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Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten

Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten

Titel: Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Schatten wurden für Kriege und Verbrechen und
grausame Folterungen verantwortlich gemacht, die sie niemals begangen
hatten. In einer fernen Zeit, als wir dieses Land mit unserer
Güte und Freundlichkeit bekehren wollten, als wir ein Paradies
aus einer Wildnis zu machen gedachten, da waren die Ureinwohner
dieses Landes nicht reif für eine solche Entwicklung. Lange Zeit
ist seitdem vergangen. Du befindest dich in der Vergangenheit der
Erde, auf einer Insel, auf die die Schatten verbannt wurden. Nur du
kannst uns helfen.«
    »Warum – ausgerechnet ich?«
    »Weil du freundlich bist.«
    »Es gibt auch andere, die freundlich sind.«
    »Ja. Aber nur eine kann auserwählt sein. Auf dich ist
die Wahl gefallen.«
    Der Wind zauste in ihren Haaren. Auf dem stürmischen Plateau
war es unfreundlich. Sie glaubte ein Grauen, das sie nicht
beschreiben konnte, körperlich zu spüren. Es war dauernd
anwesend, unbeschreiblich, namenlos, unsichtbar.
    »Was ist das, was ich immer hier fühle?« fragte sie
leise. Sie merkte, daß sie sich gegen den Wind stemmte und auf
das sechste Tor zuging, als würde ein fremder Wille sie dazu
zwingen.
    »Es ist die Anwesenheit der anderen, ihre ständige
Gegenwart. Sobald das siebente und letzte Tor geöffnet ist, wird
sich das ändern. Dann sind die Schatten frei und können das
Grauen, das jetzt noch in ihrer Nähe herrscht, besiegen. Wir
allein schaffen es nicht. Menschenhände müssen uns helfen.
Es sind deine Hände, die vollbringen, was wir ersehnen. Ich
selbst bin nur ein kleines Rädchen in einem großen
Uhrwerk, ein Diener meines Herrn, des mächtigen
Schattenfürsten. Er wird dich für deine Tat fürstlich
belohnen. Nun komm, öffne uns das sechste Tor.«
    Cynthia Moreens Augen verengten sich. »Wenn ihr es so eilig
habt, eure Freiheit wiederzuerlangen, dann könnte ich euch doch
sofort dazu verhelfen. Ich könnte auch das siebente Tor noch
öffnen.«
    »Das geht nicht. Es widerspräche der Formel, die uns
Freiheit schenkt. Damit würdest du alles zunichte machen. Heute
ist das sechste Tor, morgen das siebente. So ist es richtig, so
muß es sein. Komm!«
    Sie kam. Wie in der letzten Nacht, so kämpfte sie auch heute
wieder gegen Angst und Grauen an, das sich ihr mit dem Sturm
entgegenwarf, als sollte ihre Annäherung an das Tor verhindert
werden.
    Doch mit dem rätselhaft und fremdartig aussehenden
Torwächter an ihrer Seite schaffte sie es.
    Sie berührte die kahle, massive Felswand und das sechste Tor
schwang nach außen.
    Aus dem Innern quoll goldener Glanz ans Licht.
    »Komm«, sagte der Wächter. »Ich will dir
zeigen, was dich erwartet, damit du meinen Worten Glauben schenken
kannst.«
    Er nahm sie bei der Hand und zog sie über die Schwelle.
    Zum erstenmal seit ihren unfreiwilligen Besuchen auf dem
schrecklichen Plateau bekam sie zu sehen, was sich hinter einem der
Felsentore befand.
    Sie passierte das Dunkel – und die Welt vor ihr
veränderte sich schlagartig Sie bekam etwas zu sehen, was nicht
in dieses Leben, nur in ein Märchen zu passen schien.
     
    *
     
    Gewaltige goldene Säulen ragten vor ihr empor. Goldene
Behälter, die bis an die Decke reichten, waren bis über den
Rand mit kostbaren Edelsteinen. Perlen und Geschmeide angefüllt.
Manche quollen über. Es schien, als könnten sie jeden
Augenblick ins Rutschen geraten und sich wie ein goldener Regen auf
sie ergießen.
    Cynthia Moreen stockte der Atem.
    Sie vernahm den Wind nicht mehr. Eine unendliche Stille
hüllte sie ein.
    Sie wußte nicht, wie lange sie dastand und den Blick nicht
von dem märchenhaften Schatz wenden konnte.
    Wie im Traum ging sie tiefer in die Höhle hinein, wagte es,
die eine oder andere Kette, einen Ring oder eine wunderschöne
mit Edelsteinen besetzte Brosche mit spitzen Fingern aus der
Fülle herauszunehmen.
    Ihre Augen schimmerten feucht.
    Nie hatte sie geglaubt, daß materielle Dinge sie so sehr zu
fesseln vermochten. Sie kannte keine Armut, keine Not. Nie hatte sie
auf einen Wunsch verzichten müssen. Die Millionen ihres Vaters
hatten der Familie ein sorgenfreies Leben geschenkt. Cynthia war
vierzehn, als sie ihr erstes eigenes Aktienpaket geschenkt bekam und
zu verwalten hatte. Mit siebzehn machte sie eine Reise rund um die
Welt, die vierzig Tage dauerte. Sie besaß Schmuck und
Edelsteine, Perlen und Brillanten. Es gab keinen Wunsch, den sie
hätte äußern können.
    Dies hier war jedoch etwas ganz anderes. Es war weniger das
Materielle, der Umfang des Schatzes, der nicht mit

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