzimmer, mit Blick auf die Holzterrasse und die
Bucht, ein Schlafraum. Aber sie konnte es nicht ausstehen, wenn die
anderen Räume verschlossen und die Möbel zugedeckt waren.
Solange sie hier war, wollte sie jeden Raum betreten können,
ohne das Gefühl zu haben, in eine Rumpelkammer zu geraten.
    Sie arbeitete flott, um vom Fleck zu kommen.
    Als sie mit der Arbeit fertig war, sank bereits die Sonne.
    Cynthia genoß diesen ersten Sonnenuntergang auf der Insel.
Sie saß in dem ausladenden, bequemen Korbsessel draußen
auf der Terrasse und blickte hinaus auf das spiegelglatte Wasser
über den tieffliegende Vögel ihre Bahn zogen und wie zum
Leben erwachte Scherenschnitte gegen den Glutball der Sonne
wirkten.
    Die Frösche quakten lauter als zuvor. Aus der Tiefe des
parkähnlichen Waldes erscholl aus ebenso zahlreichen
Froschkehlen Antwort.
    Am ufernahen Rand glitt eine Wildentenfamilie vorüber,
verschwand in dem wildwuchernden Unterholz, das geheimnisvolle
Gänge und Wege für kleinere Tiere eröffnete.
    Cynthia trank einen eisgekühlten Gin-Fizz und streckte die
Beine weit von sich.
    In Miami hatte sie etwas gegessen, so daß sie keinen Appetit
darauf verspürte, sich jetzt etwas zu kochen.
    Sie zündete sich eine Zigarette an und blickte sinnierend den
sich kringelnden und kräuselnden Rauchwolken nach.
    Hier in dieser Abgeschiedenheit war sie allein mit ihren Gedanken
und Problemen, nichts und niemand lenkte sie ab. Wenn es wirklich
stimmte, daß alles, was sie erlebt zu haben glaubte, nur eine
Folge von

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