Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten
Meeres nicht mehr hatte,
ließ ihn erkennen, daß er nicht seit Anbeginn allein
unterwegs gewesen war.
Seine Begleiter fehlten: Rani Mahay, der Koloß von Bhutan,
der muskelbepackte Inder, der mit seinem bloßen Willen
Raubkatzen bezähmen konnte; Pepe, der vierzehnjährige Junge
aus den Urwäldern von Yucatan, den er bei einer Expedition dort
aufstöberte und dessen parapsychisches Talent ihn zum
Außenseiter bei den abergläubischen Einwohnern machte.
Sie waren mit einem Zeitschiff, das von Arson, dem Mann mit der
Silberhaut, der ebenfalls ein Dämonenjäger war und die
Spuren der finsteren Mächte in Zeit und Raum verfolgte, hierher
in die Vergangenheit gekommen.
Er war nicht Kaphoon, – er war Björn Hellmark. Er war in
Deutschland geboren und aufgewachsen und lebte in einem Luxusbungalow
in unmittelbarer Nähe des Genfer Sees. Dort lebte noch jemand,
den er sehr liebte: Carminia Brado, die rassige
Südamerikanerin.
Er hielt den Atem an. In diesen Sekunden funktionierte sein
Verstand wieder vollkommen normal, ohne daß der geheimnisvolle
schlafende Gott irgendwie eingegriffen hätte.
»Wo sind sie. Was ist aus ihnen geworden?« murmelte
er.
Und da war noch mehr, was ihm durch den Kopf ging.
Er dachte an seine Mission, an Al Nafuur, den rätselhaften
Geisterführer, der einst auf Xantilon lebte, und der der
weißen Kaste der Priester angehörte, die das Ewige Leben
im Geiste anstrebten, um den Körper zu überwinden.
Die Gegenspieler der Weißen Priester waren die Schwarzen
Priester, an oberster Stelle Molochos, der den Ehrgeiz hatte, die
Dämonen zu befehligen, einen besonderen Platz im Reich der
Finsternis einzunehmen.
In der Gegenwart, aus der Hellmark kam, ereigneten sich Dinge, die
eindeutig auf das Wirken Molochos’ zurückgingen.
Um zu erfahren, was sich seinerzeit in ferner Vergangenheit
abspielte, als Molochos seinen Köder auslegte, hatte er Arson
begleitet. Doch nicht nur aus diesem Grund trat er die Reise mit an.
Er wollte auch Arson unterstützen, dessen Frau und Sohn von
Dämonen in die Vergangenheit entführt worden waren. Arson
hatte festgestellt, daß nur ein Zeitpunkt in Frage kam, an dem
seine Lieben in Xantilon eingetroffen sein konnten. Es waren die
Tage, für die Xantilons Untergang geweissagt worden waren.
Die Stadt war bereits nur noch ein Trümmerhaufen,
menschenleer, verödet. Die Insel selbst sollte nachfolgen. Wer
etwas ahnte, versuchte dieses Land zu verlassen. Das hieß: wer
die Möglichkeit dazu hatte.
Hellmark schluckte. Seine Kehle fühlte sich trocken und
heiß an, als ob er Fieber hätte. Er war ebenfalls auf
diese Insel verschlagen worden, wußte nicht den genauen
Zeitpunkt ihres Untergangs. Er mußte alles daransetzen, eine
Möglichkeit zu finden, das Leben der Freunde und sein eigenes zu
retten.
»Von wem sprichst du?« wurde er von dem Blaugekleideten.
Unterbrochen, der seine leise gestellten Fragen vernommen hatte.
»Von den Freunden«, reagierte Hellmark sofort.
»Wenn dein Gott so mächtig ist, wie du sagst, wird er mir
auch etwas über ihr Schicksal berichten können.«
»Nur berichten?« vernahm er da eine Stimme, die aus der
Unendlichkeit des Kosmos zu kommen schien. Er fuhr zusammen.
»Ich kann noch mehr, Kleingläubiger. Ich kann dich zu den
Freunden bringen, wenn du diesen Wunsch hast.«
Björn Hellmark warf den Kopf herum, starrte in die Tiefe der
Halle, wo das Glühen und Glimmen besonders intensiv war. Das
zarte riesige Gespinst, halb Blume, halb seltsames Tier, hing leise
vibrierend in der Luft über ihm. Von dort kam die Stimme. Ein
Gott hatte sich ihm offenbart.
*
Irritiert trat er zwei, drei Schritte weiter vor.
Er starrte in den glimmenden Dämmer.
»Wer bist du?« fragte er leise.
Er fühlte die Nähe von etwas Großartigem,
Ungeheuerlichem, Unaussprechlichem. Die Nähe eines Gottes.
Hier in der Vergangenheit, als noch Teufel und Dämonen,
Fabelwesen und Götter, Zauberer und Elfen die Erde
bevölkerten, galten noch andere Gesetze. Die Menschen der
Gegenwart und der Zukunft wurden mit den Ausläufern dieser Dinge
konfrontiert, ohne zu ahnen, wie das zusammenhing.
Die meisten glaubten nicht an diese Obernatürlichen
Kräfte, nicht an die Existenz von Geschöpfen, die nicht in
das normale Bild paßten.
»Ich bin Haophylkontromtetcoilak, der Unaussprechliche, Herr
der Schatten, durch List und Intrige niederer Wesen in die Verbannung
getrieben, eingesperrt in eine tote Stadt, in der einst mächtige
Dämonen hausten. Ich sehne
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