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Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten

Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten

Titel: Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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stürmische Wind fiel sie wieder an, und das Grauen, das
in der Luft lag, drang wie ein Gift in ihre Poren ein.
    Der Wächter blieb an der Pforte zurück.
    Cynthia Moreen mußte sich anstrengen, sich noch einmal
umzuwenden, um ihn zu sehen. Dunkle, zerfetzte Nebelbahnen peitschten
über das Plateau. Die ungeheure Angst kam wieder.
    »Du wirst wiederkommen?« vernahm sie die Stimme des
Wächters. Seine Worte mischten sich in das Brausen des
Sturms.
    »Jaa!« brüllte sie. »Ich werde euch
befreien.«
    Sie spürte das kühle Metall in der Hand, und erst jetzt,
nach diesem Sinnenrausch im Innern der Höhle, wurde ihr
bewußt, daß sie diesmal tatsächlich etwas
mitgenommen hatte.
    Die Münze mit den Fabelwesen und seltsamen Symbolen lag in
ihrer Hand.
    Wenn sie jetzt erwachte, mußte sie nur die Hand öffnen,
und es würde sich zeigen, daß dies mehr als ein Traum
gewesen war.
    Alle konnte sie überzeugen. Sie würde die Münze
auch Kaphoon zeigen und ihn fragen, was die Zeichen und Bilder
bedeuteten.
    »Achte auf das Geschenk!« rief der Wächter ihr noch
nach. »Dir bringt es Glück. Gib es nie aus der Hand! Jedem
anderen bringt es den Tod.«
     
    *
     
    Sie wollte noch fragen, wieso ein Gott, der Glück und
Zufriedenheit wollte, der Liebe war – auch den Tod schicken
konnte.
    Dazu kam sie nicht mehr.
    Der heftige Sturm packte sie, die dunklen Nebel wogten und fetzten
und machten den Torwächter neben dem sechsten der
geöffneten Tore zu einem düsteren, verzerrten Schemen.
    Dann Ruhe und Stille.
    Sie schlug die Augen auf und stellte fest, daß sie in ihrem
Bett lag.
    Ein tiefer Atemzug hob und senkte ihre Brust.
    Cynthia richtete sich auf, starrte auf ihre geschlossene
Rechte.
    Sie öffnete sie.
    Kreisrund, aus schimmerndem glänzendem Gold, lag die
Münze mit der Prägung in ihrer Hand.
    Sie griff mit den Fingern der anderen Hand danach. Fest und hart
war sie. Echt war sie. Man konnte darauf beißen und fühlte
sie zwischen den Zähnen.
    Cynthia betrachtete die Prägung.
    In einem Kreis schlanker, formenreicher Blüten entdeckte sie
kniende Menschen, die ein seltsames Gebilde anbeteten. Cynthia wurde
an das schwebende, bizarre Wesen erinnert, das in jener goldenen
Halle unter der Decke schwebte und eine Mischung aus Schmetterling
und Blüte war. Strahlenförmig angeordnete schmale Striche
deuteten darauf hin, daß dieses von Menschen angebetete Wesen
eine Gottheit war.
    Die Menschen auf der Münze machten einen glücklichen,
verklärten Eindruck.
    Cynthia lächelte, während sie die Münze umdrehte,
worauf das gleiche, von Strahlen eingefaßte Wesen in einer
brillanten Darstellung prangte.
    Plötzlich zuckte sie zusammen und hob den Blick.
    Ein Geräusch?
    Sie hielt den Atem an.
    Da war es wieder.
    Es kam von unten, als ob jemand auf leisen Sohlen durch einen Raum
schleiche. Jetzt klappte eine Tür ins Schloß.
    Cynthia Moreen wurde totenbleich. Es gab ihr einen Stich durchs
Herz.
    Es war jemand im Haus. Nicht eine einzige Sekunde gab es
darüber einen Zweifel.
    Sie stieg aus dem Bett, preßte die Hand welche das kostbare
Mitbringsel aus einer anderen, vorgeschichtlichen Welt hielt,
unwillkürlich fester zusammen als fürchte sie, es zu
verlieren.
    Sie schlich durch den Raum, nahm das Gewehr, das neben der
Tür an der Wand lehnte und drehte den Schlüssel leise und
vorsichtig im Schloß. Ein leises Knacken. Dann wieder
Stille.
    Dunkelheit von unten. Matt schälten sich die Umrisse des
Treppengeländers und des holzverkleideten Flurs aus dem
Dunkel.
    Cynthia stieg die Treppen nach unten.
    Das Geräusch war aus einem der im Parterre liegenden
Gästezimmer gekommen.
    Sie hielt den Atem an, als sie schwachen, abgeschirmten
Lichtschein unter der Türritze durchschimmern sah.
    Hatte sie vergessen, das Licht dort auszuschalten?
    Schließlich war sie in jedem einzelnen Raum gewesen.
    Nein, sie erinnerte sich genau, jeden Schalter getätigt und
zum Schluß noch einen Rundblick gemacht zu haben, ehe sie die
Tür zu ihrem Zimmer schloß.
    Sie entsicherte das Gewehr, hörte leises Rascheln hinter der
Tür und lauschte einen Moment lang.
    Es hörte sich an, als ob dort jemand etwas einräume. Ein
leises Lachen. Jemand machte eine Bemerkung. Eine Männerstimme.
Irgendwie kam sie ihr bekannt vor, doch sie wußte im Moment
nicht, wo sie sie schon einmal gehört hatte.
    Sie klemmte das Gewehr unter den Arm und riß blitzschnell
die Tür auf.
    Vor ihr – zwei Personen.
    Ihr fielen fast die Augen aus den Höhlen, als sie

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